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Landkreis: Wahlkampf-Endspurt auf den Wochenmärkten im Landkreis

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Wahlkampf-Endspurt auf den Wochenmärkten im Landkreis

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    Wahlkampf-Endspurt: Wochenmärkte sind immer noch ein beliebter Ort, um Wähler vor Ort zu gewinnen.
    Wahlkampf-Endspurt: Wochenmärkte sind immer noch ein beliebter Ort, um Wähler vor Ort zu gewinnen. Foto: Alexander Kaya

    Endspurt: Es sind nur noch ein paar Tage bis zur Wahl und somit nur noch ein paar Tage, um potenzielle Wähler zu gewinnen. Medien- und Politikwissenschaftler haben belegt: Mehr als jeder dritte Wähler fällt seine Entscheidung in den letzten zehn Tagen vor der Wahl. Das scheinen auch die Fraktionen zu wissen, die ihre Stände auf den Wochenmärkten im Landkreis aufgebaut haben.

    In Neu-Ulm haben sich vergangene Woche drei Parteien auf dem Markt aufgestellt. Man kann sich entscheiden zwischen Marmelade, Kugelschreibern oder Taschentüchern. Besser gesagt: Grüne, CSU und Bürgerliste/Die Linke.

    Die Grünen sind seit Ende Januar jeden Mittwoch und Samstag auf dem Markt vertreten. Gabriele Rzehak-Wartha hat an diesem Mittwoch Schicht. Ihr fällt auf, dass die meisten Leute wegen den Kandidatenlisten am Stand vorbeikommen. „Man hat das Gefühl, dass das Interesse an den Grünen mehr wird und es gegen Ende des Wahlkampfes wichtiger wird, präsent zu sein“, sagt die Kreisrätin. Sie und ihre Kollegen haben in dieser Wahlperiode wenig negative Erfahrungen auf dem Markt gemacht. Selten höre man mal solche Aussagen, wie „Ihr Grünen seid doch gar nicht grün“.

    Auf dem Wochenmarkt erreicht man eine bestimmte Wählergruppe

    Auch der Grünen-Oberbürgermeisterkandidat Walter Zerb lässt sich immer wieder mal am Stand blicken, die meiste Zeit läuft er allerdings seine Runden durch die Innenstadt, um dort mit Passanten ins Gespräch zu kommen. Er sei kein großer Freund vom Haustürwahlkampf. Ob man jeden potenziellen Wähler auf dem Markt erreicht? „Nein. Der Wochenmarkt ist ein Luxusgut“, meint Zerb. „Es ist schon eine bestimmte Personengruppe, die man hier trifft. Vor allem jüngere Erwachsene mit kleinem Haushalt oder ältere Leute.“

    Kurz darauf kommt Thomas Kießling vom CSU-Stand gegenüber vorbei und begrüßt seine Kontrahenten. Heute sind in Neu-Ulm neben Kießling noch Bernhard Maier und Reinhard Junginger vertreten, morgens war OB-Kandidatin Katrin Albsteiger da. „Es ist ein sehr schöner Teil vom Wahlkampf, man trifft unterschiedliche Menschengruppen, bekommt viele Themen mit und kommt mit den Leuten ins Gespräch“, sagt Maier, der für den Stadt- und Kreistag kandidiert. Sein Kollege Kießling meint, dass die gute Stimmung auf dem Markt mitunter daran liegt, dass die AfD in Neu-Ulm keine Liste hat. Und die Konkurrenz, die er eben freundlich gegrüßt hat? „Politik ist wie Sport, man will gewinnen, aber man respektiert die anderen“, sagt Kießling.

    Wahl 2020: Wahlkampf auch auf Facebook

    Die Sache mit dem Respekt mag im persönlichen Kontakt stimmen, wirft man den Blick in die Sozialen Medien, sieht das anders aus. Anfang März gab es einen Facebook-Streit zwischen der CSU und den Freien Wählern Neu-Ulm. Letztere wurden von den Christsozialen verdächtigt, deren Wahlwerbung durch die eigene ausgetauscht zu haben. Es war aber wohl ein Sturm und kein politischer Rivale, der einige Plakate heruntergerissen hat. Auf dem Markt zwar ein geografischer, aber kein inhaltlicher Nachbar der CSU, ist die Bürgerliste. Für deren Stadtratskandidaten Gerhard Rauch ist das „Rumstehen auf dem Wochenmarkt eher Pflichtbewusstsein“. Er sieht kein großes politisches Interesse seitens der Neu-Ulmern. Rauch wirft einen Blick zu den Nachbarständen: „Eigentlich stehen da immer die gleichen Leute rum, vor allem die aus der eigenen Liste.“ Die Stimmen, die sie brauchen, um beispielsweise in den Kreistag gewählt zu werden, würden sie nicht auf dem Markt bekommen, sagt Rauch.

    Knapp 30 Kilometer südlich von Neu-Ulm findet zeitgleich der Wochenmarkt in Illertissen statt. Doch da findet man an diesem Mittwoch, außer dem Stand der Zeugen Jehovas, keine Werbeveranstaltung. Dennoch: Die Illertisser Parteien sind aktiv, allerdings eher am Marktsamstag. Die SPD beispielsweise war zwei Wochen vor der Wahl mit einem Würstchen- und Infostand „Rote bei den Roten“ in der Innenstadt präsent. Die Freien Wähler

    Manche Wähler sind kurz vor der Wahl genervt

    Die Freien Wähler in Senden hingegen haben am Freitag Stoffbeutel auf dem Markt verteilt. Manche Passanten winken ab. Ab und zu hört man „Nein Danke, hab’ eh schon gewählt“. Eine Woche vor der Wahl waren alle Parteien in der Innenstadt vertreten. Bringt der Stand auf dem Markt überhaupt noch etwas? Maren Bachmann, Bürgermeisterkandidatin der SPD-Fraktion in Senden, meint: „Als wir vor Weihnachten unseren Stand hatten, war es ein Alleinstellungsmerkmal. Jetzt ist es mehr Pflicht.“ Die CSU-Kandidaten, die daneben stehen, pflichten ihr bei. „Wenn man nicht da steht, heißt es halt, die haben es nicht mehr nötig, Wahlkampf zu machen“, meint Claudia Schäfer-Rudolf, ebenfalls Bürgermeisterkandidatin der CSU.

    Egal wo im Landkreis: Nicht nur mancher Marktbesucher wirkt etwas genervt, auch das Wetter spielt nicht gut mit. Ein kräftiger Windstoß und alle Flyer liegen auf der Straße verteilt: eine bunte Mischung.

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