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Neu-Ulm: Lächeln in der Pandemie – eine Lockdown-Aktion in der Neu-Ulmer Putte

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Lächeln in der Pandemie – eine Lockdown-Aktion in der Neu-Ulmer Putte

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    Marc Hautmann und Cora Schönemann tricksen mit digitalen Mitteln bei ihrer Aktion „Ich lächle nicht. Warum Sie zur Freundschaft verführen?“.
    Marc Hautmann und Cora Schönemann tricksen mit digitalen Mitteln bei ihrer Aktion „Ich lächle nicht. Warum Sie zur Freundschaft verführen?“. Foto: Marc Hautmann

    Ein Lächeln kann die schnellste Direktverbindung zwischen zwei Menschen sein, zwischen zwei Blicken und zwei Seelen. Aber was, wenn das Lächeln falsch ist – oder tatsächlich gefälscht? Was passiert, wenn die Mundwinkel, die zum Schmunzeln ansetzen, nur aus Pixeln bestehen? Ein gekünsteltes Lächeln lässt sich heute auch als Animation basteln, in der virtuellen Realität. Was bedeutet da schon Nähe, was bleibt dabei nur Schein – diese Frage stellt das Künstler-Duo „Schöne Haut“ in seiner neusten Medien-Installation. Allein der Titel der Aktion scheint schon getrickst und auf doppelten Boden gebaut: „Ich lächle nicht. Warum Sie zur Freundschaft verführen?“ Ab sofort ist diese Mixed-Media-Installation in der Neu-Ulmer Putte, dem Projektraum für Aktionskunst, zu sehen. Passanten, die über die Gänstorbrücke spazieren, können dabei auch im Lockdown ein wenig Kunst aufschnappen – und ein Lächeln am Wegrand.

    In der Neu-Ulmer Putte geht es um die Frage: Wie echt ist ein Lächeln?

    An diesem Freitag hat das Duo viele Monitore in Position gebracht, im kleinen Kunstraum, und jetzt ist es so weit: Die Installation lächelt drauf los. „Schöne Haut“, das sind die Ulmer Künstler Marc Hautmann und Cora Schönemann. Da Hautmann auch Grafiker ist, nutzt er alle Mittel für die Kunstperformance – und sein eigenes Lächeln. 16 Bildschirme übertragen das Lächeln der beiden Künstler, das künstliche und das echte, hinaus auf die Straße. Vom Monitor durch die beiden großen Fenster. Die Bildschirme zeigen Animationen, Porträts der Künstler mit einem konstruierten Lächeln – und durch einen Monitor zieht sich auch ein Riss. Das echte Lächeln des Duos? Soll im Hintergrund erscheinen, auf den zweiten Blick.

    „Es geht um Distanz und Nähe“, erklärt Marc Hautmann. Abstand, Kontakt, Vertrauen und Verletzlichkeit, all diese Motive will „Schöne Haut“ in der Aktion anspielen. Draußen auf der Straße vor der Putte soll auch ein Gelächter zu hören sein, das das Lächeln untermalt. „Schöne Haut“ hat sich den kleinen Kunstraum der Putte erobert, hat ihn vermessen und für das Projekt ausgelotet. „Man muss für Kunst einen Raum gut kennen“, sagt Hautmann.

    Die Künstler Marc Hautmann und Cora Schönemann sind "Schöne Haut"

    Die Aktion ist nicht von der Pandemie inspiriert – auch wenn sie von Distanz und Bildschirmnähe handelt. „Das ist keine reine Corona-Arbeit“, sagt Hautmann, aber: „Sie passt perfekt in diese Zeit.“ Die Mühen der Künstler in der Krise, die Hoffnung auf Hilfen und vor allem auf die Chance, Kunst auch in der

    Das Duo "Schöne Haut" zeigt auch im Lockdown seine Performance-Kunst

    Vielleicht steht diese Lächel-Performance auch in der Tradition einer Ikone. Schon die bekannteste Schmunzlerin der Weltgeschichte gibt Rätsel auf: Ist das überhaupt ein Lächeln, das die Mona Lisa mit ihren Mundwinkeln sanft andeuten? Und wer die Dame war, die da Vinci gemalt hat, bleibt bis heute schleierhaft. „Eine Maske ist auch etwas, was man sich ohne Stoff aufsetzen kann“, sagt dazu Axel Städter. Er ist der Leiter der Neu-Ulmer Putte, der sich auf die Performance freut, der sie mitorganisiert hat.

    Für Axel Städter ist diese Aktion mehr als ein Lebenszeichen der Kunst im Lockdown. Es ist auch der offizielle Abschluss von zwei Jahren als Kurator, in denen er im Auftrag der Stadt, gemeinsam mit Carolina Pérez Pallares, die Putte geleitet hat. Städter hofft auf eine Fortsetzung seiner Arbeit im kommenden Jahr.

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