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Neu-Ulm: Kindersegen stellt Neu-Ulm vor Probleme

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Kindersegen stellt Neu-Ulm vor Probleme

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    Gerade erst wurde die neue Mark-Twain-Grundschule eingeweiht. Bald dürfte sie voll belegt sein. 	<b>Archivfoto: Andreas Brücken</b>
    Gerade erst wurde die neue Mark-Twain-Grundschule eingeweiht. Bald dürfte sie voll belegt sein. <b>Archivfoto: Andreas Brücken</b>

    Der Blick in die Zukunft bringt oft schmerzhafte Erkenntnisse. Stadträtin Katrin Albsteiger (CSU) trieb es in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Bildung, Familie und Kultur gar „die Tränen in die Augen“. Keine Tränen der Angst immerhin, sondern die des Bedauerns darüber, „was dann alles nicht mehr geht“. Was Albsteiger und etliche ihrer Stadtratskollegen so bewegte, war der aktuelle Kinderbetreuungs- und Schulentwicklungsplan der Stadt, kurz KSEP, der in der Sitzung von Fachbereichsleiter Ralph Seiffert vorgestellt wurde – und für kommende Jahre gewaltige finanzielle Herausforderungen befürchten lässt.

    Schon eingangs erinnerte Seiffert daran, dass bei so „volatilen Bewegungen“ wie in diesem Bereich kaum verlässliche Prognosen möglich sind. „Diese Glaskugel gibt es nirgends zu kaufen, an der man solche Entwicklungen ablesen kann.“ Wenig herumzudeuten gibt es an der Fertilitätsrate, die in der Stadt zuletzt von 1,3 auf 1,6 gestiegen ist. Das heißt: Jede Frau bringt derzeit im Schnitt 1,6 Kinder zur Welt. Seiffert glaubt, dass es die gute wirtschaftliche Lage sei, die mehr Familien wieder zwei oder auch drei Kindern haben lässt – und sich für Neu-Ulm als Wohnort entscheiden lässt. Diese zunächst erfreuliche Entwicklung hat allerdings Folgen für den gesamten Kinderbetreuungs- und Schulbereich: Die bisherigen Kapazitäten geraten wahrscheinlich sehr bald an ihre Grenzen.

    Schülerzahlen in der Grundschule Stadtmitte steigen wohl am stärksten

    Das fängt bei den Krippen, also den Betreuungseinrichtungen für unter Dreijährige an. Obwohl kommendes Jahr 39 weitere Plätze geschaffen werden (an der Friedenskirche), wird die Versorgungsquote wohl schon 2020 wieder unter die Marke von 40 Prozent fallen. Derzeit rechnet die Stadtverwaltung damit, dass in etwa so viele Kindern im Alter unter drei Jahren einen Krippenplatz brauchen. Laut Seiffert wäre eine Versorgungsquote von 45 Prozent erstrebenswert. Er rechnet mit einer ähnlichen Entwicklung wie bei der schulischen Ganztagesbetreuung: Dort war das Interesse zunächst begrenzt, inzwischen wird sie von mehr als 70 Prozent der Schüler genutzt. Auch bei den Kindergärten stehen laut der in Zusammenarbeit mit einem Augsburger Institut aufgestellten KSEP „eklatante Sprünge“ bevor. So müssen in den kommenden vier Jahren sehr viele Plätze geschaffen werden, um den Bedarf zu decken, danach schwächt sich die Entwicklung wahrscheinlich ab. Abgeglichen mit dem jetzt schon bekannten Angebot, werden in den 2020er-Jahren zeitweise bis zu 400 Kindergartenplätze fehlen.

    Der Trend setzt sich bei den Schulen fort: Bis 2030 wird die Zahl der Grundschüler in der Gesamtstadt von jetzt knapp 2000 auf dann fast 2700 steigen. Damit verbunden wird auch die Zahl der Klassen erheblich steigen. Bei der Grundschule Stadtmitte voraussichtlich um bis zu 50 Prozent. Hier könnte laut Seiffert eine Sprengeländerung zugunsten der Weststadtschule, die wegen der neuen Mark-Twain-Schule Schüler verliert, etwas Abhilfe schaffen. Doch die Schülerzahlen werden auch an den anderen Schulen im Stadtgebiet wachsen.

    Neu-Ulmer Stadträte wollen Thema bei Klausur besprechen

    Wie man mit diesen Prognosen umgeht? Für den Ausschuss kein Thema, das sich auf die Schnelle behandeln lässt. „Wirklich sehen können wir alles erst, wenn die Kinder auf der Welt sind – und dann haben wir Zugzwang“, stellte Julia Lidl-Böck (CSU) nüchtern fest. Sie schlug vor, dass sich die Stadträte bei einer Klausur intensiver mit möglichen Maßnahmen und Investitionen im Bereich Schulen und Kinderbetreuung beschäftigt. Oberbürgermeister Gerold Noerenberg sicherte zu, dafür einen Termin im ersten Jahresdrittel 2019 zu finden. Klar ist laut Dezernent Seiffert, dass die Stadt Prioritäten setzen muss. Was wohl keine gute Nachricht für manch anderes Projekte ist.

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