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Neu-Ulm: Peinliche Pannen: So narrte der entflohene Häftling seine Verfolger

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Peinliche Pannen: So narrte der entflohene Häftling seine Verfolger

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    Von dem Häftling fehlt jede Spur: Der 27-Jährige, der am Dienstag vor dem Neu-Ulmer Amtsgericht seinen polizeilichen Bewachern davongelaufen war, ist weiter auf der Flucht. Wie die Polizei mitteilte, hat eine Großfahndung bislang nicht zur Ergreifung des Mannes geführt, dem wegen Drogendelikten eine mehrjährige Haftstrafe droht.

    So gelang dem Häftling die Flucht

    Inzwischen haben Polizei und Justiz präzisiert, wie sich die kuriose Flucht des Handschellen tragenden Neu-Ulmers vor zwei Polizeibeamten am helllichten Tag zugetragen hat. Demnach stand der Mann, ein mehrfach wegen Drogendelikten vorbestrafter Neu-Ulmer mit kasachischen Wurzeln, am Dienstag ab 10 Uhr vor Richterin Gabriele Buck am Neu-Ulmer Amtsgericht. Er musste sich wegen Diebstahls verantworten, weil er in eine Bankfiliale in Offenhausen eingestiegen war, wo er versuchte, den Geldautomaten zu knacken. Was ihm aber nicht gelang, weil die Ausführung der Tat nach den Worten von Amtsgerichtsdirektor Thomas Mayer „höchst dilettantisch“ war.

    Zur Verhandlung war der 27-Jährige in einem vergitterten Kleinbus nach Neu-Ulm gebracht worden – er sitzt derzeit wegen eines Drogendelikts in Memmingen in Untersuchungshaft. Bei der Drogensache geht es offenbar um größere Mengen Heroins, dem Untersuchungshäftling drohen deshalb mehrere Jahre Haft. Die Verhandlung wegen Diebstahls in

    Plötzlich riss sich Kvade los

    Möglicherweise waren es diese trüben Zukunftsaussichten, die den 27-jährigen auf Fluchtgedanken brachten. Die Gelegenheit ergab sich, als seine beiden Bewacher den vergitterten Gefangenentransporter, dessen seitliche Schiebetür zugeparkt war, aus der Parklücke vor dem Gerichtsgebäude in der Schützenstraße 17 rangierten. Ein Polizist saß am Steuer, seine Kollegin gab Handzeichen, während sie gleichzeitig den an den Händen gefesselten Mann festhielt. Plötzlich riss dieser sich los und rannte Richtung Gartenstraße, verfolgt von der Polizistin, die aber offenbar nicht so recht mit dem Drogenabhängigen Schritt halten konnte.

    Anschließend scheiterte auch der Versuch, den Ausreißer mit dem Polizeitransporter zu verfolgen – denn die Schranke des Gerichtsparklatzes öffnete sich nicht. Die beiden Polizeibeamten, denen der Häftling entkam, sind dem Vernehmen nach äußerst zerknirscht über den peinlichen Vorfall. Disziplinarische Konsequenzen wird die Sache aber offenbar nicht haben. „Das war wohl alles andere als glücklich, grobe Fahrlässigkeit liegt aber offenbar nicht vor“, sagt Polizeisprecher Christian Owsinski. Es werde aber eine genaue Untersuchung des Vorgangs geben, um daraus Lehren zu ziehen. Die Polizei sei sich im Übrigen sicher, den Untersuchungshäftling bald zu finden, sagt Owsinski.

    Wird der ausgebüchste U-Häftling erwischt, wird die Flucht für ihn wohl keine weiteren Strafen nach sich ziehen. Amtsgerichtsdirektor Mayer: „Solange er bloß wegläuft und keine Gewalt anwendet, ist das keine Straftat.“

    Noch aber läuft die Fahndung, bei der die Polizei um die Mithilfe der Bevölkerung bittet. Der Mann ist 27 Jahre alt, 1,83 Meter groß, schlank und hat keinen Bart. Am linken Unterarm hat er auffällige Tätowierungen – eine Pflanze und drei Totenköpfe – sowie tätowierte Buchstaben am rechten Handrücken und an den Fingern. Bei seiner Flucht war er bekleidet mit einer hellblauen hüftlangen Jacke, blauer Jeans und weißen Sportschuhen. Er trug einen Bauchgurt mit angebrachten Handschellen. Die hat er inzwischen möglicherweise knacken können. Der Untersuchungshäftling hat laut Polizei im Raum Neu-Ulm viele Bekannte, einer ihnen könnte ihn mit Bolzenschneider oder Trennschleifer befreit haben. Auf dem Umfeld des Flüchtigen liegt auch ein Schwerpunkt der Großfahndung. Auch wenn er nicht als gefährlich gilt, wird davor gewarnt, sich dem Mann zu nähern – wer ihn sieht, solle unverzüglich die Polizei zu rufen.

    Zeugenaufruf: Sachdienliche Hinweise nehmen die Polizeiinspektion Neu-Ulm (Telefonnummer 0731/8013-0) sowie jede andere Polizeidienststelle oder der Polizei-Notruf unter 110 entgegen.

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