Die Nachricht schlug zu Beginn dieses Jahres ein wie eine Bombe: Der Liqui-Moly-Chef Ernst Prost kauft das Hotel Golden Tulip am Neu-Ulmer Donauufer. Das war ihm 13 Millionen Euro wert. Doch wie sich nun herausstellt: Das Geschäft kam nicht zustande, daran hatte die Corona-Krise schuld. Jetzt ist der Betreiber der markanten Immobilie am Edwin-Scharff-Haus pleite. Doch nun soll es weitergehen.
Das versichert der Insolvenzverwalter – aber eben ohne Ernst Prost. Und der ist offenbar ganz froh, dass es so gekommen ist, angesichts der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie.
Anfang Juli ging nichts mehr, da war das 240-Betten-Hotel „Golden Tulip“ mit seinen 60 Angestellten insolvent. Geschlossen hatte die Herberge bereits seit Mai. „Das war günstiger, als den Betrieb mit zehn Übernachtungen aufrechtzuerhalten“, sagt der Ulmer Wirtschaftsanwalt Jochen Eisenbeis, der am 17. Juli vom Amtsgericht Neu-Ulm als Insolvenzverwalter bestellt wurde.
Auslastung im Hotel Golden Tulip in Neu-Ulm beträgt gerade mal zehn Prozent
Wenige Tage später, am 21. Juli, machte er das Hotel wieder auf. Nun will er den Betrieb bis Ende September weiterführen, auch wenn das schwierig ist. Derzeit betrage die Auslastung gerade mal zehn Prozent, weil eben keine Kongresse und Tagungen im Edwin-Scharff-Haus stattfinden und der Tourismus allgemein noch nicht so richtig in die Gänge gekommen ist.
Eisenbeis gibt sich allerdings zuversichtlich. Sein Optimismus speist sich daraus, dass Neu-Ulm keine vergleichbare Hotellerie hat, die Stadt unmittelbar daneben das Kongresszentrum betreibt, dessen Restaurant auch das Hotel nutzt, die Lage an der Donau „unvergleichlich schön“ sei und Ulm/Neu-Ulm als Messestadt und Touristen-Hotspot nach Corona wieder eine Perspektive habe.
Bisher wurde das Hotel von der MAH Neu-Ulm Hotelbetriebsgesellschaft mbH betrieben, die ihren Sitz seit einem Jahr in Bad Wimpfen im Kreis Heilbronn hat. Seit 2011 führte sie unter wechselnden Gesellschaftsnamen das Golden Tulip. Hinter MAH steckt ein Geschäftsmann aus Antalya, von dem selbst der Insolvenzverwalter nur den Nachnamen kennt, Bayrak.
Mit ihm wollte einst auch Ernst Prost zusammenarbeiten. Der Liqui-Moly-Boss war bereit, für die Immobilie 13 Millionen Euro zu zahlen. Warum ihm das Haus so wichtig war? „Das Golden Tulip ist ja immerhin nicht irgendein Hotel, sondern ein Referenzpunkt der Stadt und in Verbindung mit dem Edwin-Scharff-Haus schon fast ein Kulturgut“, sagt Prost damals.
Er kenne das Haus seit 30 Jahren, außerdem absolviere dort gerade sein Sohn eine Ausbildung. Er sei im ersten Lehrjahr und müsse jetzt eben auch das Thema Insolvenz kennenlernen, sagte Prost am Mittwoch gegenüber unserer Redaktion. Der Vertrag sei im Frühjahr eigentlich schon unterschriftsreif gewesen, doch dann kam Corona und der Pächter des Hotels ging pleite. Prost: „Was mache ich mit einem Hotel ohne Betreiber?“
Liqui-Moly-Chef Ernst Prost soll beim Hotel-Kauf kalte Füße bekommen haben
Rechtsanwalt Eisenbeis schildert auf Nachfrage den Lauf der Dinge etwas anders. Danach habe Prost schnell gemerkt, dass sich der Kaufpreis für die Immobilie wegen der Pandemie und ihren Folgen nicht vernünftig refinanzieren lasse und habe kalte Füße bekommen.
Besitzer des Hotels ist die Anter-Group aus Düsseldorf. Dahinter stehen die drei Brüder Taylan und Dorsun Anter sowie Filofoz Yigit. Sie verdienen ihr Geld mit Großimmobilien, einem Hotel in Dortmund und dem Betrieb eines Businesscenters im sogenannten Düsseldorfer Medienhafen. Einer der drei Brüder hat sich nun entschlossen, das Golden Tulip in Eigenregie zu betreiben. Er soll am Dienstag bereits ein Gespräch mit Oberbürgermeisterin Katrin Albsteiger gehabt haben. „Gut, dass sich einer aus der Familie gefunden hat, der es weiterbetreibt“, sagt Eisenbeis. Hoffnung auf einen vernünftigen Weiterbetrieb macht ihm, dass das bewährte Hotel-Team aufgrund der langjährigen Verbundenheit bislang beisammen bleibe.
Wurden vor der Krise die monatlichen Fixkosten von 300.000 Euro – davon je ein Drittel Gehälter und Pacht – gut erwirtschaftet, fielen die Einnahmen seit April durch die coronabedingte Schließung auf null. Hinzu kommt laut Eisenbeis ein Investitionsstau beim angejahrten Hotel. Es war 1980 als Mövenpick eröffnet worden. Mit Hochdruck werde nun daran gearbeitet, einen reibungslosen Übergang bis zum 1. Oktober zu schaffen.
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