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Nahrung: Wie wohnt mein Schnitzel?

Nahrung

Wie wohnt mein Schnitzel?

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    Schau mir in die Augen, Kleines: In seinem Stall in Kadeltshofen hält der Landwirt Matthias Fischer auch junge Kälber, die zu großen Milchkühen heranwachsen. Im Moment hat der Bauer 80 Tiere, die am Tag jeweils rund 27 Liter der weißen Flüssigkeit liefern.
    Schau mir in die Augen, Kleines: In seinem Stall in Kadeltshofen hält der Landwirt Matthias Fischer auch junge Kälber, die zu großen Milchkühen heranwachsen. Im Moment hat der Bauer 80 Tiere, die am Tag jeweils rund 27 Liter der weißen Flüssigkeit liefern. Foto: Foto(2): Andreas Brücken

    Neu-Ulm Das Fleisch kommt aus der Plastikverpackung und die Milch aus dem Tetra-Pak. Ganz so einfach ist die Sache nicht. Beim täglichen Einkauf gerät oft in Vergessenheit, dass das Pfund Rinderhack und das Schnitzel zuvor auf vier Beinen in einem Stall standen. Die Milch für den Joghurt oder Käse hat eine Kuh aus ihrem Euter gegeben. Doch wo leben diese Tiere und wie werden sie untergebracht? Oder etwas flapsig gefragt: Wie wohnt mein

    Matthias Fischer aus Kadeltshofen weiß zumindest ganz genau, wo die Milch herkommt: aus seinem Stall. Rund 80 Kühe hat der Milchviehhalter. 27 Liter geben die Tiere im Schnitt am Tag. Der Bauer mit den kurzen blonden Haaren trägt zwar Sicherheitsschuhe und eine etwas abgewetzte Arbeitskluft, dennoch arbeitet er die meiste Zeit nicht mit der Heugabel. „Das Wichtigste im Betrieb ist der PC“, sagt Fischer

    Der Stall ist etwa so groß wie ein Fußballplatz. Der meiste Raum ist für die Kühe bestimmt, aber Fischer hat auch ein kleines Büro. Dort sitzt der Landwirt vor dem Computer. „Ich überprüfe, wie viel Milch die Kühe gegeben haben und wie viel im Tank ist“, erklärt er.

    Im Bereich der Kühe riecht es nicht streng. Da die Seiten offen sind, weht immer ein laues Lüftchen durch die große Halle. Fischer sagt: „Die Tiere mögen es gerne hell und eher etwas kühler mit viel frischer Luft.“ Früher habe man Kühe in einem kleinen Stall gehalten, der dann im Winter geschlossen war. „Damit es der Bauer nicht zu kalt hat“, sagt Fischer mit einem Lachen.

    Überhaupt geht es im Heim der Kühe sehr technisch zu. Durch Drehtüren kommen die Tiere in den mit Stroh ausgelegten Liegebereich in der Mitte des Stalls. Der Dung wird mit einem Schieber automatisch entfernt. Zum Melken legt Fischer nicht selbst Hand an, das übernimmt ein Roboter. In Schlange stehen die Vierbeiner vor der Box mit dem Gerät. Gerade ist Susi an der Reihe. Nacheinander setzt der Roboterarm einen Schlauch an ihre Zitzen. Die Milch wird in einen Tank geleitet und dort auf vier Grad gekühlt. Alles passiert automatisch, Fischer steht daneben und lächelt stolz. „In etwa sechs Stunden darf sie dann wieder in die Box“, sagt er. Ein Sensor um Susis Hals erkennt, wann sie das letzte Mal den Roboter besucht hat. Wenn sie das Gerät zu früh wieder ansteuert, verweigert ihr die Drehtür den Durchgang.

    Großer Andrang vorm Wellnessbereich

    Alle Tiere des Landwirtes haben einen Namen. Fischer streichelt den Kopf einer schwarzen Kuh mit einem weißen Fleck auf der Stirn. Der Bauer sagt: „Das ist Elo meine Lieblingskuh.“ Eine Art Wellnessbereich gibt es im Stall auch. An einer Bürste, die hoch und runter fährt, schrubbeln sich die Vierbeiner. Auch hier ist der Andrang groß.

    Dann muss Fischer aber doch noch zur Heugabel greifen. Das Futter bekommen die Tiere noch per Hand. Es gibt Mais sowie Gerste und Kraftfutter mit Mineralstoffen und Eiweißen. Das Getreide baut der Landwirt selbst an, die Zusatzstoffe bekommt er vom Großhändler. „Ich kann nicht alles selbst produzieren“ sagt er. Natürlich seien die Futtermittelskandale ein Problem. „Da ist man leider immer ein Stück weit vom Großhändler abhängig.“

    Nachdem im Stall die Tiere versorgt und die Tabellen im Computer überprüft sind, geht es raus aufs Feld. Aber auch dort kommt Fischer selten ins Schwitzen. „Ich habe doch eine Klimaanlage im Traktor.“

    Andreas Wöhrle gibt seinen Tieren keine Namen. Er zieht in Pfaffenhofen Ferkel groß. In der Schweinehaltung hat sich eine Arbeitsteilung durchgesetzt. (Siehe Infokasten) Wöhrle bekommt seine Schweine mit vier Wochen vom Ferkelerzeuger. Wenn die Tiere 30 Kilogramm wiegen – sechs bis neun Wochen später – verkauft der Landwirt sie an den Mäster. „Die Betriebe wollen einheitliche Partien, darum haben wir eine Daseinsberechtigung“, erklärt er. Ein Züchter könne nicht mehrere Hundert Tiere mit demselben Gewicht liefern.

    Bevor Wöhrle den Stall betritt, tauscht er seine Straßenkleidung gegen einen Overall und hohe Gummistiefel. „Wir haben strenge Hygienevorschriften, die unbedingt eingehalten werden müssen“, sagt er. Der 800 Quadratmeter große Stall ist für 1800 Schweine ausgelegt. Wöhrle hält aber immer nur rund 1500 Schweine. In der Vergangenheit sei die Nachfrage oft stark gesunken oder gestiegen, zum Beispiel nach den Schweinepest-Skandalen.

    Die Luft in der großen Halle ist stickiger als im Kuhstall. Rund hundert Schweine sind jeweils in einer Box untergebracht. Hier herrscht viel Bewegung. Besonders wenn der Landwirt durch die Boxen stapft, quicken die Ferkel und stoben auseinander. Zum Schlafen legen sich die rosa Tiere nebeneinander unter ein langes Flachdach. Es gibt eine Fußbodenheizung. Wöhrle sagt: „Schweine mögen es schön warm.“

    An mehreren Stellen sind Futterstationen aufgebaut. Wenn die Ferkel mit der Schnauze gegen einen Hebel drücken, bekommen sie automatisch Wasser und Getreide aus zwei Stahlrohren. Ihr Kot fällt an den Seiten der Boxen durch ein Gitter. „Den Boden mache ich zwischendurch sauber, wenn die Ferkel ihr Bett mit der Toilette verwechseln“, sagt Wöhrle.

    Nach neun Wochen sind dann alle Schweine aus dem Stall. Wöhrle macht drei Tage lang Großputz, bevor die nächste Fuhre kommt. Ansonsten ist er ebenfalls viel mit der Technik beschäftigt. An einem großen Display steuert er die Mischung und Zufuhr von Getreide und Eiweißkomponenten.

    Eine persönliche Beziehung zu den Ferkeln baut er nicht auf. „Es gibt aber immer wieder Tiere die auffallen. Zum Beispiel springt einer morgens immer an meinem Bein hoch.“ Das wird dem armen Schwein aber nichts nützen, in ein paar Wochen geht es zum Mäster.

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