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Neu-Ulm: Barfüßer-Areal: Initiative macht der Stadt Druck

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Barfüßer-Areal: Initiative macht der Stadt Druck

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    Die Bürger wollen das ehemalige Offizierskasino vor dem Abriss bewahren – und anders nutzen.
    Die Bürger wollen das ehemalige Offizierskasino vor dem Abriss bewahren – und anders nutzen. Foto: Alexander Kaya

    Das Kasino am Donauufer, in dem derzeit Gastronom Ebbo Riedmüller sein Brauerei-Lokal „Barfüßer“ betreibt, ist nicht nur irgendein Haus. Es stifte Identität und spreche die Neu-Ulmer emotional an. Das findet jedenfalls Freie-Wähler-Stadträtin Christina Richtmann – und immer mehr Bürger schließen sich ihrer Meinung an. Mindestens 20 Leute seien es mittlerweile, die nicht hinnehmen wollen, dass das 1938 errichtete Gebäude – wie von Riedmüller geplant – abgerissen und durch einen größeren Neubau mit Hotel und Tiefgarage ersetzt wird. Sie wünschen sich stattdessen ein soziokulturelles Zentrum in der bestehenden Immobilie.

    Viel Zeit bleibt den Aktivisten nicht mehr, schon kommenden Mittwoch soll der Stadtrat entscheiden, ob Riedmüller das Go für den Abriss des in städtischen Besitz befindlichen Komplexes bekommt. „Es ist fünf vor zwölf“, sagt Richtmann, und ihre Mitstreiter nicken ernst. Sie sitzen mit Medienvertretern im kleinen Sitzungssaal des Neu-Ulmer Rathauses, nachdem sie sich zuvor mit Vertretern von CSU, SPD und Grünen getroffen hatten, um diesen ihre Vision eines „Kulturwerks Neu-Ulm“ zu präsentieren. Wie genau die Gespräche verliefen, wollen die Bürger nicht sagen; dass die Stadträte jedoch abwägend bis skeptisch reagiert hätten, verraten sie dann doch.

    Die Initiative fand beim Bürgertheater im Neu-Ulmer Glacis zusammen

    Es ist also noch Überzeugungsarbeit zu leisten, dass das „Kulturwerk“ eine Alternative zu den Großgastronomie-Plänen Riedmüllers sein kann, die noch dazu die Reste der Bundesfestung und den Baumbestand auf dem Areal bedrohen. Nach den Vorstellungen der Gruppe soll der jetzige „Barfüßer“ ein Ort für Kulturschaffende, Vereine, Institutionen und auch ganz normale Bürger werden. Konzerte sollen dort ebenso stattfinden können wie Bastelrunden. Die (dann wohl etwas kleinere) Gastronomie im ehemaligem Offizierskasino soll verpachtet werden, weitere Einnahmen sollen durch Vermietungen, Crowdfunding, Spenden und städtische Zuschüsse erzielt werden. Marion Weidenfeld, kürzlich Regisseurin des Bürgertheaters zum Stadtjubiläum, gibt sich entschlossen: „Es ist genau der Zeitpunkt, um so etwas zu machen. Jetzt ist der Pioniergeist da.“

    Lesen Sie dazu unseren Kommentar: "Barfüßer" in Neu-Ulm: Es gibt eine Alternative zum Abriss

    Auch das Ulmer Roxy habe klein angefangen, sagen die Aktivisten

    Das Jubiläum hat die Aktivisten zusammengeführt, jetzt wollen sie, dass von diesem Ereignis mehr bleibt als die Erinnerung. Dass das Konzept derzeit eher eine lose Ideensammlung ist, weiß die Initiative. Das sei auch normal, schließlich habe man nur wenige Wochen Zeit gehabt, um das Papier zusammenzustellen. Carmen Mark, früher Mitbetreiberin des Kulturbiergartens an der Flussmeisterei und Mitarbeiterin im Roxy, geht es eher darum, zu zeigen, dass es eine Alternative zu Riedmüllers Plänen gibt. Wenn die Stadt zu diesen nein sagt, könne das ein Anfang sein. Mark zieht Parallelen zum Roxy: Auch das Ulmer Kulturzentrum habe klein angefangen und sei dann gewachsen. Und auch da habe am Anfang der Wunsch gestanden, ein Gebäude zu erhalten. „Es muss nicht von Anfang an alles perfekt sein.“

    Das Problem der „Kulturwerk“-Aktivisten: Anders als der „Barfüßer“-Chef können sie kein Gutachten vorlegen; und ob die im Stadtrat kursierende Summe von 4,8 Millionen Euro für eine Sanierung tatsächlich zutrifft, wissen sie nicht. Sie haben nur ihren Willen und ihre Begeisterung anzubieten. Am Samstag wollen sie auf dem Neu-Ulmer Wochenmarkt über das Projekt informieren und Unterschriften sammeln. Sie sind sich einig: Eine soziokulturelles Zentrum fehlt der Stadt. Und das werde auch so bleiben, wenn Riedmüller den Segen des Stadtrats bekommt: Ein „Kulturwerk“ könne auch anderswo entstehen. Aber so eine Gelegenheit wie jetzt biete sich vielleicht so schnell nicht wieder.

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