Steht man Renée Sintenis’ 1930 entstandener Bronzefigur der sich in einen Lorbeerbaum verwandelnden mythologischen Nymphe Daphne gegenüber, wirkt die Figur so, als befände sie sich in einem Wandlungsprozess, den der Betrachter gleichsam beobachten könnte. Sieht man der Großen Daphne, die das Edwin-Scharff-Museum aus einer Berliner Sammlung entliehen hat, aus der Nähe ins Gesicht, wirken die fast geschlossenen Augen der Figur entrückt, bereits ganz weit weg von dieser Erde: Die „Große Daphne“ spricht den Betrachter an – und erinnert in ihrer schlanken Größe und Entferntheit an die Frau, die sie schuf: Renée Sintenis, selbst eine hoch gewachsene Frau von androgynem Typus mit schlanker Figur, umgab wohl eine eigene Distanziertheit. Ihr gewidmet ist die erste Ausstellung im Edwin-Scharff-Museum nach der epidemiebedingten Schließung. Die Schau ist ab Donnerstagnachmittag, 14. Mai, zu sehen.
Neu-Ulm