Startseite
Icon Pfeil nach unten
Neu-Ulm
Icon Pfeil nach unten

Löwenmensch: Elfenbein macht Archäologen froh

Löwenmensch

Elfenbein macht Archäologen froh

    • |
    Löwenmensch wird zusammengefügt – neue Splitter sind gefunden.
    Löwenmensch wird zusammengefügt – neue Splitter sind gefunden. Foto: Foto: Museum

    Asselfingen/Ulm Für die Archäologen des Landesdenkmalamtes ist es wie ein Glückstreffer: Bei Nachgrabungen in der Stadelhöhle am Hohenstein, einem Felsmassiv im Lonetal oberhalb von Asselfingen, haben sie unter Hunderten Bruchstücken aus Mammut-Elfenbein weitere passende Puzzleteile des berühmten Löwenmenschen gefunden. Der 35000 bis 40000 Jahre alte Löwenmensch, eine knapp 30 Zentimeter große Statuette mit einem Löwenkopf und einem menschlichen Rumpf, wurde während der letzten Eiszeit von Steinzeitmenschen aus einem Mammutstoßzahn geschnitzt und gilt deshalb als ältestes figürliches Kunstwerk der Menschheit.

    Kurt Wehrberger, Chef der archäologischen Abteilung des Ulmer Museums, strahlte bei der Präsentation der Funde in Asselfingen wie ein Schneekönig. „Ich hätte in meinen kühnsten Träumen nicht gedacht, dass der Löwenmensch auf diese Weise komplettiert wird“. Mit weißen Handschuhen angetan, musste Wehrberger den Fotografen und Kameraleuten immer wieder den Löwenmenschen vor die Linse halten. Er hatte die Originalstatuette in einem Holzkoffer mit nach Asselfingen gebracht – in der Stadelhöhle am Hohlen Stein, nicht weit entfernt von dem idyllischen Dorf im Lonetal, war das eiszeitliche Kunstwerk einst entstanden.

    Im August 1939 hatte der Würzburger Anatom Robert Wetzel bei seinen Grabungen in der Stadelhöhle das geheimnisumwitterte Mischwesen aus Höhlenlöwe und Mensch entdeckt, seiner wahre Bedeutung konnte er nicht mehr nachgehen. Der Krieg unterbrach die Grabungen abrupt, und die Funde wanderten nach Tübingen und von dort zurück ans Ulmer Museum. Erst 1988 wurde das eiszeitliche Kunstwerk aus vielen Bruchteilen rekonstruiert und im Ulmer Museum ausgestellt. Dem Löwenmenschen fehlen indes seitdem große Teile der rechten Körperhälfte und am Rücken.

    Mit den neuen Funden kann die 30 Zentimeter große Figur aus Mammut-Elfenbein wahrscheinlich komplett rekonstruiert werden. Denn einige der vom Grabungsteam um Prof. Claus-Joachim Kind gefundenen Elfenbeinfragmente passen exakt zum Löwenmenschen. Doch es dauert, bis die eiszeitliche Figur in ihrer originalen Schönheit erstrahlt. „Wir müssen einige Hundert sehr kleine Bruchstücke im dreidimensionalen Puzzlespiel zusammenfügen“, beschrieb Kind die vor den Archäologen liegende aufwendige Arbeit. Bis Ende 2012 soll der Löwenmensch sich so der Öffentlichkeit präsentieren, wie er vor 35 000 Jahren aussah. Die Skulptur wird dann um einige Zentimeter größer sein.

    Die Alb ist der Louvre der Steinzeitkunst

    Der Löwenmensch ist nicht das einzige Eiszeit-Kunstwerk, das in den Höhlen der Schwäbischen Alb gefunden wurde. Im Hohlen Fels im Achtal bei Schelklingen wurde bekanntlich eine Venusfigur gefunden, die ebenfalls von einem unbekannten Künstler vor rund 35000 Jahren geschnitzt wurde. „Die Schwäbische Alb scheint so etwas wie der Louvre der Steinzeitkunst zu sein“, sagte der Tübinger Regierungspräsident Hermann Strampfer. Asselfingens stolzer Bürgermeister Armin Bollinger rühmte den Löwenmenschen als „künstlerisch so bedeutend wie die Mona Lisa“. (obe)

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden