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Ulm: Mit Röntgenstrahlen gegen Schmuggler

Ulm

Mit Röntgenstrahlen gegen Schmuggler

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    Die Röntgenanlage auf der ehemaligen Raststätte Dornstadt.
    Die Röntgenanlage auf der ehemaligen Raststätte Dornstadt. Foto: Alexander Kaya

    Mehr als 100 Kilo Rauschgift, fast eine Viertelmillion Schmuggelzigaretten und knapp 100 illegale Waffen und Waffenteile haben Beamte des Ulmer Zolls im vergangenen Jahr aus dem Verkehr gezogen. Diese Zahlen stellte Behördenleiter Rainer Bühler am Donnerstag vor. Bei den Kontrollen setzen die Zöllner nicht nur auf Überprüfungen durch Menschen und Spürhunde, sondern auch auf Technik. Die vollmobile Röntgenanlage der Behörde wird überall in Bayern und Baden-Württemberg eingesetzt. Dann sind Ulmer Beamte unterwegs, um Autos, Busse, Lastwagen und Motorräder zu scannen.

    Ortstermin auf der ehemaligen Raststätte Dornstadt an der B10. Ein weißer Lastwagen steht auf dem asphaltierten Platz, an der Seite ist eine Art Tor an einem Arm befestigt. Das Tor ist die eigentliche Röntgenanlage. Es ist drei Meter breit und vier Meter hoch und kann am Lastwagen entlang verschoben werden. Rings um das Fahrzeug haben die Beamten mit Pylonen einen Bereich abgesteckt, den wegen strenger Strahlenschutzrichtlinien keiner betreten darf. Auch Lichtschranken sind aufgebaut. Werden sie durchbrochen, stoppt die Röntgenanlage automatisch.

    Die Röntgenanlage des Ulmer Zolls wird überall in Bayern und Baden-Württemberg eingesetzt

    Eine Streife fängt einen blauen Lastwagen mit ukrainischem Kennzeichen ab und leitet ihn mit dem Leuchtschild „Follow me“ zur Kontrollstation. Die Beamten nehmen sich bevorzugt Fahrzeuge aus dem Ausland vor. Schließlich sollen sie prüfen, ob Dinge verbotenerweise oder unversteuert nach Deutschland gebracht werden. Der ukrainische Fahrer bekommt ein Informationsblatt in seiner Landessprache und wartet, während der Lkw gescannt wird. Im Inneren der Röntgenanlage ist ein kleines Büro eingerichtet, fast wie in einem Wohnmobil. Darin sitzt ein Zollbeamter vor einem Monitor. Der Lastwagen transportiert Eisenstangen – nichts Verbotenes, nichts Auffälliges. Nach einer kurzen Zusatz-Überprüfung darf der Brummi zurück auf die Straße.

    Wird ein Lastwagen von Beamten mit Hunden untersucht, dauert das nach der Erfahrung der Zöllner mindestens ein bis zwei Stunden. Durch die Röntgenanlage, die etwa 23 Tonnen wiegt und rund 1,5 Millionen Euro gekostet hat, genügen im Durchschnitt zehn Minuten.

    48.000 geschmuggelte Zigaretten zwischen Textilien

    Bei Dornstadt haben die Beamten auch einen der größten Funde gemacht, seit die Röntgenanlage vor sechs Jahren in Betrieb genommen wurde. Damals untersuchten die Zöllner einen rumänischen Lastwagen, der auf dem Weg nach Großbritannien war und Kleider geladen hatte. Auf dem Röntgenbild bemerkten die Beamten verdächtige Linien. „Linien gehören nicht zu Textilien“, sagt Teamleiter Steffen Ohrtmann-Hofmeister. Der Lkw wurde genauer untersucht. Zwischen den Kleidern fanden die Beamten 48.000 Zigaretten.

    Wo die Anlage zum Einsatz kommt, ist in einem detaillierten Einsatzplan geregelt, die Zollämter in Bayern und Baden-Württemberg fragen dafür in Ulm an. Bei den Kontrollen werden bevorzugt auch Lastwagen untersucht, die sich ohne Röntgenanlage kaum kontrollieren lassen: Tankwagen oder Kühltransporter zum Beispiel. Auch Fahrzeuge mit Schüttgut wie rohen Kaffeebohnen lassen sich nur sehr mühsam durchsuchen. Denn die komplette Ladung muss aus dem Frachtraum geholt werden.

    Bis vor einem Jahr konnten mit der Röntgenanlage nur Busse und Lastwagen untersucht werden. Andere Fahrzeuge waren zu niedrig, um vom Apparat erfasst werden zu können. Inzwischen setzt der Zoll einen Anhänger ein, mit dem Autos und Motorräder erhöht werden.

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