Der illegale Handel mit Tieren hat in Corona-Zeiten zugenommen. Das berichten Tierheime beinahe unisono seit Beginn der Pandemie. Vor allem bei Kontrollen entlang der Autobahn stoßen Ermittler von Polizei und Zoll immer wieder auf entsprechende Tiertransporte. Jetzt hat die Polizei dem Treiben von einer 57 Jahre alten Großmutter und ihrem 18-jährigen Enkel ein Ende gesetzt. Sie stehen, wie bereits berichtet, im Verdacht Hunde gezüchtet und sie dann zu Geld gemacht zu haben. Die Polizei nennt Details, wie sie dabei vorgingen.
Wie es den Tieren dabei ergeht, scheint jedoch angesichts des offenbar florierenden Geschäfts zur Nebensache geworden zu sein. Die Ermittler berichten nach der Durchsuchung des Anwesens im Bibertal am Montag von "katastrophalen Bedingungen". Zwei Tierärzte des Veterinäramtes und Polizeihundeführer begleiteten den Einsatz. Die aufgefunden Tiere seien in einem schlechten gesundheitlichen Zustand gewesen.
20 Hunde wurden in Tierheime in Günzburg, Weißenhorn und Ulm gebracht
Die 20 Hunde und eine Katze wurden deshalb in die umliegenden Tierheime in Günzburg, Weißenhorn und Ulm gebracht. Berücksichtigt wurde dabei, wie sich die Tiere untereinander vertragen und wie sie zusammengehören. Also auch, dass Muttertiere und Welpen nicht getrennt werden. Bei den Hunden handelte es sich hauptsächlich um die derzeit angesagte Rasse "Cavapoo", eine Mischung aus Pudel und King-Charles-Spaniel.
Die 57-Jährige und ihr 18 Jahre alter Enkel sollen die Zucht, die sie laut Polizei bei den zuständigen Behörden nicht angemeldet hatten, bereits über Jahre hinweg betrieben haben. Wie lange genau, müsse noch ermittelt werden. Unklar sei zum derzeitigen Ermittlungsstand auch, wie viele Tiere sie bereits veräußert haben. Allein in diesem Jahr sollen es aber schon 17 Hundewelpen gewesen sein. Welche Rolle die aufgefundene Katze spielt - ob vielleicht auch sie gezüchtet und weitere bereits verkauft wurden, ist unklar. Bekannt sei bislang nur der Handel mit Hunden.
So wurde das Geschäft mit den Hundewelpen im Bibertal abgewickelt
Der Ablauf des Geschäfts scheint recht simpel: Angeboten werden die Tiere über ein Internetportal. Die Absprachen erfolgen über einen Messengerdienst. Die Käufer sind laut Polizei über das gesamte Bundesgebiet verstreut.
Nach einer Anzahlung von 500 Euro per Überweisung, werden restliche 500 Euro dann in bar übergeben. Sprich: 2021 kamen Oma und ihr Enkel so schon auf einen Umsatz von 17.000 Euro. Der Enkel soll der Empfänger der Anzahlung gewesen sein, Weiteres werde ermittelt, so die Polizei. Der 18-Jährige wohne aber nicht mehr (regelmäßig) im Haus, er mache eine berufsbildende Maßnahme woanders. Gegen ihn und seine Großmutter wird nun wegen Diebstahls, Steuerhinterziehung und Verstößen gegen das Tierschutzgesetz ermittelt.
Auf die Schliche kamen ihnen die Ermittler, weil eine 68-Jährige aus Neu-Ulm die vermeintliche Züchterin aus dem Bibertal am 21. Mai wegen Diebstahls angezeigt hatte. Die Neu-Ulmerin hatte zuvor einen Cavapoo-Welpen bei ihr gekauft. Nach einiger Zeit aber sei die 57-Jährige dann wieder bei der 68-Jährigen aufgetaucht und habe den Hund an sich genommen, da dieser angeblich unpfleglich behandelt werden würde. Die Neu-Ulmerin wandte sich daraufhin an die Polizei.
Auch die vermeintliche Züchterin erstattete daraufhin Anzeige bei der Polizei in Günzburg. Diese Vorwürfe aber wurden durch die 68-Jährige aus Neu-Ulm bestritten. Im Zuge der weiteren Ermittlungen habe die Polizei dann festgestellt, dass eine entsprechende Zucht gar nicht angemeldet war. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft genehmigte ein Richter dann die Durchsuchung.
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