Es ist ja nicht so, dass plötzlich alles überraschend kommt. Dass im September ein neues Schuljahr beginnt, steht schon etwas länger fest. Und dass es keine Garantie gibt, dass dann alle Pandemie-Risiken überwunden sein werden, mahnen Mediziner schon länger. Dass erst jetzt die Planungen für Schutzvorkehrungen in den Klassenzimmern beginnen, ist schlicht peinlich. Dabei hätte es gute Vorbilder gegeben.
Die ersten Restaurants schafften sich schon im Herbst 2020 Luftreiniger an, um ihren Gästen zusätzliche Sicherheit bieten zu können. Andere zogen nach. Sie investierten viel Geld. Und das vielfach in einer Zeit, in der sie überhaupt keine Gäste bewirten konnten und in der die Zukunft völlig offen schien. Es waren große Investitionen - unterstützt durch Hilfsgelder des Bundes, ja. Aber dennoch mutig und vorausschauend.
Etliche Wirte im Landkreis Neu-Ulm setzen auf Luftfilter
Ob sich das alles gelohnt hat, kann jetzt noch keiner sagen. Die Gäste sitzen lieber im Freien, solange das Wetter nicht ganz schauderhaft ist. Ausführliche Erfahrungswerte sind vielerorts noch nicht da. Was bereits da ist: die Anerkennung der Besucher, die sich in Gaststätten mit Luftreinigern wohl und sicher fühlen.
Dabei wussten die Wirtinnen und Wirte nicht einmal, wann sie wieder öffnen dürfen. Wann das neue Schuljahr losgeht, war hingegen längst bekannt. Mag sein, dass das jetzt Schwarzmalerei ist. Aber das Risiko, dass am Ende wieder einmal die Schüler, Eltern und Lehrer zu den Leidtragenden der Pandemie-Politik werden, ist durchaus gegeben.
Schulen und Schüler kommen in der Corona-Pandemie zu kurz
Jetzt gibt es zwar auch für Filteranlagen in Klassenzimmern Fördergeld vom Freistaat. Aber bevor die Geräte wirklich eingebaut werden können, braucht es ab einem Wert von mehr als 214.000 Euro eine EU-weite Ausschreibung. Und dann ist da noch die Lieferzeit für einzelne Komponenten, die der Neu-Ulmer Hersteller Absaugwerk mit derzeit teilweise 30 Wochen angibt. Kurzum: Die Pläne für geschützte Klassenzimmer kommen ein ganzes Schuljahr zu spät.
Nur mit dem Finger auf Staatsregierung und Landtag zu zeigen, greift aber auch zu kurz. Sicher, die finanziell ohnehin gebeutelten Kommunen standen bei der Frage nach der Ausstattung mit Luftreinigern im Regen. Auch jetzt, wo es Geld vom Freistaat Bayern gibt, müssen Kreise, Städte und Gemeinden selbst tief in die Taschen greifen.
Einige Einrichtungen im Kreis Neu-Ulm haben bereits Luftfilter
Einige haben das schon getan. Trotz anderer Sorgen, trotz klammer Kassen, trotz fehlender Unterstützung. Weißenhorn und Illertissen beispielsweise haben Schulen zumindest in Teilen entsprechend ausgestattet. Und einige Bildungseinrichtungen haben überall oder in manchen Räumen Lüftungsanlagen, die die Frischluftzufuhr sichern. Der Rest darf hoffen - nicht auf Luftfilter, die ab 14. September in den Klassenzimmern stehen. Das ist schlicht unrealistisch. Sondern darauf, dass es trotzdem ein einigermaßen normales Schuljahr geben wird.