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Neu-Ulm: Corona-Impfstoff landet im Müll: Pfuhler Hausarzt klagt an

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Corona-Impfstoff landet im Müll: Pfuhler Hausarzt klagt an

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    Dr. Christian Kröner aus Pfuhl prangert an: Corona-Impfstoff wird in den Müll geworfen.
    Dr. Christian Kröner aus Pfuhl prangert an: Corona-Impfstoff wird in den Müll geworfen. Foto: Kröner/Privat

    Seit seinem Info-Zettel ist Dr. Christian Kröner ein gefragter Ansprechpartner in Sachen Corona-Impfung. Jetzt machte der Hausarzt, der eine Praxis im Neu-Ulmer Stadtteil Pfuhl leitet, in der Fernsehsendung Report München öffentlich auf ein aktuelles Problem aufmerksam, das auch schon unserer Redaktion zugetragen wurde: Landet Corona-Impfstoff unnötigerweise im Müll? Kröner, der im Impfzentrum im Kreis Neu-Ulm Spritzen verabreicht, sagt: ja.

    Der Impfstoff ist knapp, Menschen aus Risikogruppen warten zum Teil seit Wochen und Monaten auf einen Termin zur Immunisierung. Kröner spricht von "unschönen Szenen", weil Menschen nicht drankämen. Es sei daher jede Spritze wichtig, mit der das Vakzin verabreicht werden könnte. Jede von ihnen rette Leben, so Kröner.

    Corona-Impfstoff landet im Müll: Warum ist das so?

    Doch: Obwohl aus einem Döschen des Impfstoff-Herstellers Biontech/Pfizer eigentlich sieben Spritzenfüllungen entnommen werden könnten, sind laut Kröner aus "zulassungsrechtlichen Gründen" nur sechs erlaubt. Die Ampullen seien deshalb immer etwas überfüllt, damit ausreichend vorhanden ist - auch dann, wenn mal etwas verschüttet werden sollte. Wer aber sauber und ordentlich die Spritzen aufzieht, bei dem bleibt am Ende etwas übrig. Dieser letzte Rest aber muss weggeworfen werden. "Ist das aktuell moralisch tragbar?", hinterfragt der Hausarzt diese Regelung - und macht sich für eine Änderung stark.

    Dass nur sechs Spritzen entnommen werden dürfen, hängt mit der europäischen Zulassung zusammen. Während in Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen unter bestimmten Voraussetzungen eine siebte Dosis erlaubt ist, ist das in Bayern noch nicht möglich. Dagegen lehnt sich Kröner auf und spricht von einem "Skandal": "Ändern Sie es, Markus Söder", schreibt Kröner beim Kurznachrichtendienst Twitter. "Etwas Mut könnte Tausende Leben retten! Ein angehender Kanzler verschwendet keinen Impfstoff."

    Am Institut für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung in Nürnberg-Heroldsberg wurde das Phänomen der siebten Dosis in einem Experiment von Professor Fritz Hörgel untersucht. Er sagt im Gespräch mit Report München: Auch wenn nicht jedes Impfzentrum es schaffen würde, den letzten Rest aus einem Döschen in eine Spritze zu ziehen, könnte in 60 bis 70 Prozent der Fälle eine siebte Spritze zur Verfügung stehen.

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