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Nersingen/Landkreis: So kam Neu-Ulms Kreisimker zu den Bienen

Nersingen/Landkreis

So kam Neu-Ulms Kreisimker zu den Bienen

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    Der Nersinger Gerhard Wildner bei einem Besuch im Kreismustergarten. Seit einigen Monaten ist er Vorsitzender des Kreisimkerverbands.
    Der Nersinger Gerhard Wildner bei einem Besuch im Kreismustergarten. Seit einigen Monaten ist er Vorsitzender des Kreisimkerverbands. Foto: Alexander Kaya

    Manchmal sind es Zufälle, die einen dahin führen, wo man schließlich landet. Bei Gerhard Wildner war es eine Radiosendung über Bienen, die ihn zum Imkertum gebracht hat. Mittlerweile ist das seit über 40 Jahren ein Hobby des 67-jährigen Nersingers. Wildner ist nicht nur Vorsitzender des Nersinger Imkervereins, sondern auch stellvertretender Vorsitzender im Bezirksverband Schwaben und seit einem Dreivierteljahr Vorsitzender des Kreisimkerverbands Neu-Ulm . Am Sonntag leitet er in dieser Funktion die Jahreshauptversammlung – und verabschiedet und ehrt dort den ehemaligen langjährigen Vorsitzenden Walter Burger .

    Wildner hat die Leitung des Kreisimkerverbands bereits Mitte des vergangenen Jahres offiziell übernommen, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung erzählt. Wie berichtet, hörte sein Vorgänger – der 73-jährige Walter Burger – aus gesundheitlichen Gründen auf. „Er steht aber weiterhin als Berater zur Verfügung“, erzählt Wildner , der betont, dass Burger die Messlatte für ihn hochgelegt habe. „Er hat das so gut gemacht. Er lebte komplett für die Bienen“, sagt Wildner . Das könne er natürlich nicht so einfach toppen. Wildner war vorher Burgers Stellvertreter und in diesem Bereich viel mit der Öffentlichkeitsarbeit beschäftigt. Ihm ist es wichtig, dass der Verband auf Märkten vor Ort ist und die Bürger über seine Tätigkeit und über Bienen im Allgemeinen informiert. „Man glaubt gar nicht, wie viel Nachholbedarf bei Bürgern in Sachen Insekten besteht“, sagt Wildner .

    Nersinger Gerhard Wildner ist Vorsitzender des Kreisimkerverbands Neu-Ulm

    Der Kreisimker lobt, was seitens des Landratsamts bereits in Sachen Naturschutz auf den Weg gebracht wird. „Man muss wahrnehmen, was da von der unteren Naturschutzbehörde alles geleistet wird“, sagt Wildner und nennt als Beispiele die Renaturierungsprojekte entlang der Iller und Aufforstungsprojekte. Und diese Aktionen gab es schon vor dem Volksbegehren, das unter dem Motto „Rettet die Bienen“ bekannt geworden ist. Wildner betont: „Es ging ja mehr um Insekten generell, aber der Biene wird sehr große Sympathie entgegengebracht.“

    Aus seiner Sicht bieten vor allem Privatgärten großes Potenzial, was den Natur- und Artenschutz angeht. Ein eng besiedeltes Land wie Deutschland müsse solche Ressourcen nutzen, wenn es Biodiversität haben möchte. „Ich bin schon ein Anhänger von wilden Gärten“, sagt der 67-Jährige und fügt hinzu: „Man muss nicht jeden Tag mit der Gartenschere auf Knien rumrutschen und jedes Grashälmchen schneiden.“ Er findet es schade, dass zwar viele bei der Aktion „Rettet die Bienen“ unterschrieben haben, aber selbst nichts ändern und „auf ihrer grünen und kraut- und wildblumenfreien Rasenfläche in ihrem Privatgarten den Mähroboter fahren lassen und alles, was nach Natur aussieht, runterhobeln“. Er wünsche sich Gärten mit Blühstauden und blühenden Gehölzen, diese haben einen großen ökologischen Nutzen. Der Kreisimker gibt sich in Bezug auf ein Umdenken in der Bevölkerung optimistisch: „Man soll die Hoffnung ja nicht aufgeben – und ich gebe sie auch nicht auf.“ Bereits jetzt sei schließlich schon viel in Bewegung geraten.

    Zum Imkern selbst kam der 67-Jährige vor 40 Jahren übrigens zufällig über eine Radiosendung . „Da habe ich damals einen Bericht über Bienen gehört.“ Auf dem Grundstück in Oberfahlheim hielten er und seine Familie bereits einige Tiere: zwölf Ziegen – Wildners Kinder sind laktoseintolerant und damals konnte man nicht einfach so Milchersatzprodukte im Supermarkt kaufen –, drei Hunde, mehrere Hühner und Katzen. Nach dem Bienenbericht dachte sich Wildner : „Ich habe ja Platz auf einer Wiese, dann stell ich die da einfach hin“, sagt er und lacht.

    Durch eine Radiosendung kam Wildner zum Imkern

    Im Gegensatz zu heute gab es keine Kurse zur Einführung ins Imkern, Wildner brachte sich alles selber bei – und hatte keinen leichten Start: Er kaufte drei Bienenvölker von einer alten Frau, die das Hobby nicht mehr betreiben konnte. „Daraufhin habe ich schreckliche Erfahrungen gemacht“, erzählt Wildner . Richtige „Killerbienen“ seien das gewesen, die einen „vier, fünf, sechs Meter auf dem Gelände verfolgt und gestochen haben“. Der einzige Vorteil der aggressiven Tiere: „Sie haben sehr viel Honig gemacht“, sagt der 67-Jährige augenzwinkernd. Aus heutiger Sicht schätzt er, dass die ältere Frau die Bienen verwildern ließ und diese deshalb so aggressiv wurden. Doch nachdem sich der Nersinger länger mit dem Thema beschäftigte, fand er schnell eine Lösung: Neue Königinnen mussten her. Denn bei der Zucht werde vor allem auf „Sanftmut“ Wert gelegt.

    13 Völker hat Wildner im vergangenen Jahr eingewintert. „Die fliegen auch schon wieder“, erzählt er. Aus der Ausbeute – pro Volk an die 20 Kilogramm Honig – stellt er übrigens am liebsten Met her. „Ich probiere den Honig natürlich und er schmeckt hervorragend“, betont er und lacht. Aber ihm persönlich ist ein Gläschen Met dann doch lieber als ein Honigbrot.

    Die Versammlung des Kreisimkerverbands findet Sonntag, 1. März, im Landgasthof Hirsch im Weißenhorner Stadtteil Attenhofen (Römerstraße 31) statt. Beginn ist um 14 Uhr.

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