Bei Familie Bäcker aus Holzschwang wird der 18. September in Zukunft ein ganz großer Festtag sein. Am vergangenen Freitag feierte nicht nur der erste Sohn der Familie, Moritz, seinen dritten Geburtstag. Am selben Tag kam auch der zweite Sohn zur Welt: Johannes Maximilian. Doch anders als die meisten Kinder heutzutage erblickte er nicht im Kreißsaal das Licht der Welt, sondern im Auto seiner Eltern. Genauer gesagt: auf dem Beifahrersitz.
"Es ging alles viel zu schnell", erzählt Mutter Anna Bäcker von der außergewöhnlichen Geburt, dessen errechneter Termin am 12. September gewesen wäre. Und eigentlich habe auch alles recht ruhig anfangen: Um 2 Uhr sei sie von den ersten Wehen aufgewacht. Sie und ihr Mann Thomas gönnten sich noch eine Dusche. Auch fürs Auspacken der Geschenke für Sohn Moritz war noch Zeit. "Ich dachte, es ist noch nicht soweit." Und weil wegen Corona der Vater des Kindes auch nur eine Stunde pro Tag dabei sein darf, wollten sie nicht zu früh ins Krankenhaus.
Auf dem Weg zur Uniklinik Ulm kommt Johannes aus Holzschwang zur Welt
Als dann ihre Mutter da war, um sich um Moritz zu kümmern, setzte sie sich mit ihrem Mann ins Auto, einem Audi Q3, in Richtung Ulmer Uniklinik. Doch dann platzte schon gleich die Fruchtblase. "Der kommt jetzt, habe ich zu meinem Mann gesagt", berichtet die 31-Jährige. Wirklich weit sind sie zu dem Zeitpunkt nicht gekommen, vielleicht ein paar Hundert Meter. Nur kurz sei die Panik ausgebrochen. "Wir hatten keine Zeit zum Überlegen. Die Urinstinkte übernehmen da", sagt die Mutter.
Der alarmierte Krankenwagen samt Notarzt war noch nicht einmal eingetroffen, da war Johannes schon da. "Pünktlich zum Glockenschlag um 6 Uhr. Das war sehr emotional, sehr bewegend", sagt die gelernte Konditorin. Der Kleine habe auch sofort geschrien. "Gib' ihn mir zur Brust", habe sie ihrem Mann, von Beruf Küchenchef, gesagt. "Gott sei Dank ist alles gut gelaufen." Der Krankenwagen nahm sie mit in die Uniklinik. Schon um 18 Uhr waren sie aber wieder zuhause. So konnten die Familie den doppelten Geburtstag feiern.
Geburt im Auto in Holzschwang: Wasser für die Mutter, Bier für den Vater
Von Vorteil sei es durchaus gewesen, dass es nicht ihre erste Geburt war, erklärt die Mutter. "Sonst wäre ich vermutlich noch mehr in Panik geraten." Witzig empfand sie auch: Passanten hätten gefragt, ob sie helfen könnten. "Doch da kann aber niemand helfen", sagt sie. Als beide aber sagten, dass sie Durst hätten, brachte jemand etwas zu trinken. Für sie gab es ein Wasser, für den Vater ein Bier.
Anna Bäcker kommt ursprünglich aus Senden, ihr Mann aus Dresden. Seit zwei Jahren wohnt die junge Familie in Holzschwang in der Straße "Im Winkel". "Wir fühlen uns hier sehr wohl", sagt die Mutter. Deshalb freute sie auch, als sie am Montag beim Standesamt in die Geburtsurkunde abholen durfte. In der Urkunde steht nämlich jetzt als Geburtsort: Neu-Ulm, Holzschwang, Weißenhorner Straße/Ecke Im Grund. Wie ihr die Standesbeamtin erklärte, richtet sich das danach, wo die Mutter aus dem Fahrzeug aussteigt. Wäre das Kind während der Fahrt im Krankenwagen auf die Welt gekommen und sie wäre an der Uni Ulm ausgestiegen, wäre Ulm der Geburtsort. "So ist er jetzt aber ein richtiger Holzschwanger", sagt die stolze Mutter.
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