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Neu-Ulm: Burlafingen nach Rohrbrüchen ohne Wasser: Ein Dorf rückt zusammen

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Burlafingen nach Rohrbrüchen ohne Wasser: Ein Dorf rückt zusammen

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    Seit dem frühen Freitagmorgen war fast der komplette Neu-Ulmer Stadtteil Burlafingen und das dortige Industriegebiet ohne Wasser. Die Arbeiten dauern an.
    Seit dem frühen Freitagmorgen war fast der komplette Neu-Ulmer Stadtteil Burlafingen und das dortige Industriegebiet ohne Wasser. Die Arbeiten dauern an. Foto: Thomas Heckmann

    Hahn auf - und es kommt kein Wasser: So gut wie ganz Burlafingen saß am Freitagmorgen auf dem Trockenen. Die Ursache waren mehrere Rohrbrüche - fünf an der Zahl, wie sich herausstellte. Etwa 80 Haushalte waren laut Angaben der Stadtwerke noch am Abend ohne Wasser. Auch das Schulzentrum Pfuhl war zeitweise betroffen. Schülerinnen und Schüler wurden nach Hause geschickt. Im Neu-Ulmer Stadtteil wusste man sich aber zu helfen.

    Fünf Wasserrohrbrüche suchen Burlafingen heim

    Gegen 5 Uhr sei es in der Hauptleitung in der Dr.-Carl-Schwenk-Straße zu einem ersten Rohrbruch gekommen, berichtet Sebastian Koch, Sprecher der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU). Zwar konnte die schadhafte Stelle zeitig verschlossen werden. Allerdings kam es danach zu weiteren vier Rohrbrüchen: in der Glöcklerstraße, Mainaustraße, Bogenholzstraße und im Hopfengartenweg.

    Wasserrohrbruch in der Dr.-Carl-Schwenk-Straße: So sah die Lage mittags aus.
    Wasserrohrbruch in der Dr.-Carl-Schwenk-Straße: So sah die Lage mittags aus. Foto: Veronika Lintner

    Alle verfügbaren Kräfte und vier Tiefbautrupps seien ausgerückt. Gegen 8 Uhr konnten die vier restlichen Bruchstellen lokalisiert und abgestellt werden. Zu diesem Zeitpunkt hatten große Teile Burlafingens wieder Wasser. Das Industriegebiet sowie Wohneinheiten, die direkt an den schadhaften Leitungsabschnitten hängen, saßen noch am Abend auf dem Trockenen. Wie es zu dieser Häufung der Ereignisse kommen konnte, ist unklar. Die Ursachenforschung dauere an, so der SWU-Sprecher.

    Home-Schooling dank Wasserrohrbruch in Burlafingen

    Im Bertha-von-Suttner-Gymnasium wurde um 6.50 Uhr festgestellt, dass kein Wasser kommt, so die stellvertretende Schulleiterin Sabine von Appen. Sie hätten dann versucht herauszubekommen, wie lange dieser Zustand andauert. Weil hierzu aber keine konkrete Aussage zu bekommen war, seien die Schülerinnen und Schüler wieder nach Hause geschickt worden. "Das konnten wir ihnen nicht zumuten. Keine Toiletten, Hände können nicht gewaschen werden", so von Appen. Die Jugendlichen hätten digitale Aufgaben ins Netz hochgeladen bekommen. Auch die Schüler der Inge-Aicher-Scholl-Realschule sowie die Kinder vom Kinderhaus Donaukinder mussten wieder nach Hause. Die gut 200 Schülerinnen und Schüler der Karl-Salzmann-Mittelschule waren derweil schon daheim. Nach dem Brand in einer Mädchen-Toilette wurde von der Schulleitung für Freitag Home-Schooling angeordnet.

    Und das Dorfleben? Burlafingen rückt zusammen. Am Mittag stand Florian Aicham zufrieden vor noch einem Dutzend roter Eimer, direkt vor der Türe seines Betriebs im Burlafinger Ortskern – Kübel, gefüllt mit Wasser. „Viele Eimer sind jetzt auch schon weg“, erklärte der Chef der Firma Nägele Bau. 200 Kübel Wasser habe er gleich am Morgen bereitgestellt, für alle Ortsbewohner.

    „Beim Zähneputzen hatte ich gemerkt, etwas stimmt nicht“, erzählte Aicham. Da sei ihm die Idee gekommen: Er kann Wasser mit der Grundwasserwärmepumpe seines Betriebs abzapfen. Das Angebot hätten gleich zig Burlafinger und Burlafingerinnen angenommen. „Viele haben selbst alles Mögliche zur Hilfe mitgebracht. Andere haben auch ihre Nachbarn versorgt, Wasser für ältere Menschen geschleppt.“ Eine Frau habe sich den ganzen Tag von der Arbeit frei genommen, um zu helfen.

    Wassereimer gegen die Versorgungslücke. Die Firma Nägele Bau half in Burlafingen aus.
    Wassereimer gegen die Versorgungslücke. Die Firma Nägele Bau half in Burlafingen aus. Foto: Veronika Lintner

    Auch am Abend sitzen manche in Burlafingen auf dem Trockenen

    Auch Branko Bekonja bemerkte frühmorgens, dass das Wasser nicht mehr fließt. Denn die Kaffeemaschine, hinter der Theke in seinem Gasthaus, brachte keinen Tropfen hervor. Bekonja ist Pächter der "Iselstuben" in der Iselhalle. Das Resultat der Rohrbrüche: Die Spülmaschine stand hier still, das Küchenpersonal wusch per Hand - so lief der Betrieb mittags. Der Hausmeister habe immerhin eine Wasserzufuhr legen können, erklärte Bekonja. Das helfe, die Küche aufrecht zu erhalten, Bestellungen zu bedienen - "solange es nicht zu viele Suppen sind". Der Wasserrohrbruch brachte den Gastronomiebetrieb ins Schleudern. Bekonja hoffte, dass bis zum Abend wieder Wasser fließen würde. Er erwarte einige Gäste. Manch einer ließ die Hoffnung sausen: Die Grillhütte Burlafingen, keine 100 Meter entfernt von der Iselhalle, stellte den Betrieb für diesen Tag ein.

    Am Abend wurde an der Dr.-Carl-Schwenk-Straße weiter gearbeitet und gebaggert. Das Ziel? Zumindest eine Notversorgung einzurichten.

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