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Neu-Ulm: Coronavirus: Neu-Ulmer Firma will mit Luftreinigern die Wirtschaft retten

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Coronavirus: Neu-Ulmer Firma will mit Luftreinigern die Wirtschaft retten

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    Dieser Vitapoint-Luftreiniger ist für einen Gastronomiebetrieb gedacht, die schwarze Oberfläche kann mit Kreide beschriftet werden.
    Dieser Vitapoint-Luftreiniger ist für einen Gastronomiebetrieb gedacht, die schwarze Oberfläche kann mit Kreide beschriftet werden. Foto: Horst Hörger

    Eine Bewährungsprobe steht an: geladene Gäste am Freitag, eine größere Öffentlichkeit am Samstag und Sonntag. So groß, wie es in der Corona-Zeit eben erlaubt und möglich ist. Wenn der Orange Campus der Ulmer Basketballer eröffnet wird, soll ein zwei Meter hohes, orangefarben foliertes Gerät den Besuchern zusätzliche Sicherheit bieten. Wie funktioniert das Gerät?

    Die Anlage nimmt Partikel auf und leitet die gefilterte, saubere Luft zurück in den Raum. Der Filter vom Typ H-14 ist so hochwertig, dass er selbst kleine Viruspartikel aufhält. Der Immunologe Dr. Jan Kranich, der an der Ludwig-Maximilians-Universität in München forscht, nennt die Fähigkeiten des Geräts „überzeugend“.

    Unternehmer Michael Werz leitet die Firma Absaugwerk.
    Unternehmer Michael Werz leitet die Firma Absaugwerk. Foto: Horst Hörger

    Kranich hat auf Bitten der Neu-Ulmer Firma Absaugwerk eine Einschätzung zum Luftreiniger Vitapoint abgegeben – dem Gerät, das im Orange Campus zusätzliche Sicherheit bringen soll. Absaugwerk ist eigentlich Spezialist für Filteranlagen, die die Luft von Produktionshallen reinigen. Dabei werden beispielsweise krebserregende Stoffe aufgenommen, die bei Metallarbeiten freigesetzt werden. Als die Pandemie ihren Lauf nahm, begannen Unternehmer Michael Werz und seine Mitarbeiter zu tüfteln. Sie wollten ein Produkt entwerfen, das in der Corona-Krise hilft.

    „Ohne diese verrückten Leute hier wäre die Entwicklung nicht möglich gewesen“, sagt Werz, seit zwei Jahrzehnten in der Branche und seit einem Jahr als Chef von Absaugwerk selbstständig. Die Arbeit habe man oben draufgesetzt, nach dem Tagesgeschäft. Die Produktion läuft seit September, Vitapoint wird unter der neu eingeführten Marke Xtraction vertrieben und ist bisher rund 50-mal verkauft worden.

    Firma Absaugwerk aus Neu-Ulm stellt hocheffiziente Luftreininger her

    Viele Anforderungen an den Corona-Filter waren für den Neu-Ulmer Betrieb selbstverständlich. „An der Tagesordnung“, sagt Michael Werz. Die Logik ist simpel: Wenn ein Filter ausreichend fein ist, kann er auch Viruspartikel aufnehmen. Was die Anlage können muss, sei schnell klar gewesen. Wie das am besten umgesetzt werden kann, habe aber einige Arbeit erfordert. Das Ergebnis stimme, sagt Werz: „Unsere Anlage schafft es bei maximaler Ventilatorleistung, in einer Stunde 4000 Kubikmeter Luft zu filtern.“

    Im Vitapoint steckt ein hochmoderner H-14-Filter. Anlagen, die so ausgestattet sind, haben Physiker um den Münchner Professor Christian Kähler in einer Studie getestet. Das Ergebnis der Untersuchung wurde im August veröffentlicht: Luftreiniger von der Art, wie sie auch in Neu-Ulm gebaut werden, sind eine „sinnvolle technische Lösung“, um die Viruslast in geschlossenen Räumen zu verringern.

    Vitapoint: Luftreiniger soll der Wirtschaft durch den Corona-Winter helfen

    Wie effektiv die Anlagen sind, sei schwer zu sagen, so der Immunologe Jan Kranich. Zu viele Parameter spielten dabei eine Rolle. In einer E-Mail an unsere Redaktion betont er aber: „Je höher die Umwälzleistung ist, desto mehr Virenpartikel können aus der Luft gefiltert werden und desto stärker sinkt das Infektionsrisiko. Solche technischen Möglichkeiten zu ignorieren, wäre ein großer Fehler.“

    Mitarbeiter von BBU ‘01 beim Einzug in den Orange Campus im Juli.
    Mitarbeiter von BBU ‘01 beim Einzug in den Orange Campus im Juli. Foto: Harry Langer (Archivfoto)

    Unternehmer Werz glaubt, dass Anlagen wie Vitapoint helfen können, ganze Branchen durch den Winter zu bringen. Angesichts der Corona-Pandemie hätten viele Leute Bedenken, sich in geschlossenen Räumen aufzuhalten. Restaurants, Geschäfte und Fitnessstudios könnten ihren Kunden mit Filteranlagen ein stärkeres Sicherheitsgefühl geben. So argumentiert auch Martin Fünkele, Marketing-Chef beim Basketball-Bundesligisten Ratiopharm Ulm. Der Klub und die Filter-Firma sind eine Werbepartnerschaft eingegangen, der Luftreiniger im Orange Campus mit Trainingszentrum, Büros, Fitnessstudio und Konferenzebene ist ein Teil davon. Fünkele denkt nicht nur an die Eröffnung am Wochenende. Im Orange Campus könne die zwar recht große, aber mobile Anlage vielfältig eingesetzt werden, sagt Fünkele. Und mehr noch: „Bei unseren Spielen in der Ratiopharm-Arena kommen viele Menschen zusammen. Denken Sie an unseren Business Club, da treffen sich bis zu 400 Leute.“ Profisport vor Zuschauern ist in Bayern derzeit verboten. Wenn sich die Regeln ändern, könnte der Luftreiniger im Vip-Bereich der Neu-Ulmer Arena zum Einsatz kommen.

    Hochwertige H-14-Filter halten Coronavirus-Partikel auf

    Der in der Anlage verbaute H-14-Filter gehört bei Absaugwerk zum alltäglichen Repertoire, die Sensoren lässt sich das Unternehmen von zuverlässigen Partnern liefern. Drei Vitapoint-Varianten sind auf dem Markt, für 180 oder 300 Quadratmeter große Räume und mit unterschiedlichen Zusatzfunktionen. Kostenpunkt: zwischen rund 7000 und rund 17.000 Euro. Leasingmodelle gibt es auch, Nutzer zahlen dann sieben Euro am Tag und können einen Teil der Gebühr über Werbung auf dem Display am Gerät zurückholen.

    Anders als in einer Produktionshalle zählen bei den Anlagen in der Gastronomie und in Geschäften das Design – und der Geräuschpegel. Der Neu-Ulmer Luftreiniger sei nur halb so laut wie die Geräte anderer Hersteller, beschreibt Werz. Einer seiner Kunden habe sich dennoch zusätzlich ein Lockmittel überlegt: Ein Berliner Gastronom will den Luftreiniger zur Happy Hour auf voller Stufe einschalten – lautere Geräusche, günstigere Preise.

    16 Mitarbeiter sind bei Absaugwerk beschäftigt, die Arbeit am neuen Virenfilter nimmt viel Raum ein. Michael Werz ist überzeugt, dass das Interesse an dem Gerät über die Corona-Pandemie hinaus bestehen bleibt. Weil das Bewusstsein für Hygiene und Virenprofilaxe gestiegen sei. Und weil Luftreiniger auch Allergikern helfen.

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