Wegen der Corona-Pandemie finden derzeit Prüfungen an der Hochschule Neu-Ulm teilweise im Homeoffice statt. Bei einer solchen Online-Prüfung sollen Studierende reihenweise voneinander abgeschrieben haben. Die mutmaßliche Schummelei zieht schwere Konsequenzen nach sich: 35 Studierende sind durchgefallen, acht von ihnen werden nun sogar exmatrikuliert.
Wie Kanzler Marcus Dingel sagte, fand die besagte schriftliche Prüfung Ende Juli statt. Es handelte sich um ein „Take-Home-Exam“, die Studierenden konnten den Test also zuhause ablegen. Sie waren im zweiten Semester an der Fakultät Informationsmanagement an der Hochschule Neu-Ulm. Etwa 100 Studierende legten die Prüfung ab. Als die Professoren die Arbeiten korrigierten, stellten sie fest, dass in mehr als einem Drittel davon exakt übereinstimmende Angaben gemacht wurden – und zwar falsche.
Schummelei in Neu-Ulm? 35 Studenten gaben die gleiche Formel falsch wieder
„Es wurde ein identischer Fehler an der gleichen Stelle gemacht“, sagte Marcus Dingel. „Eine Formel wurde falsch wiedergegeben.“ Die Prüfungskommission sah einen klaren Täuschungsversuch. 35 Klausuren wurden deshalb mit 5,0 und damit als nicht bestanden bewertet.
Im August wurden die Prüfungsergebnisse bekannt gegeben. Die einmonatige Widerspruchsfrist läuft noch. Zehn Widersprüche sind bis Dienstag an der Hochschule eingegangen. Diese werden nun geprüft. Den Betrugsversuch zugegeben hat laut HNU keiner. Nach derzeitiger Sachlage spreche aber viel dafür, dass ein Täuschungsversuch stattgefunden habe, so Marcus Dingel.
Sollte es zu einer juristischen Auseinandersetzung kommen, landet der Fall beim Verwaltungsgericht Augsburg. Für acht der betroffenen Studierenden steht besonders viel auf dem Spiel: Weil sie die Prüfung bereits zum dritten Mal machten, droht ihnen die Exmatrikulation. Das heißt, sie fliegen von der Hochschule, wenn das Ergebnis bestehen bleibt. Denn laut Prüfungsordnung dürfen Examen maximal drei Mal abgelegt werden.
Nicht der erste Schummelfall an der Hochschule Neu-Ulm
Es ist nicht der erste Schummelfall an der HNU. „Das kommt immer mal wieder vor“, erklärte Hochschulkanzler Marcus Dingel. Auch eine Exmatrikulation nach einem Betrugsversuch bei einer Prüfung habe es bereits gegeben. „Aber in der Häufigkeit hatten wir es noch nicht.“
Ganz auf Online-Prüfungen verzichten wolle die Hochschule Neu-Ulm auch in Zukunft nicht, gerade in Corona-Zeiten, sagte Dingel. Die Studierenden hätten jetzt gesehen: „Wer schummelt, fliegt vielleicht raus. Wir hoffen, dass das vielleicht eine abschreckende Wirkung hat.“
Die HNU setzt zudem auf Aufklärung. Im Wintersemester startet das Programm „100 helfende Hände“, bei dem ältere Studierende die Erstsemester unterstützen und ihnen die Abläufe an der Hochschule erklären. Dabei soll es insbesondere auch um Online-Vorlesungen und Online-Prüfungen gehen. Marcus Dingel: „Wir wollen Studierende sensibilisieren, damit so was nicht noch einmal vorkommt.“
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