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Neu-Ulm: Aus und vorbei: Warum es keine Seilbahn in Neu-Ulm geben wird

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Aus und vorbei: Warum es keine Seilbahn in Neu-Ulm geben wird

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    Eine Seilbahn über Neu-Ulm, ähnlich wie auf diesem Bild aus Koblenz: Das hätte vielen Neu-Ulmer Stadträten gefallen. Doch aus den Plänen wird nichts.
    Eine Seilbahn über Neu-Ulm, ähnlich wie auf diesem Bild aus Koblenz: Das hätte vielen Neu-Ulmer Stadträten gefallen. Doch aus den Plänen wird nichts. Foto: Thomas Frey, dpa (Symbolbild)

    Den Nahverkehr von den verstopften Straßen einfach in die Luft verlagern: Das hatten sich Stadtplaner und Stadträte von einer Seilbahn in Neu-Ulm erhofft. Jetzt wurden die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie vorgestellt. Und die sind eindeutig: Die Voraussetzungen für eine Gondel-Strecke in Neu-Ulm sind denkbar schlecht. In Ulm lebt der Traum von einer Seilbahn dagegen noch.

    Der Ulmer Gemeinderat und der Neu-Ulmer Stadtrat hatten Ende 2019 beschlossen, dem Thema Seilbahn auf den Grund zu gehen. Die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU) gaben deshalb eine Machbarkeitsstudie in Auftrag, die jetzt im Planungs- und Umweltausschuss in Neu-Ulm vorgestellt wurde. Projektleiter Matthias Kölle wurde dazu per Video aus München zugeschaltet.

    Drei Varianten für eine Seilbahn in Ulm und Neu-Ulm gab es

    Die Gutachter haben drei Teilstrecken unter die Lupe genommen: 1. Vom Ulmer Hauptbahnhof oder Ehinger Tor hoch zur Wilhelmsburg. 2. Vom Ulmer Hauptbahnhof oder Ehinger Tor zum Zentralen Umsteigepunkt (ZUP) in Neu-Ulm. 3. Vom ZUP in Neu-Ulm nach Ludwigsfeld. Die reine Ulm-Variante blieb in der Neu-Ulmer Sitzung außen vor, doch Stadtbaudirektor Markus Krämer sagte: "Auf Ulmer Seite kann die Untersuchung wohl fortgesetzt werden." Der Hauptunterschied sei, dass dort eine Punkt-zu-Punkt-Erschließung geplant sei, eben vom Bahnhof zur Wilhelmsburg, und keine Flächenerschließung wie bei den anderen beiden Strecken. Die Möglichkeit, eine Seilbahn bis zur Landesgartenschau 2030 in Ulm zu bauen, ist also noch nicht vom Tisch.

    Eine Ulmer Seilbahn-Option führt vom Hauptbahnhof oder vom Ehinger Tor zur Wilhelmsburg.
    Eine Ulmer Seilbahn-Option führt vom Hauptbahnhof oder vom Ehinger Tor zur Wilhelmsburg. Foto: Alexander Kaya

    Anders sieht es mit den Gondel-Plänen für Neu-Ulm aus. Für die 1,8 bis zwei Kilometer lange Teilstrecke 2 über die Donau wurden drei Varianten betrachtet: eine über das Haus der Begegnung, eine, die der Bahn folgt, und eine westliche Variante parallel zum Bismarckring und der Ringstraße. Bei der ersten ist das Problem, dass viele Wohnhäuser überflogen würden, was potenziell Ärger mit sich bringen könnte. Außerdem gibt es einen Konflikt mit den historischen Gebäuden. "Es gibt kaum Möglichkeiten, Stationen zu positionieren", verdeutlichte Matthias Kölle. Schließlich wäre eine Seilbahn-Station für den Stadtverkehr etwa 80 Meter lang, 20 Meter breit und mehr als zehn Meter hoch. Bei Variante zwei wären teure Umlenkbauwerke für den Richtungswechsel der Bahn nötig und es müssten wertvolle Bäume gefällt werden. Die dritte Variante wäre zu weit weg von der Innenstadt.

    Bliebe also die etwa drei Kilometer lange Teilstrecke 3 vom Neu-Ulmer ZUP nach Ludwigsfeld. Dort wurde eine östliche Variante untersucht, die durch die Grünflächen im Wiley führt. Problem: Nicht nur die Hochschule und die Ludwigsvorfeste würden überflogen, sondern auch viele Wohnhäuser. Bei der Variante im westlichen Bereich entlang der Memminger Straße wäre im öffentlichen Raum zu wenig Platz für eine Station. Problematisch wäre das auch am Neu-Ulmer Bahnhof. Und ein Knackpunkt bei allen Varianten ist: Weil nur wenige Stationen eingerichtet werden könnten, müssten trotz Seilbahn weiterhin viele Busse fahren.

    Wie viele Millionen eine Neu-Ulmer Seilbahn kosten würde

    Die Kosten für eine Seilbahn-Station gab der Gutachter mit 15 bis 30 Millionen Euro an. Für eine Umlenkstation müsse man etwa fünf bis zehn Millionen Euro einkalkulieren. Dazu kämen aber weitere Kosten, etwa für die Stützen oder für die Seile (100.000 Euro pro 100 Meter) und natürlich für die Kabinen.

    Aus all diesen Gründen empfahl die Stadtverwaltung, die Neu-Ulmer Seilbahn-Strecken nicht weiter zu untersuchen, sondern sozusagen einen Schlussstrich zu ziehen. Das beschlossen die Mitglieder des Ausschusses einstimmig - wenn auch schweren Herzens.

    Was Neu-Ulmer Stadträte zum Scheitern der Seilbahn sagen

    "Für das Image der Stadt wäre das eine hervorragende Sache", sagte Reinhard Junginger (CSU) zur Neu-Ulmer Seilbahn. "Es wäre eine Attraktion für Neu-Ulm." Ihm blute das Herz. "Die Idee war wirklich schön", sagte Alfred Schömig (FDP). Doch sie lasse sich nicht verwirklichen, "leider". Das Gutachten sei eindeutig, befand auch Walter Zerb (Grüne). Die Idee sei wohl von der Hoffnung getragen gewesen, aus der Enge der Straße in die Lüfte zu entfliehen. Doch das funktioniere nicht. "Der Kampf um den Raum in den Straßen wird ausgetragen werden müssen."

    Rudolf Erne (SPD) meinte: "Ich denke, wir sollten die Fata Morgana jetzt mal begraben." Es gehe nun um Straßenbahn oder Omnibus. "Da sollten wir in die Gänge kommen." Das betonten auch Vertreter anderer Fraktionen. Kreativität sei gefordert, sagte Roland Prießnitz (FWG). "Wir sollten offen sein für technologische Entwicklungen." Ins Spiel brachte er etwa autonom fahrende Bussysteme. "An so Drohnentaxis habe ich auch schon gedacht", meinte dazu Zweiter Bürgermeister Johannes Stingl (CSU).

    Einzig Stephan Salzmann (PRO), der die Seilbahn-Idee vor sieben Jahren im OB-Wahlkampf ins Spiel gebracht hatte, wollte sich davon noch nicht endgültig verabschieden: "Die Vision ist noch da, man muss sie ja nicht gleich umsetzen."

    Was wird jetzt aus der Straßenbahn in Neu-Ulm?

    In der Diskussion ist nach wie vor eine Straßenbahn in Neu-Ulm, für die gerade eine weitere Machbarkeitsstudie erstellt wird. Eine Grundsatzuntersuchung soll zudem zeigen, ob eine eigene ÖPNV-Trasse auf der Memminger Straße möglich und sinnvoll ist, um den Autoverkehr zu verringern und den Nahverkehr zu stärken. Zuvor soll es eine Verkehrszählung geben.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Jetzt kommt in Neu-Ulm wieder die Straßenbahn ins Spiel

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