Blass ist Mesale Tolu, als sie am Mittwoch vor Gericht erscheint. Blass, aber offensichtlich gefasst und guten Mutes. Vielleicht liegt es auch am Licht im unterirdischen Saal des Hochsicherheitsgefängnisses Silivri, 70 Kilometer westlich von Istanbul, vielleicht an den mehr als fünf Monaten, die die Neu-Ulmerin inzwischen in der Türkei in Untersuchungshaft sitzt. Mesale Tolu hat in der dritten Reihe Platz genommen, zwischen den anderen Angeklagten. Der 33-Jährigen wird, wie auch den anderen Häftlingen, Terrorpropaganda und Mitgliedschaft in einer Terrororganisation vorgeworfen. Elf Männer und zwei weitere Frauen sitzen auf der Anklagebank, bis auf Mesale Tolu alle türkische Staatsbürger. Für sie, die Deutsche türkischer Abstammung, fordert die Anklage bis zu 15 Jahre Gefängnis. Auch von 20 Jahren war im Vorfeld schon die Rede.
Neu-Ulm / Istanbul