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Neu-Ulm: Paukenschlag beim TSV Pfuhl: Vorsitzender tritt zurück - das sind die Gründe

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Paukenschlag beim TSV Pfuhl: Vorsitzender tritt zurück - das sind die Gründe

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    Das Vereinsgelände des TSV Pfuhl an der Holzstraße. Der mitgliederstärkste Klub der Stadt Neu-Ulm muss nach dem Rückzug von Patrick Winter einen neuen Vorsitzenden suchen.
    Das Vereinsgelände des TSV Pfuhl an der Holzstraße. Der mitgliederstärkste Klub der Stadt Neu-Ulm muss nach dem Rückzug von Patrick Winter einen neuen Vorsitzenden suchen. Foto: Alexander Kaya

    Der größte Verein der Stadt Neu-Ulm steht bald ohne Vorsitzenden da: Vor einer Woche hat Patrick Winter seine beiden Vorstandskollegen informiert, dass er sein Amt zum 30. September aufgibt. Am Montag gab er auch den Abteilungsleitern Bescheid. Im April 2016 hatte Winter, damals 31, den Vorsitz von Ursula Hörger übernommen. Viereinhalb Jahre später sagt er: „Wir haben viel erreicht.“ Dass das nicht immer ohne Reibung klappte, räumt Patrick Winter selbst ein.

    Als er erstmals in das Amt gewählt wurde, hatte der TSV Pfuhl 2650 Mitglieder, inzwischen ist deren Zahl auf mehr als 3000 angewachsen. Winter spricht von einem wichtigen Schritt. Zudem, sagt er, habe man die Zahl der Vollzeitkräfte aufgestockt und den Verein professionalisiert. Zuletzt arbeitete der Vorstand an einer neuen Satzung, einer Finanzordnung, einer Beitragsordnung und Standards für die Buchhaltung. Ob diese Regelungen in Kraft treten, müssen die Mitglieder noch entscheiden.

    Führung des TSV Pfuhl fällt zwei Mal mit Vorschlägen durch

    Mit Vorschlägen im Zusammenhang mit Geld war die Vereinsführung in den zurückliegenden Jahren zwei Mal durchgefallen. Eine Sonderzahlung in Höhe von 18 Euro wegen klammer Kassen lehnten die Mitglieder im Juni 2018 genauso ab wie ein gutes Jahr davor den Antrag, dem Vorsitzenden mehr Spielraum bei finanziellen Entscheidungen zuzugestehen.

    Kritiker monieren die schlechte Kommunikation des Vorsitzenden. Der kennt diesen Vorwurf, sagt aber: „Wenn ein Verein so groß ist, muss man ihn manchmal führen wie ein Unternehmen. Und da kann ich auch nicht immer jeden fragen.“ Die neuen Regelungen, über die noch abgestimmt werden muss, sollen für die Zukunft Klarheit bringen. So soll beispielsweise der hauptamtliche Geschäftsführer bestimmte Entscheidungen künftig selbst fällen dürfen und den ehrenamtlichen Vorstand so noch stärker entlasten.

    Patrick Winter
    Patrick Winter Foto: Inge Pflüger

    Mit der Kritik, sagt Winter, habe sein Rückzug nichts zu tun: „Ärger gibt es in jedem Verein mal.“ Der Unternehmer, der einen Zehn-Mann-Betrieb für Blitzschutzkonzepte in Langenau führt, verweist auf private und berufliche Gründe. Zu den privaten wolle er vorerst nichts Näheres sagen, da müsse er noch ein paar Dinge klären. Beruflich fordere die Corona-Krise seine Firma: Einerseits, weil manche Aufträge weggefallen seien. Andererseits, weil die geltenden Regeln völlig neue Strukturen verlangten. Dadurch sei er als Unternehmer noch einmal deutlich stärker eingespannt als zuvor.

    Rücktritt beim TSV Pfuhl: Patrick Winter hält wenig von manchen Corona-Regeln

    Dass er von manchen der geltenden Corona-Regeln wenig hält, räumt Winter offen ein. „Aber das ist meine private Meinung“, betont er. Im Verein seien alle Corona-Vorgaben und Schutzmaßnahmen umgesetzt worden.

    Die Entscheidung, dass er dem Verein nicht länger vorstehen will, ist nach Winters Angaben in den vergangenen Monaten gereift. Sein Stellvertreter Johannes Stingl hatte nicht mit diesem Schritt gerechnet. Doch dass Winter aus beruflichen und privaten Gründen aufhören will, versteht der Pfuhler. „Das muss man akzeptieren, diese Dinge stehen vor dem Ehrenamt“, sagt Stingl, der auch Zweiter Bürgermeister der Stadt Neu-Ulm ist. Winter habe viele Dinge angestoßen. „Wir hatten strukturell Nachholbedarf“, erinnert sich der Vereinsvize. „Patrick Winter hat die Dinge angepackt und ist wichtige Reformen angegangen. Aber das lief nicht immer konfliktfrei“, beschreibt Stingl die beiden Amtszeiten des scheidenden Vorsitzenden.

    Rudolf Erne über Patrick Winter: „Es lief nicht harmonisch“

    Ein Konflikt führte schon früh zu einem Abschied. Rudolf Erne war zunächst Dritter Vorsitzender, zog sich aber schon nach dem ersten Jahr von Winters Amtszeit zurück. „Es lief nicht harmonisch“, sagt Erne heute. Mehr sagen oder gar nachkarten wolle er nicht.

    Nun sind Johannes Stingl und der heutige Dritte Vorsitzende und Vereins-Finanzfachmann Jochen Scheuerer gefragt. Wie Winter sagt, können die beiden den Verein bis zur Neuwahl eines Vorsitzenden führen. Die Abteilungsleiter könnten bis zur nächsten Wahl einen neuen Vereinschef bestimmen, ansonsten seien die Mitglieder gefragt.

    Wer Patrick Winter an der Spitze des TSV Pfuhl nachfolgt, ist noch völlig offen. „Vielleicht steht ja einer von denen auf, die mich sonst gerne kritisiert haben“, sagt der scheidende Vorsitzende. Sein Stellvertreter Johannes Stingl sagt, er habe noch keine Idee. „Es muss eine zukunftsorientierte Lösung sein“, formuliert er. „Das wird sicher nicht ganz einfach.“

    Für Patrick Winter soll es kein Abschied für immer sein. „Ich bin seit über 30 Jahren beim TSV Pfuhl und ich bin als Mitglied immer noch da“, sagt er. Auch, dass er wieder Aufgaben für den Verein übernehmen will, schließt der Unternehmer nicht aus.

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