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Neu-Ulm: Blitzermarathon: Teures Überholmanöver bei Gerlenhofen

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Blitzermarathon: Teures Überholmanöver bei Gerlenhofen

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    Beim Blitzermarathon kontrollierte die Polizei am Mittwoch verstärkt die Geschwindigkeit an den Straßen im Landkreis. Kai Gruber blitzte gemeinsam mit zwei Kollegen innerhalb einer Stunde insgesamt zehn Temposünder an der Landstraße bei Gerlenhofen – denn hier gilt Tempo 80 statt der üblichen 100.
    Beim Blitzermarathon kontrollierte die Polizei am Mittwoch verstärkt die Geschwindigkeit an den Straßen im Landkreis. Kai Gruber blitzte gemeinsam mit zwei Kollegen innerhalb einer Stunde insgesamt zehn Temposünder an der Landstraße bei Gerlenhofen – denn hier gilt Tempo 80 statt der üblichen 100. Foto: Alexander Kaya

    Noch keine fünf Minuten blickt Polizist Kai Gruber durch das kleine Messgerät auf dem Stativ, da ruft er schon das erste Mal laut: „95! Der Blaue, der da kommt!“ Sofort eilt seine Kollegin Nina Fetzer auf die Straße, schwingt eifrig ihre Kelle und winkt den Fahrer des blauen Autos von der Landstraße bei Gerlenhofen. Denn hier gilt Tempo 80 – 15 Stundenkilometer drüber, das bedeutet ein Verwarnungsgeld von 20 Euro, wie der dritte Beamte im Bunde, Walter Roth, dem Fahrer im Anschluss erklärt. Der zeigt Verständnis und bezahlt die Strafe ohne zu Murren – zu dem Blitzermarathon will er sich aber nicht äußern.

    Überall im Landkreis haben sich derweil Polizisten mit Radarfallen an den Straßenrändern postiert. Denn bayernweit wurde bei der Kontrollaktion am Mittwoch im siebten Jahr in Folge 24 Stunden lang verstärkt die Geschwindigkeit des Verkehrs auf den Straßen gemessen. Weil die Aktion im Vorfeld umfangreich beworben wurde und auch die Standorte der Blitzer bekannt waren, sind die Autofahrer – zumindest gefühlt – etwas zurückhaltender unterwegs. Doch scheinbar hat sich die Aktion auch nach sieben Jahren noch nicht überall herumgesprochen.

    Nicht jeder Temposünder bei Gerlenhofen hat Verständnis für den Blitzermarathon

    Die drei Polizisten können ein Raunen nicht unterdrücken, als ihnen der nächste Raser in die Fänge geht: 118 Stundenkilometer zeigt das Messgerät, abzüglich einer Toleranz von vier Stundenkilometern macht das satte 120 Euro Strafe – und bleibt bis zum Ende der Kontrollen bei Gerlenhofen Rekord an diesem Tag. Der Fahrer nimmt es zwar mit Humor, sagen will aber auch er nichts. Auskunftsfreudiger, weil unwissender, ist Temposünderin Nummer drei, die die Polizisten keine zwei Minuten später aus dem Verkehr bei Gerlenhofen ziehen. Die Frau war mit ihrem Kleinwagen mit 94 Sachen unterwegs und ärgert sich, nachdem sie von den Beamten über den Blitzermarathon aufgeklärt wurde, vor allem über sich selbst: „Ich wusste nichts von dem Blitzer hier, da habe ich einfach nicht aufgepasst – das ärgert mich sehr.“ Den Polizisten sei sie allerdings nicht böse: „Die machen ja nur ihren Job, das ist schon okay.“

    Nicht ganz so einsichtig ist Raser Nummer vier. Der Mann fuhr mit seinen SUV mit 108 Stundenkilometern über die Landstraße in Richtung Harzerhof – als Grund nennt er ein Überholmanöver kurz vor der Messung. Das kommt ihn nun teuer zu stehen: 70 Euro muss er an die Beamten aushändigen. Für die Kontrolle zeigt er im Anschluss nur wenig Verständnis: „Hier auf einer Landstraße zu blitzen ist unnötig.“

    Polizei sieht den Blitzermarathon als Präventiv-Aktion

    Rainer Finkel, Dienststellenleiter der Verkehrspolizei Neu-Ulm, sieht das ganz anders: „Gerade Landstraßen sind Unfallschwerpunkte. Die Fahrer, die auf die Straßen einfahren, verlassen sich auf die anderen, darauf, dass die erlaubte Geschwindigkeit eingehalten wird. Weil das viele nicht tun, kommt es immer wieder zu tragischen Unfällen.“ Überhaupt sei der Blitzermarathon als Präventiv-Aktion zu betrachten: „Wir wollen die Verkehrsteilnehmer auf die Geschwindigkeit aufmerksam machen – uns geht es nicht um kurzfristige Kontrollen. Als Erfolg würde ich die Aktion bewerten, wenn die Autofahrer sich langfristig an Tempolimits halten – es geht schließlich um ihre eigene Sicherheit, nicht um die der Polizei.“

    Etwas mehr Aufmerksamkeit wünscht sich der Dienststellenleiter auch für die Landstraße bei Gerlenhofen. Die Bilanz hier nach knapp einer Stunde: Von etwas mehr als tausend Autos, Laster, Bussen und Motorrädern waren zehn zu schnell – die meisten unter ihnen überschritten das Tempolimit um 10 bis 15 Stundenkilometer. Finkel: „Das ist in etwa das gleiche Ergebnis, das wir hier im letzten Jahr hatten.“

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