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Neu-Ulm: "Barfüßer" in Neu-Ulm: Es gibt eine Alternative zum Abriss

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"Barfüßer" in Neu-Ulm: Es gibt eine Alternative zum Abriss

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    Am Abriss des alten Barfüßer-Gebäudes und einem Neubau führt wahrscheinlich kein Weg vorbei.
    Am Abriss des alten Barfüßer-Gebäudes und einem Neubau führt wahrscheinlich kein Weg vorbei. Foto: Alexander Kaya

    Neu-Ulm hat sich in den vergangenen Jahren verändert, es ist moderner, sauberer und teurer geworden, das Gerede vom Hinterhof Ulms ist längst nur noch Folklore. Doch die Stadt hat im Zuge dieser Verwandlung auch einige Orte verloren, an denen Erinnerungen und Gefühle hingen. Der alte Bahnhof wich der Glacis-Galerie. Auf dem Flussmeisterei-Gelände stehen jetzt Eigentumswohnungen mit Aussicht auf Ulm. Der Konzertsaal war in Privatbesitz, da könne man nichts machen, hieß es vonseiten der Stadt, bevor er abgerissen wurde und ebenfalls schicken Apartments Platz machte.

    Das "Barfüßer"-Gebäude ist keine Schönheit, aber hat Geschichte

    Diese Verluste erklären, warum jetzt Bürger aufstehen, um sich für den Erhalt des ehemaligen Offizierskasinos stark zu machen, wo derzeit Ebbo Riedmüller erfolgreich sein Brauerei-Lokal „Barfüßer“ betreibt. Eine Schönheit ist der 30er-Jahre-Bau nicht, eine schwierige Geschichte hat er auch, trotzdem regt sich Widerstand gegen Riedmüllers Pläne, das Gebäude durch einen modernen Neubau zu ersetzen. Aber die Initiative um Christina Richtmann, deren Keimzelle das Bürgertheater zum Stadtjubiläum war, hat die Gefühle vieler Neu-Ulmer auf ihrer Seite. Hier soll schon wieder ein Stück gebauter Identität dem kühlen Kommerz geopfert werden.

    Lesen Sie dazu: Barfüßer-Areal: Initiative macht der Stadt Druck

    Ein bisschen unfair mag das scheinen, denn der „Barfüßer“ war schon in den vergangenen Jahren keine Wohlfahrtsanstalt und schon gar keine Kulturstätte, sondern ein erfolgreiches Lokal für den Massengeschmack. Riedmüller hat gute Arbeit geleistet – und er würde dies vermutlich auch im Neubau tun. Aber das Gefühl, dass es Neu-Ulm an Gastronomie und Hotelbetten fehlt, dürfte kaum ein Bürger haben. Das Gefühl, dass die Stadt allmählich ihre Seele verliert, hingegen schon.

    Die Bürger in Neu-Ulm wissen, was sie an ihrer Stadt haben

    Die Pläne für das „Kulturwerk“ wirken wie eine Sammlung von spontanen Einfällen. Aber sie zeigen: Die Bürger wissen, was sie an ihrer Stadt haben – und was ihrer Stadt fehlt; an Kulturstätten und Bürgertreffpunkten mangelt es zweifellos. Dieses Engagement sollte der Stadtrat ernst nehmen. Es gibt vernünftige Gründe, dem „Barfüßer“-Neubau den Segen zu geben, angefangen mit den zu erwartenenden Kosten für eine Sanierung. Aber es gilt nicht: Riedmüller oder nix.

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