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Neu-Ulm: Frische Drogen aus "Lenas Bioladen": Polizei lässt Darknet-Shop auffliegen

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Frische Drogen aus "Lenas Bioladen": Polizei lässt Darknet-Shop auffliegen

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    Von Neu-Ulm aus wurde massenweise Marihuana  verschickt.
    Von Neu-Ulm aus wurde massenweise Marihuana verschickt. Foto: Alexander Kaya (Symbolbild)

    Der Zusatz „Bio“ sollte wohl das Geschäft beleben: Offensichtlich wollten die Betreiber im Alter von 42 und 31 Jahren eines Darknet-Drogenshops mit dem harmlosen Namen „Lenas Bioladen“ vom Bio-Boom in Deutschland profitieren. Über ihren Internet-Shop sollen sie aber Bio-Produkte der besonderen Art verkauft haben: kiloweise Marihuana. Jetzt sitzen sie in Untersuchungshaft, nachdem die Polizei in Bayern sie nach zweijähriger Ermittlungsarbeit festnahm. Welche Verbindungen haben sie nach Neu-Ulm?

    Den Männern wird unerlaubter Handel mit Betäubungsmitteln vorgeworfen. Über den Shop konnten Käufer aus ganz Deutschland sowie dem benachbarten Ausland Cannabisprodukte bestellen, die ihnen dann auf dem Postweg zugestellt wurden. Verschickt wurde die Ware aus Neu-Ulm.

    Cyber-Polizisten entdecken den Drogen-Shop

    Auf die Spur der Männer kam die Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB) im Darknet – einem Bereich des Internets, in dem sich Nutzer fast anonym bewegen können. Dort werden Waffen, Falschgeld, Kinderpornos und illegale Daten ausgetauscht. Die Ermittlungen starteten im Oktober 2018, als die Cybercrime-Experten der bayerischen Polizei auf den Onlineshop im Darknet stießen.

    Im Jahre 2019 kamen die Beamten einem 42-jährigen Mann aus dem Alb-Donau-Kreis auf die Schliche. „Im weiteren Verlauf kristallisierte sich im Rahmen operativer Maßnahmen ein 31-jähriger Mann aus dem Zollernalbkreis als zweiter Tatverdächtiger heraus“, teilt die Polizei mit.

    „Die Auswertung der vorhandenen Spuren führte nach Neu-Ulm, von wo aus die Shopbetreiber tausende Drogenpäckchen mit verbotenem Inhalt versandten“, ist sich Oberstaatsanwalt Thomas Goger, Pressesprecher der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg, sicher.

    Die Ermittlungen hätten den Tatverdacht erhärtet, dass die beiden Männer „Lenas Bioladen“ gemeinsam betrieben haben. Unter Handelsnamen wie „Lenas Cheese“ oder „Lenas Hawaiian Snow“ hätten die Männer zwischen Juni 2018 und März 2020 mindestens vier Kilogramm Marihuana über „Lenas Bioladen“ verkauft und ausgeliefert. Laut Polizei gibt es Anhaltspunkte für weitere Transaktionen über den Drogenshop mit einem Gesamtumsatz im Millionenbereich.

    Warum war Neu-Ulm für den Drogen-Shop so wichtig?

    Am 21. Juli schlugen die Beamten zu: Unter Leitung der Zentralstelle Cybercrime Bayern und mit Unterstützung der Kriminalpolizeien aus Ulm und Reutlingen durchsuchten sie die Wohnungen der beiden Beschuldigten. „Dabei stellten die Beamten diverse Beweismittel, darunter Verpackungsmaterial, Mobiltelefone, Computer und Speichermedien sowie zur Gewinnabschöpfung Vermögenswerte wie Bargeld und Bitcoins sicher“, sagte Goger. Warum die beiden Männer ihre Ware in Neu-Ulm verschickten, will Goger nicht verraten: „Aus ermittlungstaktischen Gründen.“

    Die Anfang 2015 bei der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg eingerichtete ZCB ist mit 15 Staatsanwälten und 3 IT-Spezialisten eine der größten Spezialstaatsanwaltschaften Deutschlands. „Die hohe Zahl der Ermittlungsverfahren, die die ZCB führt, zeigt die große Bedeutung dieser Einrichtung: Während im Gründungsjahr 2015 lediglich 478 Verfahren gegen bekannte und unbekannte Beschuldigte in Bamberg erfasst wurden, leitete die ZCB im Jahr 2019 insgesamt 14198 Ermittlungsverfahren ein.“ Pressesprecher Goger rechnet für 2020 mit einer ähnlich hohen Zahl.

    Sorgen wegen Straftaten im Internet

    Unabhängig vom aktuellen Fall „Lenas Bioladen“ forderten am Mittwoch Mitglieder der CDU/CSU-Bundestagsfraktion eine entschiedenere Bekämpfung der Kriminalität im Internet. „In dem Maß, in dem sich unser aller Leben aus der realen in die digitale Welt verlagert, steigt auch die Gefahr, Opfer digital begangener Straftaten zu werden“, schreiben Fraktionsvize Thorsten Frei (CDU) und der Sprecher der Fraktion für Recht und Verbraucherschutz, Jan-Marco Luczak (CDU), in einem Eckpunktepapier zum Digitalstrafrecht. Auch das Bundeskriminalamt geht von einer „kontinuierlich steigenden Kriminalitätsentwicklung“ und einem großen Dunkelfeld im Bereich Cybercrime aus.

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