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Neu-Ulm / Illertissen: Das sagen Gastwirte aus dem Landkreis zum Gratis-Wasser

Neu-Ulm / Illertissen

Das sagen Gastwirte aus dem Landkreis zum Gratis-Wasser

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    Ob Leitungswasser in Gaststätten bald per Gesetz kostenlos sein wird, darüber entscheidet bald das Europäische Parlament. Die EU-Kommission hat kürzlich einen entsprechenden Vorschlag eingereicht. Einige Gastronomen im Landkreis sehen das Vorhaben allerdings kritisch.
    Ob Leitungswasser in Gaststätten bald per Gesetz kostenlos sein wird, darüber entscheidet bald das Europäische Parlament. Die EU-Kommission hat kürzlich einen entsprechenden Vorschlag eingereicht. Einige Gastronomen im Landkreis sehen das Vorhaben allerdings kritisch.

    Gibt es in Wirtshäusern, Gaststätten und Restaurants bald kostenloses Leitungswasser? Das empfiehlt zumindest die EU-Kommission den Mitgliedsstaaten, um den immer größer werdenden Massen an Plastikmüll entgegenzuwirken. Die Idee: Die Menschen sollen künftig auch unterwegs Wasser aus dem Hahn statt aus der Plastikflasche trinken. Die Trinkwasserrichtlinie soll entsprechend überarbeitet werden. Ob das Gratis-Wasser tatsächlich bald verpflichtend ist, darüber muss nun das Europäische Parlament entscheiden. Manchen Gastronomen im Landkreis macht das Vorhaben allerdings Sorgen. Andere wiederum stehen der Idee völlig offen gegenüber.

    Zum Beispiel Johann Britsch. Der Bezirksvorsitzende des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes und Geschäftsführer des Hotel-Landgasthofs Hirsch in Finningen sieht den Plan für Gratis-Wasser ganz pragmatisch: „Das wäre sehr positiv. Ein solches Gesetz könnte uns Gastronomen ganz neue Möglichkeiten eröffnen – eine Lösung wäre zum Beispiel ein Gedeckpreis, wie es auch in Italien der Fall ist.“ Denn für die Kosten für Service, Strom, Räumlichkeiten und dergleichen müsse ja dennoch irgendwer aufkommen, sagt Britsch. Die seien bisher im Preis für ein Glas Wasser enthalten. Der Entwurf sei deshalb ein Stück weit naiv: „Denn eines ist klar: Das Problem hat der Gast, der muss dann irgendwo mehr bezahlen. Schließlich müssen die Gastronomen ihre Angestellten entlohnen“, sagt Britsch und nennt ein Vergleichsbeispiel: „Wenn es für Tankstellen ein Gesetz gäbe, dass man beim Tanken ein kostenloses Essen bekäme, dann würde eben der Sprit entsprechend teurer werden.“

    Die Gastronomen wollen den Verlust durch das Gratis-Wasser auf andere Angebote umlegen

    Kritisch sieht das Vorhaben hingegen Eberhard Riedmüller. Der Großgastronom findet deutliche Worte: „Ich halte die Idee für ein absolutes Hirngespinst. Das kann gar nicht funktionieren.“ Für viele in der Branche würde ein solches Gesetz eine Katastrophe bedeuten, warnt der Inhaber der Barfüßer-Kette, der unter anderem Lokale in Ulm, Neu-

    Der Großgastronom hält es für eine Schnapsidee, Gratis-Wasser per Gesetz vorzuschreiben: „Niemand kann mich nötigen, etwas kostenlos anzubieten. Ich muss ja auch irgendwie meine Angestellten bezahlen, trage Verantwortung.“ An die EU-Politiker richtet Riedmüller eine klare Botschaft: „Die sollen mal lieber ihren Kopf anstrengen, die haben das Einmaleins der Betriebswirtschaft offensichtlich nicht so recht verstanden.“

    Die Idee hinter der EU-Richtlinie sei gut, nur die Umsetzung schlecht

    Für prinzipiell richtig hält Andreas Imhof die Idee der EU-Kommission. „Ganz klar, Plastik sollte vermieden werden – wenn es funktioniert, dann auch gerne mit kostenlosem Leitungswasser“, sagt der Geschäftsführer des Restaurants Vier Jahreszeiten in Illertissen. Er verstehe allerdings nicht, wieso sich der Vorschlag ausschließlich an Gastronomen richtet: „Wir müssten dann im Prinzip entweder alles etwas teurer machen oder eine Service-Pauschale verlangen.“ Dabei gehe es nicht um die Kosten für das Wasser, sondern ums Prinzip, wie Imhof sagt: „Ich fände gut, wenn jeder, also auch Supermärkte, Apotheken, Ärzte und so weiter, kostenloses Leitungswasser anbieten müssten. Aber dann wäre das Geschrei sicherlich groß.“

    Als schade bezeichnet Imhof die Tatsache, dass den Gastronomen das Gratis-Wasser so aufgezwungen werden soll. „Bisher verlangen wir 50 Cent für ein kleines oder einen Euro für ein großes Glas Leitungswasser. Die meisten Gäste nehmen aber ohnehin das Wasser von der Karte.“ Eine Lösung wäre dem Gastronom zufolge auch, Plastikflaschen einfach vollständig abzuschaffen und das Wasser im Supermarkt von vornherein in Glasflaschen abzufüllen: „Dann wäre das Problem gelöst. Der Gedanke hinter dem Gesetz ist also gut, aber die Umsetzung ist schlecht.“ Auch Imhof befürchtet, dass der Großteil der Gäste im Endeffekt für die bezahlen wird, die das kostenlose Leitungswasser trinken.

    Lesen Sie auch den Kommentar: "Das kostenlose Wasser in Gaststätten wird nicht gratis sein"

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