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Neu-Ulm: Ein Streifzug durch die Geschichte der Neu-Ulmer Museen

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Ein Streifzug durch die Geschichte der Neu-Ulmer Museen

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    An der Ecke Friedenstraße/Hermann-Köhl-Straße wurde 1902 das Rentamt gebaut, in das später das Heimatmuseum zog. Heute befindet sich darin die Kunstsammlung des Edwin-Scharff-Museums, im Neubau daneben das Kindermuseum.
    An der Ecke Friedenstraße/Hermann-Köhl-Straße wurde 1902 das Rentamt gebaut, in das später das Heimatmuseum zog. Heute befindet sich darin die Kunstsammlung des Edwin-Scharff-Museums, im Neubau daneben das Kindermuseum. Foto: Gerrit-R. Ranft

    Zwischen April und September 2019 feiert Neu-Ulm sein Jubiläum „150 Jahre Stadterhebung“. Die

    Lange hat es gedauert, der Stadt Neu-Ulm ein eigenes, seiner kommunalen und historischen Bedeutung angemessenes Museum einzurichten. Zuerst war da das betuliche Heimatmuseum an der Hermann-Köhl-Straße. Im Edwin-Scharff-Haus an der Silcherstraße dämmerte eine Ausstellung zum Künstler Scharff vor sich hin. Schließlich machten die Prähistorischen Staatssammlungen am Petrusplatz ihr Archäologisches Museum auf, das sie schon bald wegen Erfolglosigkeit wieder schlossen. Heute enthält der Gebäudekomplex eine Bildungseinrichtung mit Kindermuseum, Edwin-Scharff-Galerie, Geitlingerschau und jährlich mehreren Kunstausstellungen.

    Am Anfang der kurzen Neu-Ulmer Museumsgeschichte steht das 1902 an der Ecke Friedenstraße und Hermann-Köhl-Straße errichtete Rentamt. Der Neu-Ulmer Anzeiger protokollierte sorgfältig die Eröffnung dieses kleinen Finanzamts, um dessen Einrichtung sich die Stadt 40 Jahre lang bemüht hatte. Während des Festakts vor 116 Jahren zur Einweisung des „Herrn Königlichen Rentamtmanns Möller des neuerrichteten Rentamts Neu-Ulm durch den Herrn Extraditionskommissär, Regierungsrat Stöckle bei der kgl. Regierung von Schwaben und Neuburg, Kammer der Finanzen,“ wurde selbstkritisch festgestellt: „Das Wort Rentamt hat vielfach keinen angenehmen Klang, und seine Aufgabe, die Lasten und Abgaben, die der Staat auferlegt, in gerechter Weise nach Vermögenslage zu verteilen, wird durch die Schwäche der Menschen, Mangel an Wahrheitsliebe und Bemühen, die Lasten auf andere abzuladen, mehr oder minder schwer gemacht“. Gekostet hat der Finanzamtsneubau 60000 Mark zuzüglich Grunderwerbs. Nach 67 Jahren und zwei Kriegen zog das Finanzamt aus, das Heimatmuseum ein. Besucher konnten von 1969 an die geologische Sammlung des Lokomotivführers Josef Elbs betrachten, dazu 500 Schlösser und Beschläge des Hauptmanns a. D. Friedrich Geiger, die Erdzeitalter des Historischen Vereins Neu-Ulm und ein wenig Stadtgeschichte. In dem kleinen Museum des Edwin-Scharff-Hauses am Donauufer schlummerten, wie der damalige Geschäftsführer und spätere Landtagsabgeordnete Peter Schmid einmal für die Neu-Ulmer Zeitung auflistete, rund 25 Ölbilder von der Hand Scharffs, dazu 20 kleine und zehn große Plastiken, schließlich rund 300 Blätter. Schmid standen für Ankäufe jährlich 10000 Mark zur Verfügung. Von dem in Neu-Ulm geborenen Bildhauer und Grafiker komme nur selten etwas auf den Kunstmarkt, bedauerte Schmid seinerzeit. Deshalb sei es auch so schwierig, zu einer Wertbestimmung seiner Werke zu finden. Immerhin schätzte Schmid vor 25 Jahren die Zahl seiner Besucher auf 2500 und 3000 Gäste jährlich. „Für eine solch kleine Einrichtung ein angenehmer Besucherstrom,“ meinte er. Das Edwin-Scharff-Museum am Petrusplatz zählt heuer gut 40000 Besucher und betreut etwa 9000 Werke des Künstlers.

    Das Neu-Ulmer Heimatmuseum versank im Dornröschenschlaf

    Im Jahr 1994 stellten sich die Prähistorischen Staatssammlungen aus München in Neu-Ulm ein. Das in zweijähriger Bauzeit für neun Millionen Mark (4,6 Millionen Euro) von der Stadt errichtete und finanzierte Vorgeschichtsmuseum am Petrusplatz reihten sie in ihre elf Zweigmuseen ein – mit der Ausstellungsfläche von 800 Quadratmetern ihr zweitgrößtes. Im September wurde es mit der Sonderausstellung „Orient und Okzident“ eröffnet. „Die frühen Kulturen Bayerns“, sagte Hermann Dannheimer als Leiter der Staatssammlungen, „sind nicht denkbar ohne die Einflüsse der umliegenden Kulturen“. Parallel zum Neubau am Petrusplatz war der Altbau des Heimatmuseums saniert und mit dem Vorgeschichtsmuseum verbunden worden. Doch die erhofften Besucherströme blieben aus. Der Ausstellungskatalog der Staatssammlungen erschien gar mit einjähriger Verspätung. Die Staatssammlungen schlossen ihre Orientausstellung planmäßig nach zwei Jahren. Gleichzeitig verabschiedete sich die einzige wissenschaftliche Mitarbeiterin des Heimatmuseums in Mutterschaftsurlaub. Der Hauptausschuss des Stadtrats weigerte sich, eine Vertretung einzustellen. Kreisheimatpfleger Horst Gaiser wetterte als ehrenamtlicher Leiter des Museums: „Das ist eine unmögliche Situation, mit Millionenaufwand Museen hinzustellen und nun den Betrieb nur unvollständig weiterzuführen“. Beide Museen dämmerten vor sich hin. Die Neu-Ulmer Zeitung schrieb am 18. April 1996: „Heimatmuseum sinkt in Dornröschenschlaf.“ Die Staatssammlungen bereiteten zwar eine weitere Dauerausstellung zum Thema „Technik und Tradition“ vor. Doch war auch ihr kein großer Erfolg beschieden. Im Jahr 2008 räumten sie endgültig das Feld. Der „Kraftakt“, wie

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