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Neu-Ulm: Evobus-Chef Oberwörder verspricht: Der Standort Neu-Ulm bleibt bestehen

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Evobus-Chef Oberwörder verspricht: Der Standort Neu-Ulm bleibt bestehen

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    Mobilität made in Neu-Ulm: Reisebusse werden in Neu-Ulm von der Daimler-Tochter Evobus entwickelt und produziert.
    Mobilität made in Neu-Ulm: Reisebusse werden in Neu-Ulm von der Daimler-Tochter Evobus entwickelt und produziert. Foto: Alexander Kaya

    Kurzarbeit, Arbeitszeitverkürzungen und eine Betriebsvereinbarung, die auch den Abbau von Arbeitsplätzen regelt. Die Zeiten für das Evobus-Werk in Neu-Ulm mit seinen 3850 Beschäftigten sind hart. Doch Till Öberwörder, der Leiter der Bussparte Daimler Buses, tritt bei der Jahrespressekonferenz energisch Spekulationen entgegen, dass der gesamte Standort zur Disposition stehe.

    Es gebe keinerlei Grundlage für die Befürchtung, dass am Ende der geplanten Abspaltung der Daimler-Truck-Sparte vom Mutterkonzern ein Verkauf des Bus-Segments geplant sei. Evobus "ist und bleibt" ein integraler Bestandteil der Daimler Truck AG, so Oberwörder. Es gebe "überhaupt keine Überlegungen", die einen Verkauf der Bussparte beinhalteten. "Um das mal deutlich zu sagen."

    Evobus: Standort Neu-Ulm als wichtiger Teil der Daimler Truck AG

    Evobus profitiere sehr stark von der Einbindung in die Daimler Truck AG. Der Standort Neu-Ulm sei mit der Lackiererei, der Sitzproduktion, der Entwicklung von Sicherheitssystemen und der Rohrfertigung ein wesentlicher Teil eines Produktionsnetzwerks, das so profitabel arbeite, wie wohl kein anderes auf der Welt. Jetzt und auch in Zukunft. Daimler müsse auf die Kosten achten, dies sei aber nicht gleichzusetzen mit einer grundsätzlichen Infragestellung des Standorts. "Neu-Ulm ist unabhängig von der schwierigen Lage ein fester Bestandteil unserer Produktionsaufstellung."

    Es sei unklar, wann der Markt für Reisebusse wieder anziehe. Doch wenn das der Fall ist, werde Daimler in Position mit dem Kompetenzzentrum in Neu-Ulm sein. Dennoch bestimmt der Rotstift derzeit die Arbeit am Standort Neu-Ulm. "Wir fahren auf Sicht", so Oberwörder. Nach wie vor könnten aufgrund der mauen Auftragslage Busse nur blockweise produziert werden. Zudem gebe es eine Vereinbarung mit dem Betriebsrat, die den Abbau von Stellen per Abfindung in dieser schwierigen Phase ermögliche.

    Arbeitsplätze bei Evobus werden mithilfe von Betriebsvereinbarung abgebaut

    Niemand werde gezwungen zu gehen. Es gelte die doppelte Freiwilligkeit, das heißt, Arbeitgeber und Arbeitnehmer müssen ihr Okay für eine Auflösung des Arbeitsvertrags gegen eine Abfindung geben. Darüber in welchen Ausmaß Stellen abgebaut werden sollen, machte Oberwörder keine Angaben. "Die Sorge ist menschlich. Das verstehe ich."

    Oberwörder ist sich sicher, dass das Reisebusgeschäft nach der Pandemie wieder anziehen wird. Auch wenn die Halbierung der Fahrgastzahlen durch die Pandemie die Kunden der Evobus Verluste in Milliardenhöhe beschert habe. Oberwörder geht davon aus, dass auch das laufende Jahr schwierig bleibt. "Doch die Menschen werden wieder reisen wollen." Das werde für eine Normalisierung des Reisebusgeschäfts sorgen." Bei steigenden Märkten werde Evobus als Marktführer bereit sein. Oberwörder geht sogar so weit, dass er sich vorstellen kann, dass durch Nachholeffekte nach der Pandemie im Werk Neu-Ulm "positive Schwierigkeiten", also so etwas wie zu viel Aufträge für zu wenig Mitarbeiter, geben könnte. Kostensenkungsmaßnahmen müssten bis dahin mit hoher Disziplin fortgeführt werden.

    Evobus in Neu-Ulm: Wann kommt der E-Setra?

    Denn Evobus achte zwar auf die Ausgaben, spare aber nicht an der Zukunft. Oberwörder: "Wir investieren weiterhin in unsere strategischen Projekte wie etwa die CO2-neutrale Mobilität. Unser Ziel dabei ist es, die Transformation in unserer Branche zu gestalten und nachhaltige sowie effiziente Mobilitätslösungen auf den Weg zu bringen.“ Wann es den ersten in Neu-Ulm gefertigten Setra-Bus mit alternativen Antrieb geben wird, könne nicht gesagt werden. "Aber es wird eines Tages einen geben", so Oberwörder. Doch einen Zeitplan gebe es dafür noch nicht.

    Erste Schritte sind getan: Im vergangen Jahr brachte Evobus eine neue Feststoff-Batterie auf den Markt. Ein Vorteil von Festkörperbatterien besteht in ihrer größeren Reichweite und Langlebigkeit. Als nächsten angekündigten Schritt bringt Daimler einen elektrischen Stadtbus (Citaro) mit Brennstoffzelle als Reichweitenverlängerer auf den Markt. Doch noch genügt die Technik nicht den Ansprüchen für Setra Reisebusse, die vornehmlich auf langen Strecken wie - von Neu-Ulm bis Rom etwa - eingesetzt werden. Das erklärte Ziel von Daimler war es, den Kraftstoffverbrauch bei Reise- und Stadtbussen über 18 Tonnen von 2005 bis 2020 um 20 Prozent zu senken. Dies sei beim Reisebus zu 90 Prozent und beim Stadtbus zu 100 Prozent erreicht worden.

    Trotz der Pandemie konnte Daimler die Marktführerschaft in Sachen Bus in allen seinen Kernmärkten ausbauen. Auch wenn die absoluten Zahlen stark nach unten gingen: Im Kernmarkt Europa ging der Reisebusmarkt 2020 im Vergleich zum Vorjahr um fast 60 Prozent zurück.

    Neu-Ulm: Mercedes-Busse statt Setra für die USA?

    Wie Oberwörder ankündigte, werde sich die Bussparte in den USA neu aufstellen. Inklusive einer eigenen Vertriebs- und Serviceeinheit. Daimler ist derzeit auf dem nordamerikanischen Busmarkt mit den Marken Setra und Thomas Built Buses vertreten. Doch künftig setzt Daimler hier offenbar weder auf die Neu-Ulmer Marke Setra noch die US-Tochter sondern den "Mercedes Tourismo". Was ein Bus mit dem Stern auf dem Kühlergrill auf dem US-Busmarkt für die Marke Setra bedeutet, ist unklar. Oberwörder wollte sich dazu nicht weiter äußern. Beteiligt sind die Neu-Ulmer zumindest an der Entwicklung: die Motor-Presse aus Stuttgart veröffentlichte jüngst ein Foto eines Erlkönigs, der am Werkstor des Evobus-Standorts aufgenommen wurde.

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