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Neu-Ulm: Neu-Ulms größte Baustelle: Warum tut sich nichts am Südstadtbogen?

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Neu-Ulms größte Baustelle: Warum tut sich nichts am Südstadtbogen?

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    Die Baustelle am Südstadtbogen in Neu-Ulm ruht seit Monaten. Die Investoren des Großbauprojekts, zu denen auch die Stadt Neu-Ulm gehört, arbeiten an einem Plan, wie es weitergehen soll. Im Vordergrund ist die Memminger Straße mit der Baustelle vor der Glacis-Galerie zu sehen.
    Die Baustelle am Südstadtbogen in Neu-Ulm ruht seit Monaten. Die Investoren des Großbauprojekts, zu denen auch die Stadt Neu-Ulm gehört, arbeiten an einem Plan, wie es weitergehen soll. Im Vordergrund ist die Memminger Straße mit der Baustelle vor der Glacis-Galerie zu sehen. Foto: Horst Hörger

    Die Parkplätze sind weitgehend fertig, der Deckel ist drauf. Doch seit die Tiefgarage gebaut wurde, hat sich am Südstadtbogen nichts mehr getan, zumindest nicht sichtbar. Auf Neu-Ulms größter Baustelle in der Innenstadt herrscht seit Monaten Stillstand. Wie geht es weiter mit dem Millionen-Projekt, das Hunderte neue Wohnungen, ein Hochhaus und eine große Tiefgarage entlang der Bahngleise nahe der Glacis-Galerie umfasst?

    Die Pläne wurden durch die Insolvenz der Realgrund AG in Ulm gebremst

    Ausgebremst wurde das Großprojekt Ende vorigen Jahres durch die Pleite des bisherigen Bauherrn, der Ulmer Realgrund AG. Das Unternehmen hatte vor fünf Jahren dem Illertisser Unternehmer Ulrich Nickel das Südstadtbogen-Gelände abgekauft, das damals noch unter dem Namen „Grüne Höfe“ firmierte. Das 16.800 Quadratmeter große Grundstück befindet sich am Bahntrog südwestlich der Hermann-Köhl-Straße und der Memminger Straße in der Neu-Ulmer Innenstadt. Dort sind 450 neue Wohnungen, ein 13-stöckiges Hochhaus und 850 Parkplätze in einer Tiefgarage geplant. Vor drei Jahren war Spatenstich, die Fertigstellung war für Ende 2022 vorgesehen. Doch daraus wird sicherlich nichts.

    Weltkriegsbomben im Untergrund verzögerten das Projekt

    Mehrere Bombenfunde im Untergrund und die notwendigen Evakuierungen verzögerten den Baufortschritt. Dazu kam, dass die Baupreise innerhalb weniger Jahre exorbitant anstiegen. Realgrund geriet in finanzielle Schieflage. Die Rede war von einer „Projektunterdeckung beim Bau des Südstadtbogens“. Im Dezember 2019 beantragte das Unternehmen schließlich die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenregie.

    Als klar war, dass Realgrund abgewickelt wird, beschlossen die Investoren, das Vorhaben in Eigenregie durchzuziehen. Das wollen sie nach wie vor – aber es gestaltet sich schwierig. „Das Projekt Südstadtbogen befindet sich im Eigentum von vier Investoren, die in enger Kommunikation derzeit bestrebt sind, die Gebäude wie geplant herzustellen“, teilte die Stadt Neu-Ulm auf Anfrage mit. „Derzeit wird die technische und rechtliche Basis für die anstehende erforderliche Zusammenarbeit der Investoren erarbeitet.“ Bis diese Grundlagen geschaffen seien, werde die Baustelle ruhen.

    Die Stadt Neu-Ulm hat 390 Parkplätze in der Tiefgarage gekauft

    Die Stadt Neu-Ulm ist selbst einer der vier Investoren. Die anderen Geldgeber sind große Unternehmen wie Pensionskassen und Versicherungskonzerne. Die Stadt hat Realgrund 390 Parkplätze auf einer Ebene der Tiefgarage abgekauft. Sie sollen ein Ersatz für das Parkhaus am Bahnhof sein, das abgerissen wurde. Der Preis beträgt 30.000 Euro pro Stellplatz, was insgesamt eine Summe von 11,7 Millionen Euro macht. Bezahlt wurde nach Baufortschritt, daher wurden bislang sieben Millionen Euro überwiesen. Im Rohbau sind die Parkplätze fertig, doch so lange darüber noch eine Baustelle ist, kann die Stadt sie natürlich nicht nutzen. Zumal noch die Technik eingebaut werden muss. „Wir müssen das Teilstück, das wir schon haben, in Eigenregie fertigstellen“, sagte Kämmerer Berthold Stier, der das Dezernat Finanzen, Immobilienmanagement und Wirtschaft bei der Stadt Neu-Ulm leitet.

    Bislang gebe es ein 300 bis 400 Meter langes Trogbauwerk, „das mitten im Grundwasser liegt“, so Stier. Und darauf müsse nun der Hochbau gesetzt werden. Realgrund hatte dafür einen ausgeklügelten Plan, der fehlt nun. Wenn jetzt beispielsweise nur an einer Stelle gebaut werde, könnten durch Druck Schäden im Trogbauwerk entstehen, erläuterte Stier. Die Baumaßnahmen der verschiedenen Investoren müssten deshalb koordiniert und aufeinander abgestimmt werden. „Wir sind eine Schicksalsgemeinschaft“, sagte Stier. „Wir sind alle der Meinung, wir wollen weiterbauen. Aber wir müssen den Ingenieuren die Zeit lassen, die sie brauchen.“ Deshalb könne er momentan noch nicht sagen, wann die Bauarbeiten weitergehen.

    Das geplante Hochhaus an der Hermann-Köhl-Straße wird wohl später gebaut

    Natürlich seien die Pläne von Realgrund vorhanden, doch durch die Pleite des bisherigen Bauherrn sei viel Know-how verloren gegangen. Der Bauträger sollte das Großprojekt, dessen Gesamtkosten auf 140 Millionen Euro beziffert wurden, schließlich schlüsselfertig übergeben. Jetzt müssen sich die Investoren mit ihren unterschiedlichen Interessen zusammenraufen. Der Stadtkämmerer spricht von einer „Phase der Aufarbeitung“. Zumal auch die geplante Reihenfolge beim Hochbau über den Haufen geworfen wurde. Eigentlich sollte der 13-stöckige Südstadtturm an der Hermann-Köhl-Straße zuerst gebaut werden, jetzt kommt er vielleicht erst zum Schluss. Das geplante Hochhaus, in dem vor allem Büros unterkommen sollen, sei Teil der Insolvenzmasse, sagte Berthold Stier. „Da ist Bewegung eher nicht zu erwarten.“

    Ein weiteres Problem wirft die Realgrund-Pleite im Umfeld des Großprojekts auf. Das Unternehmen sollte eigentlich zum Schluss der Arbeiten auch die Straße und die Wege rund um den Südstadtbogen fertigbauen. Das war Teil des Gesamtpakets, das nun hinfällig ist.

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