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Neu-Ulm: Eisbaden im zugefrorenen Baggersee: Was bringt das dem Körper?

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Eisbaden im zugefrorenen Baggersee: Was bringt das dem Körper?

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    Nadine Milosevic (links) und Danny Fuchs beim Eisbaden am Pfuhler Baggersee.
    Nadine Milosevic (links) und Danny Fuchs beim Eisbaden am Pfuhler Baggersee. Foto: Kroha

    Die anhaltende Kälte in der Region lässt die Seen zufrieren. Das ruft nicht nur wagemutige Wintersportler und Spaziergänger auf den Plan. Am Pfuhler Baggersee haben sich am Sonntag sogar zwei ins Wasser getraut – in Badeshorts, Bikini und Mütze auf dem Kopf. Das Bad haben sie offensichtlich genossen. Doch warum machen die das? Was bringt Eisbaden dem Körper? Und wie halten die das aus?

    Dass ab und zu eine kalte Dusche gesund ist, das dürfte sich auch bei Warmduschern herumgesprochen haben. Es bringt den Blutkreislauf in Schwung und stärkt das Immunsystem. Doch für das, was Danny Fuchs macht, ist das erst der Anfang. Am Sonntag lag die Temperatur im zugefrorenen Baggersee bei null Grad. Während andere dick eingepackt über den See spazierten, stand der Pfuhler zwölf bis 14 Minuten zum Teil bis zum Kopf im Wasser. Vereinzelt und bei spezieller Vorbereitung, sagt er, hält er es auch bis zu 25 Minuten im Eis aus. Eine derart extreme Abkühlung gönnt sich der 45-Jährige drei bis vier Mal die Woche.

    Eisbaden im Winter: Alles eine Frage des „mentalen Trainings“

    Für ihn ist das Teil eines „mentalen Trainings“, auf das er sich spezialisiert hat. So wolle er sich auf Schwierigkeiten im Leben vorbereiten und diese auch aushalten. Die Kälte, sagt er, „ist nichts anderes als Stress“. Und mit bewusster, konzentrierter Atmung, die sich zum Teil auf tibetische Meditation beruft, könne er diese Stresssituationen bewältigen.

    Mit dieser Art der Denk- und Herangehensweise hat sich der hauptberufliche Verwalter einer größeren Arztpraxis in Vöhringen mittlerweile ein zweites Standbein als sogenannter „Mental-Trainer“ aufgebaut. Auf den Geschmack gekommen ist der 45-Jährige in seiner Zeit als Leistungsschwimmer. Trotz vielen Trainings war die Konkurrenz erfolgreicher. Er stellte sich die Frage: Warum kommen andere weiter als ich? Eine Frage der mentalen Stärke?

    Der Pfuhler Baggersee hatte 0 Grad.
    Der Pfuhler Baggersee hatte 0 Grad. Foto: Kroha

    Neben Triathleten und Sportschützen gibt Fuchs auch die Polizei-Hochschule in Biberach, aber auch etliche Unternehmen als Referenzen an. Führungskräfte müssten oft von heute auf morgen Entscheidungen mit großer Tragweite treffen. Sie haben große Verantwortung und „werden sprichwörtlich ins kalte Wasser geworfen“, sagt Fuchs. Warum also nicht zum Training ab und zu in eine Tonne voller Eiswürfel steigen, um darauf vorbereitet zu sein? Wichtig dabei sei jedoch die professionelle Betreuung und dass man sich Schritt für Schritt herantastet.

    Das hält der Leiter der Ulmer Sportmedizin vom Eisbaden

    Für Prof. Dr. Jürgen M. Steinacker, Leiter der Sportmedizin am Universitätsklinikum Ulm, hält sich der „medizinische Nutzen“ des Eisbadens in Grenzen. Vielmehr suche der Mensch darin den Nervenkitzel, seinen Körper dieser extremen Herausforderung zu stellen. Ähnlich wie das Besteigen der höchsten Berge der Welt. „Der Mensch sucht die Challenge“, sagt Steinacker. Er warnt vor allem vor einer falschen Anwendung: Menschen mit Vorerkrankungen und Bluthochdruck rät er vom Eisbaden ab.

    Die Wasserwacht würde vermutlich auch gerne auf einen Sprung ins eiskalte Wasser verzichten. Doch in Notsituationen darf das keine Rolle spielen. Daher ist hier ein Training und ein Gewöhnen an die niedrigen Temperaturen unausweichlich. So springen alljährlich die Wasserretter an Silvester in Seen der Region, zum Beispiel den Oberrieder Weiher bei Krumbach.

    Die Wasserwacht Neu-Ulm hat am Samstag das Tauchen im gefrorenen See für den Ernstfall geprobt. Als ein „fragwürdiges Vergnügen“ bezeichnet Wasserwacht-Sprecher Helmut Graf das Eisbaden. Noch mehr hat die Einsatzkräfte aber schockiert, dass am Wochenende schon die ersten Spaziergänger und Wintersportler auf den Baggerseen unterwegs waren. Die Eisdecke habe lediglich vier oder fünf Zentimeter betragen. „Das ist lebensgefährlich“, sagt Graf.

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