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Neu-Ulm: Mesale Tolu bleibt bis zum Prozess in der Türkei hinter Gittern

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Mesale Tolu bleibt bis zum Prozess in der Türkei hinter Gittern

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    Tolu arbeitete für die regierungskritische Nachrichtenagentur ETHA. Sie war am 30. April von Polizisten einer Anti-Terror-Einheit festgenommen worden.
    Tolu arbeitete für die regierungskritische Nachrichtenagentur ETHA. Sie war am 30. April von Polizisten einer Anti-Terror-Einheit festgenommen worden. Foto: Stefan Puchner, dpa

    Mesale Tolu bleibt weiterhin im Gefängnis. Das haben am Mittwoch Richter in Istanbul entschieden, die ihre Haft überprüft haben. Sie sind zu der Meinung gelangt: Bei der deutschen Journalistin bestehe Fluchtgefahr.

    Hoffnung von Angehörigen und Freunde zerstört

    Mit dieser Begründung ist der Antrag abgeschmettert und somit auch die, wenn auch trübe Hoffnung der Angehörigen und Freunde, zerstört worden. Baki Selcuk, Sprecher des Solidaritätskreises „Freiheit für Mesale Tolu“ und Freund der Familie, kann nicht nachvollziehen, warum Tolu nicht freigelassen wird. Er hält die Begründung „Fluchtgefahr“ für nicht gerechtfertigt. „Frau Tolu ist keine Person, die flüchten würde“, sagt Selcuk auf Nachfrage unserer Redaktion. „Sie ist inzwischen eine bekannte Persönlichkeit und könnte gar nicht so einfach abhauen. Noch dazu ist sie Mutter eines kleinen Kindes – eine Flucht wäre daher sehr schwierig.“ Er glaubt eher, dass das Ganze ein erneutes Machtspiel der Regierung sei. Immerhin sei nicht nur Tolu die Haftentlassung verwehrt worden, sondern 18 weiteren Inhaftierten. „Es ist eher noch einmal eine Bestrafung für alle.“

    Im September werde es eine erneute Haftprüfung geben – „große Hoffnungen haben wir aber nicht“. Jetzt planen Freunde und Verwandte erst einmal, wie sie Tolu weiterhin unterstützen können. Wie berichtet, ist ein Konzert angedacht. Laut Selcuk findet dieses am 7. Oktober in Ulm statt. Wer genau auftritt, sei noch nicht klar.

    Nach Angaben des Sprechers wollte der deutsche Botschafter Martin Erdmann Tolu am Mittwoch im Frauengefängnis Bakirköy besuchen. Ob es tatsächlich zu dem Treffen kam, wusste Selcuk am Mittwoch noch nicht. Laut Deutscher Presse-Agentur habe er bereits am Dienstag den „Welt“-Korrespondenten Deniz Yücel und den Menschenrechtler Peter Steudtner im Gefängnis Silivri westlich von Istanbul aufgesucht.

    Mesale Tolu ist seit 30. April in der Türkei in Haft

    Im selben Ort findet ab dem 11. Oktober Mesale Tolus Prozess statt. Diesen wird sie nun in Zusammenarbeit mit zwei deutschen Anwälten, die im September in die Türkei reisen, vorbereiten. Wie bereits mehrfach berichtet, wird Tolu, die allein die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, vorgeworfen, Mitglied einer Terrororganisation zu sein und Terrorpropaganda betrieben zu haben. Sie arbeitete für die regierungskritische Nachrichtenagentur ETHA.

    In der Nacht zum 30. April ist die 33-jährige Mutter daher von einer Spezialeinheit der türkischen Polizei festgenommen worden und sitzt seither in Haft. Mit ihr im Frauengefängnis sitzt auch ihr zweijähriger Sohn Serkan. Erst vor wenigen Wochen erhielt ihre Anwältin Einsicht in die Anklageschrift. Wegen Terrorpropaganda und Mitgliedschaft in einer Terrororganisation drohen ihr bis zu 15 Jahre Haft. kat

    Lesen Sie dazu auch diesen Kommentar: Erdogans Menschenjagd muss ein Riegel vorgeschoben werden

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