Antje Esser zieht sich aus der Kommunalpolitik zurück: Sie hat jetzt ihr Mandat im Neu-Ulmer Stadtrat niedergelegt. Die einstige SPD-Politikerin war über die Liste von Pro Neu-Ulm in das Gremium eingezogen. Die Gruppierung bedauert den Rückzug der profilierten Kommunalpolitikerin sehr, wie es in einer jetzt verbreiteten Presseerklärung heißt. Gegenüber unserer Redaktion erklärt die Anwältin ihre Gründe.
Esser spricht von "gestiegenen beruflichen Verpflichtungen"
Esser hat das Mandat bereits zum 31. Juli niedergelegt, doch erst jetzt wurde dieser Vorgang öffentlich gemacht. In der Erklärung von Pro Neu-Ulm heißt es: "Aufgrund der zuletzt nochmals deutlich gestiegenen beruflichen Verpflichtungen war es ihr leider nicht mehr möglich, das Amt der Stadträtin in dem erforderlichen zeitlichen Umfang und auch mit dem geforderten Engagement wahrzunehmen."
Der Rückzug so kurz nach der Kommunalwahl sei kein leichter Schritt für sie gewesen. "Nachdem aber nicht absehbar ist, dass ihre beruflichen Verpflichtungen und Aufgaben weniger werden, möchte sie den Weg auch für eine Neuordnung der Fraktion von Pro Neu-Ulm zeitnah freigeben." Sie werde dem Verein weiterhin angehören und stehe auch der Fraktion mit ihren politischen Erfahrungen weiterhin beratend zur Seite.
Esser bedauert ihren Rückzug sehr
Antje Esser sagte gegenüber unserer Redaktion, dass sie den Rückzug wirklich sehr bedaure, denn er wird wohl endgültig sein. "In sechs Jahren ist die nächste Wahl. Dann nochmal zurückzukommen, das sehe ich nicht." Damit gehen 18 Jahre politischen Engagements zu Ende, das für Esser manche Wendungen mit sich brachte. Sie war Stadträtin in Senden und Neu-Ulm, Kreisrätin, Kreisvorsitzende und Kandidatin bei Bundestags-, Landtags- und Landratswahlen.
Während der Nuxit-Debatte kehrte sie ihrer angestammten Partei, der SPD, jedoch den Rücken. Sie hatte sich stets wortstark für die Kreisfreiheit eingesetzt, war damit aber in ihrer Partei zunehmend angeeckt. Esser zog die Konsequenzen, gab ihr Parteibuch ab und wechselte die Fraktion.
Esser will keine halben Sachen machen
Sie ging zur Gruppierung Pro Neu-Ulm, für die sie zeiztweilig das Amt der Zweiten Bürgermeisterin bekleidete. Eine schöne Zeit sei das gewesen, sagt sie rückblickend. Die Arbeit habe viel Spaß gemacht und habe ihr viele neue Einblicke verschafft. Jedoch: "Dafür muss man Zeit und Flexibilität haben", erklärt sie, doch daran habe es ihr zunehmend gefehlt.
Die Arbeit in ihrer Kanzlei habe immer mehr zugenommen, es seien neue Projekte und neue Mandanten dazugekommen. Das freut die Anwältin auf der einen Seite , doch für ihr politisches Engagement habe es nicht mehr gereicht. Dass die Arbeit so zunehmen werde, habe sich während des Kommunalwahlkampfes im Frühjahr noch nicht so abgezeichnet, "sonst hätte ich das ja nicht so gemacht." Aus beruflicher Sicht freue sie sich allerdings, „dass es so gut läuft“. Ihre Kanzlei ist sehr stark spezialisiert auf das Thema erneuerbare Energien.
Für Esser gilt: Entweder ganz oder gar nicht
Esser kandidierte für Pro Neu-Ulm für das Amt der Oberbürgermeisterin. Bekanntlich haben die Neu-Ulmer aber eine andere Frau gewählt, Katrin Albsteiger von der CSU. Den Schlussstrich zog Esser , weil sie Politik immer mit vollem Herzblut betrieben habe und keine halben Sachen machen wolle: "Ich habe an mich den Anspruch, mich immer mit vollem Elan einzusetzen."
Ihren Platz am Ratstisch wird nun Stephan Salzmann einnehmen, der bereits von 2014 bis 2020 Mitglied des Gremiums war. " Mit ihm wird die Fraktion neue Impulse erhalten, die unsere Arbeit in den nächsten Monaten weiter voranbringen werden", heißt es in der Erklärung. Antje Esser wird dem Verein Bürger Pro Neu-Ulm weiterhin angehören, versichert, Siegfrid Meßner, der Fraktionsvorsitzende der Gruppierung. Sie bleibe dem Verein und der Fraktion treu und stehe mit ihren politischen Erfahrungen weiterhin beratend zur Seite. Was den Kontakt zu früheren politischen Weggefährten betrifft, so werde sie sicherlich mit dem einen oder anderen mal zum Essen gehen, sagte Esser, doch ansonsten will sie dem politischen Spiel nur noch an er Außenlinie beiwohnen.
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