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Neu-Ulm: Karikaturen aus Neu-Ulm: Kreisfrei, aber nicht spaßfrei

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Karikaturen aus Neu-Ulm: Kreisfrei, aber nicht spaßfrei

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    Neu-Ulm kreisfrei? Im Kreisverkehr könnte das Probleme geben (Bild oben), findet Karikaturist Werner Fischer (Bild unten rechts, mit Frau Anneliese). Er will lieber Kreuzfahrtschiffe auf der Donau (Bild unten links).
    Neu-Ulm kreisfrei? Im Kreisverkehr könnte das Probleme geben (Bild oben), findet Karikaturist Werner Fischer (Bild unten rechts, mit Frau Anneliese). Er will lieber Kreuzfahrtschiffe auf der Donau (Bild unten links). Foto: Marcus Golling

    Satire darf bekanntlich alles. Und ja, sie darf auch liebevoll sein. „Schlaglichter“ hat Werner Fischer seinen Karikaturenband zum Neu-Ulmer Stadtjubiläum genannt. Aber draufhauen will er nicht. Vielmehr sieht der 76-Jährige, der mit seiner Frau Anneliese seit vielen Jahren in Gerlenhofen lebt, sein Buch als Hommage an seine Heimatstadt, als künstlerischen Rückblick auf ihre junge Geschichte – von der die Fischers selbst einiges miterlebt hat.

    Das 72 Seiten starke Buch, dessen Veröffentlichung von der Stadt bezuschusst wurde, ist eine Gemeinschaftsarbeit des Ehepaars: Von Werner Fischer stammen die Karikaturen, seine Frau Anneliese verantwortete die grafische Gestaltung. Beide blicken auf viele Jahre Tätigkeit im Kreativbereich zurück: Er studierte nicht nur Maschinenbau, sondern auch an der Ulmer Hochschule für Gestaltung (HfG), und war später sowohl Ingenieur als auch Designer; sie arbeitete unter anderem im Büro des HfG-Gestalters Hans Gugelot. Nebenbei schufen und schaffen beide als freie Künstler sowohl Malerei als auch Skulpturen.

    Die Neu-Ulm-Karikaturen Werner Fischers wirken ganz anders als die, die man in Zeitungen und Zeitschriften findet. Das liegt vor allem daran, dass er kein Zeichner, sondern Maler ist: Der 76-Jährige arbeitet bevorzugt auf Leinwand, nicht auf Papier, seine Bilder leben von der Farbe und vom groben Pinselduktus. Und sie spielen mit Verweisen auf die Kunstgeschichte: Michelangelos Fresken in der Sixtinische Kapelle zitiert der Gerlenhofer – und witzelt über „kreisfreie Kunst“, die an Werke der Op-Art-Künstler Almir Mavignier und Victor Vasarely erinnert.

    Der Bilderreigen beginnt bei Napoleon und endet bei der Nuxit-Debatte

    Die Inhalte sind aber sehr wohl satirisch, wenn Fischer auch eher frech beobachtet als mit spitzer Feder attackiert. Der Reigen beginnt bei Napoleon, dem der Künstler gar die Erfindung des Namens Neu-Ulm zuschreibt und endet bei der Nuxit-Debatte. Fischer lässt Kreuzfahrtschiffe über die Donau schippern, Flugzeuge auf dem internationalen Flughafen „Hermann Köhl“ landen und verpasst der Stadt mittels Beamern eine Skyline, die mit New York mithalten kann. Er schlägt Rinderfuhrwerke (mit Biogas-Abscheider!) als Diesel-Alternative für die Innenstadt vor, versteckt Abfallkontrolleure im Wertstoffcontainer und quartiert Studenten in Hundehütten ein.

    Die knapp 50 Bilder stecken voller charmanter Ideen – und voller Zuneigung zu Neu-Ulm. Ist das (in einer Auflage von 150 Stück gedruckte) Buch gar eine Liebeserklärung? Wenn er seine Heimatstadt nicht schätzen würde, hätte er das Buch gar nicht erst gemacht, sagt Werner Fischer, der ein Jahr an den Karikaturen gearbeitet hat. „Neu-Ulm ist nicht perfekt, aber es macht sich.“ Am Ende des Bandes steht ein Appell der Künstler: „Seid neugierig und offen für das Neue und den Wandel. Nehmt die Zukunft in eure eigenen Hände. Lebt gemeinsam das Neue.“ Manchmal darf die Satire auch Pause machen.

    „Schlaglichter“ ist ab Donnerstag, 4. April, für 15 Euro in der Stadtbücherei Neu-Ulm erhältlich. Dort beginnt zeitgleich eine Ausstellung mit Bildern aus dem Buch (bis 27. April). Ab kommender Woche ist es auch im Bürgerbüro und im Edwin-Scharff-Museum erhältlich.

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