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Ulm: „My Fair Lady“ mit Chic und Charme

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„My Fair Lady“ mit Chic und Charme

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    Alle lieben Eliza Doolittle (Maria Rosendorfsky, Mitte) beim Pferderennen in Ascot – noch. Mit auf dem Bild: (von links) Ulla Willick, Stephan Clemens, Luke Sinclair und Marie Luisa Kerkhoff.
    Alle lieben Eliza Doolittle (Maria Rosendorfsky, Mitte) beim Pferderennen in Ascot – noch. Mit auf dem Bild: (von links) Ulla Willick, Stephan Clemens, Luke Sinclair und Marie Luisa Kerkhoff. Foto: Jochen Quast

    Beim Pferderennen in Ascot gilt ein strenger Dresscode, speziell wenn man einen der Plätze in der Nähe der Queen ergattert hat: die Damen zurückhaltend-elegant und kreativ behütet, die Herren im grauen oder schwarzen Gehrock. Nicht so bei „My Fair Lady“ im Theater Ulm: Als sich der Vorhang zur berühmten

    "My Fair Lady" am Theater Ulm sieht umwerfend aus

    Apropos Stoff: Während die Bühne (ebenfalls Christian von Götz) zwar neonfarben, aber sonst eher reduziert gehalten ist, könnte das Musical in Sachen Textileinsatz eine neue Höchstmarke setzen, so opulent sind die von der Freiburger Designerin Sarah Mittenbühler gestalteten Kostüme. Verspielte Rüschen und verrückte Hüte bei den Damen der besseren Gesellschaft, Zirkusanklänge bei den Leuten von der Straße. „My Fair Lady“ sieht umwerfend aus. Mittenbühler und von Götz haben dem Stück einen Look verpasst, der einen den etwas spießigen Unterton der Vorlage vergessen lässt.

    „My Fair Lady“ erzählt die Geschichte des Blumenmädchens Eliza Doolittle (Maria Rosendorfsky), die bei Phonetik-Professor Henry Higgins (Markus Hottgenroth) ihren (in dieser Fassung Berliner) Gossendialekt ablegen möchte, um der Unterschicht zu entkommen. Der eitle und egozentrische Wissenschaftler macht daraus ein Spiel: Er wettet mit Oberst Pickering (Stephan Clemens), dass er aus Eliza binnen sechs Monaten sprachlich eine Herzogin machen kann. Doch bis das gelingt, ist es ein weiter Weg, auf dem nicht nur Elizas Vater Alfred P. Doolittle (Martin Gäbler) Probleme macht. Auch Kotzbrocken Higgins entdeckt sein Herz. Ein bisschen.

    Maria Rosendorfsky ist eine hinreißende Eliza Doolittle

    Und wer will es ihm verdenken: Sopran Maria Rosendorfsky, zuletzt noch in der Titelpartie der Janácek-Oper „Das schlaue Füchslein“, ist eine hinreißende Eliza Doolittle. Sie wechselt spielerisch zwischen Gossenton und strahlender Eleganz, zeigt großes komödiantisches Talent – und erntet schon mit „Ich hätt’ getanzt heut Nacht“ erste Jubelrufe. Und auch ihr Gegenüber Markus Hottgenroth spielt Professor Higgins herrlich schnöselig. Bis in die kleinsten Rollen ist diese Produktion stark besetzt. Köstlich etwa Ulla Willick als Higgins’ resolute Mama und Christel Mayr als heimlich trinkende Haushälterin, die zwischendurch von Elizas traumtänzerischen Verehrer Freddy (Luke Sinclair) einmal um die ganze Bühne gewirbelt wird. Die Inszenierung ist reich an solchen charmanten Details, so dass man kaum glauben kann, dass wegen des engen Zeitplans nur fünf Wochen geprobt werden konnte. Das Ballett und der Opernchor bringen Leben auf die Bühne, und das Philharmonische Orchester unter der Leitung des neuen ersten Kapellmeisters Levente Török spielt so beschwingt auf, dass niemals Schlagerduseligkeit aufkommt. Und selbst für das inkonsequente Happy End des Stückes hat Regisseur von Götz eine überzeugende Lösung gefunden.

    Am Ende der Premiere: großer Applaus und Standing Ovations, besonders für Maria Rosendorfsky, Markus Hottgenroth, Luke Sinclair, Ulla Willick und Christel Mayr.

    Wieder am 10., 15., 25. und 17. November. Weitere Vorstellungen bis März 2019.

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