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Neu-Ulm: Der Kampf eines Neu-Ulmers gegen die Corona-Kritiker

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Der Kampf eines Neu-Ulmers gegen die Corona-Kritiker

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    Bisher sind es nur zwei, aber sie wollen mehr werden: Florian Burkhardt und Volker Glosch wollen eine Initiative gründen, um Corona-Leugnern, Reichsbürgern und Verschwörungstheoretikern etwas entgegenzusetzen.
    Bisher sind es nur zwei, aber sie wollen mehr werden: Florian Burkhardt und Volker Glosch wollen eine Initiative gründen, um Corona-Leugnern, Reichsbürgern und Verschwörungstheoretikern etwas entgegenzusetzen. Foto: Ronald Hinzpeter

    Als der Neu-Ulmer Florian Burkhardt die Bilder von der letzten Groß-Demonstration in Berlin sah, war für ihn klar: So geht es nicht weiter, da muss doch was getan werden. Es geht ihm dabei nicht darum, nun auch noch gegen die Anti-Corona-Maßnahmen auf die Straße zu gehen. Ihn stört etwas ganz anderes: Die Pandemie werde von Rechtsradikalen gekapert, um damit ihr eigenes Süppchen zu kochen. Deshalb findet er das Wort von den „Covidioten“, das die SPD-Vorsitzende Saskia Esken in die Diskussion geworfen hat, schon recht treffend.

    Initiative soll sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse fokussieren

    Burkhardt will nun eine Initiative im Raum Ulm/Neu-

    Schon seit einiger Zeit treibt Florian Burkhardt die Sache um. Wie er im Gespräch mit unserer Redaktion sagt, sei im Bekanntenkreis schon viel darüber geredet worden. Er kenne auch etliche, die meinen, man müsse diesen rechten Tendenzen doch etwas entgegensetzen. Doch aktiv geworden sei noch keiner. Das will er jetzt ändern und bringt sein Unbehagen auf die griffige Formel: „Das eine ist eine Krankheit, das andere ist ein Geschwür.“

    Auch Querdenker leisten rechten Tendenzen Vorschub

    Die Diskussion gehe mittlerweile in eine völlig falsche Richtung, wenn sich Rechtsradikale, Reichsbürger und Verschwörungstheoretiker der Debatte bemächtigen. Seiner Ansicht nach leisten auch die „Querdenker“, welche die Demonstrationen organisieren, solchen Tendenzen Vorschub, wenn etwa gefordert werden, die ersten 20 Grundgesetzartikel, in denen die Grundrechte formuliert sind, „wieder in Kraft zu setzen“. Das suggeriert seiner Ansicht nach, dass sie derzeit außer Kraft gesetzt seien, was sie nicht sind.

    Ihn stört sehr, wie sich in den vergangenen fünf Jahren, also seit der sogenannten Flüchtlingskrise, die öffentlichen Debatten radikalisiert haben unter dem Tenor: „Die Politik lebt in einem Elfenbeinturm.“ Er kann sich auch darüber aufregen, dass von offenbar immer mehr Menschen behauptet werde, Deutschland sei kein souveräner Staat oder gar nur eine GmbH: „Natürlich haben wir eine souveräne Regierung.“ Wenn er höre, dass manche meinten, die Bundesrepublik sei mittlerweile eine Corona-Diktatur, dann sollten doch diese Leute mal versuchen, in Belarus zu demonstrieren, wo Protestierende von der Polizei ganz anders angefasst werden als hierzulande.

    Andere Länder haben viel größere Probleme mit dem Corona-Virus

    Auch wenn er sie nicht gewählt hat, findet er doch, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Corona-Krise einen guten Job gemacht hat. Das haben seiner Ansicht nach auch die Menschen getan, die selbst während des Lockdowns auf ihren Posten waren, das Bahnpersonal, die Polizisten, Pfleger oder das medizinische Personal: „Das alles geht in dieser aggressiven Stimmungsmache einfach unter.“ Andere Länder hätten außerdem ganz andere Probleme mit dem Virus als Deutschland, das durch die Krise bisher recht gut hindurchgekommen sei.

    Mit etwas Selbstdisziplin sollte es doch gelingen, der Pandemie Herr zu werden: also keine illegalen Feste zu feiern, eine Maske aufzusetzen, Abstand zu halten. „Wir haben diese brandgefährliche Krankheit noch einige Zeit lang an der Backe“, schätzt er. Jetzt wäre eben Zusammenrücken – allerdings im übertragenen Sinne – angezeigt und nicht das Auseinanderdividieren der Gesellschaft: „Durch solche Probleme kommen wir nur als Gemeinschaft durch. Sich zu radikalisieren ist der falsche Weg.“ Jetzt sei es an der Zeit zu überlegen, wie sich die Anti-Corona-Maßnahmen verbessern ließen, denn auch Burkhardt meint, dass nicht alles optimal gelaufen sei. Etwa bei den Künstlern. Die würden deutlich schlechter unterstützt als andere Berufsgruppen.

    Die Initiative sucht nach neuen Mitgliedern

    Nun suchen er und seine noch wenigen Unterstützer nach weiteren Gleichgesinnten, um mit ihnen eine gemeinsame Plattform aufzubauen. „Das ist allerdings Neuland für uns“, gibt er zu. Vielleicht gebe es ja in der Region schon Menschen, die an etwas Ähnlichem arbeiten. Die müssen allerdings erst noch gefunden werden.

    Allerdings glaubt er auch, dass es so manchen in den Fingern juckt, angesichts solcher Bilder wie jenen vom Sturm auf den Eingang des Reichstags, bei dem viele Reichsflaggen zu sehen waren. Dem müsse etwas entgegengesetzt werden, denn: „Es kippt gerade vieles.“

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