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Neu-Ulm: Barfüßer-Pläne: Kulturcasino in Neu-Ulm auf dem Prüfstand

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Barfüßer-Pläne: Kulturcasino in Neu-Ulm auf dem Prüfstand

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    Das Barfüßer-Gebäude in Neu-Ulm könnte ein Jahr lang zur Unterbringung von Obdachlosen und als Kulturcasino genutzt werden.
    Das Barfüßer-Gebäude in Neu-Ulm könnte ein Jahr lang zur Unterbringung von Obdachlosen und als Kulturcasino genutzt werden. Foto: Alexander Kaya

    Das Barfüßer-Gebäude am Donauufer soll bis zum Abriss weiter genutzt werden. Das hat der Neu-Ulmer Stadtrat im Grundsatz einstimmig beschlossen. Ob sich die angedachten Lösungen tatsächlich verwirklichen lassen, ist aber noch offen. Denn die Stadtverwaltung muss das ehemalige Offizierscasino zunächst gründlich untersuchen. Das in den 1930er Jahren erbaute Gebäude ist teilweise marode.

    Etliche Zuhörer verfolgten die Debatte im Stadtrat und erlebten zunächst staunend den kuriosen Losentscheid über den Posten des Stadtbaudirektors (wir berichteten). Kämmerer Berthold Stier erläuterte dann die Überlegungen der Verwaltung zu einer Übergangslösung im Barfüßer-Gebäude, das vom langjährigen Pächter Eberhard Riedmüller am 7. Januar an die Stadt zurückgegeben wurde. „Wir sehen in dem Gebäude eine Mehrfachnutzung“, sagte Stier.

    In die Hotelzimmer des Barfüßer-Gebäudes sollen Obdachlose einziehen

    Die Hotelzimmer, die über einen eigenen Eingang erreichbar sind, sollen zur Unterbringung von Obdachlosen genutzt werden, da die Stadt hier einen dringenden Handlungsbedarf hat. Das Untergeschoss würde Eberhard Riedmüller gerne weiter nutzen, um dort Bier zu brauen – maximal bis Oktober. Den Veranstaltungssaal und die Gastroräume des Barfüßers will die Initiative Kulturcasino nutzen, um dort einen Ort der Begegnung, Kommunikation, Kultur und Bildung zu etablieren. Angedacht ist ein breites Spektrum, von Konzerten über Tanzveranstaltungen bis hin zu einem Hafenfest. Wie Stier erläuterte, liegt der Stadt auch die Anfrage eines örtlichen Gastronomen vor, der ebenfalls Interesse an einer Nutzung hat. Mit ihm seien aber noch keine Gespräche geführt worden. Die Stadt wird die Immobilie jedenfalls durchchecken. „Wir prüfen derzeit, inwiefern wir die Räume zur Verfügung stellen können“, sagte der Kämmerer.

    Die Frage der Finanzierung für die Zwischennutzung ist bisher ungeklärt

    Die Leitungen in dem Haus seien beispielsweise in einem schlechten Zustand. Auch müssten die Anforderungen an den Brandschutz beachtet werden. „Es ist eine Immobilie, von der wir wissen, dass sie gewissen bauliche und technische Mängel hat“, so Stier. Dazu kommt die Frage: Wer zahlt wie viel? „Wir können das Gebäude nicht kostenlos zur Verfügung stellen“, betonte der Kämmerer. Die Stadt wolle nun mit den Nutzern über die Höhe der Entgelte diskutieren. Im Raum steht ein Mietpreis von fünf Euro pro Quadratmeter plus Nebenkosten. Außerdem muss geklärt werden, ob die Einrichtung, die noch im Barfüßer ist, abgelöst werden soll.

    Das sagen Neu-Ulmer Stadträte über die Pläne

    Die Möglichkeiten sollten „ernsthaft und wohlwollend“ geprüft werden, sagte CSU-Fraktionschef Johannes Stingl. „Wir erwarten, dass ein ausgewogenes Betriebskonzept vorgelegt wird.“ Es sei wichtig, alle Punkte zu durchleuchten und eine umfassende Bestandsaufnahme zu machen. Ein Betrieb unterhalb der gesetzlichen Anforderungen – beispielsweise mit defekten Stromleitungen oder einer nicht ausreichenden Heizung – komme auch aus Haftungsgründen nicht infrage.

    „Es ist ein anspruchsvolles Projekt“, sagte Antje Esser (PRO). Die Stadt mache ein Angebot, daraus erwachse für die Initiative aber eine hohe Verantwortung. Denn mit dem Projekt verbunden sei eine hohe Investition. „Wir hoffen, dass es ein Erfolg wird.“ Esser äußerte aber auch die Erwartung an die Initiative, sich baldmöglichst eine Rechtsform zu geben, also beispielsweise einen Verein zu gründen.

    Oberbürgermeister Gerold Noerenberg warnt: Stadt Neu-Ulm ist in einer "finanziell extrem schwierigen Zeit"

    Rudolf Erne (SPD) lobte die Initiative der Bürger. Was die Verhandlungen angehe, meinte er: „Da muss man halt miteinander schwätzen.“ Rainer Juchheim (Grüne) fand, dass die Stadt den Machern des Kulturcasinos finanziell entgegenkommen sollte. Oberbürgermeister Gerold Noerenberg (CSU) warnte angesichts der Haushaltslage davor, Versprechungen zu machen. Allen müsse klar sein, dass sich die Stadt momentan „finanziell in einer extrem schwierigen Zeit“ befinde. „Der Bürger hat diese Ehrlichkeit auch verdient.“ Mit-Initiatorin Christina Richtmann (FWG) wollte einige Sätze im Namen der Kulturcasino-Initiative sagen, durfte aber nicht. Sie sei befangen, befand OB Noerenberg.

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