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Weniger Verkehrsunfälle im Landkreis Neu-Ulm – außer bei den Radfahrern
![2020 sind mehr Unfälle mit Fahrradfahrern passiert, bei allen Verkehrsteilnehmern insgesamt gingen die Zahlen aber zurück. 2020 sind mehr Unfälle mit Fahrradfahrern passiert, bei allen Verkehrsteilnehmern insgesamt gingen die Zahlen aber zurück.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674498059-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Vor allem wegen Corona sinkt im Landkreis Neu-Ulm die Zahl der Unfälle. Eine Ausnahme bilden in der Verkehrsstatistik 2020 die Radfahrer. Das sind die Gründe.
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Weniger Autofahrer auf den Straßen, weniger Verkehrsunfälle und weniger Tote: Die Corona-Pandemie hat sich 2020 auch auf den Verkehr ausgewirkt. Im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West, das von Kempten bis Neu-Ulm über Günzburg bis Kaufbeuren reicht, gab es 2020 insgesamt 25.443 Unfälle - das sind knapp 70 pro Tag. Im Vorjahr zählte die Polizei noch täglich 83 Verkehrsunfälle und damit insgesamt 30.345. "Durch Lockdowns und Reisebeschränkungen sind die Unfallzahlen in fast allen Bereichen zurückgegangen", sagt Polizeivizepräsident Guido Limmer. Nur auf die Radfahrer trifft das nicht zu - aus mehreren Gründen.
![Weniger Unfälle insgesamt, aber mehr mit Fahrradfahrern – diese Bilanz zieht die Polizei im Schutzbereich des Präsidiums Schwaben Süd-West für das Jahr 2020. Weniger Unfälle insgesamt, aber mehr mit Fahrradfahrern – diese Bilanz zieht die Polizei im Schutzbereich des Präsidiums Schwaben Süd-West für das Jahr 2020.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674498059-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Insgesamt gesehen sei der Rückgang der Unfälle um 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr positiv. "Es ist eine deutliche Trendumkehr, die vergangenen zehn Jahre nämlich ging es im Schnitt um sieben Prozent bergauf", sagt Limmer. Vor allem im ersten Lockdown hat sich die Zahl der Unfälle laut Polizeistatistik fast halbiert. Ebenso erfreulich sei die gesunkene Zahl der Unfalltoten. 2020 starben 41 Menschen bei Verkehrsunfällen (2019: 46). Noch nie habe es so wenige Tote gegeben. "Das ist ein Allzeittief für unser Präsidium", betont Limmer. Im Zehn-Jahres-Vergleich sank insgesamt auch die Anzahl der Verletzten - mit einer Ausnahme: 2020 gab es mehr Schwerverletzte als im Vorjahr.
Unfälle im Landkreis Neu-Ulm: Zahlen in Verkehrsstatistik 2020 sinken
Auch in der Region gingen die Zahlen insgesamt zurück, doch der Landkreis Neu-Ulm ist seit einiger Zeit und nach wie vor der traurige Spitzenreiter in Sachen Verkehrsunfälle. Insgesamt passierten im Landkreis 4818 Unfälle (2019: 5902) und damit die meisten im Bereich des gesamten Präsidiums. Drei Menschen starben dabei, 883 verletzten sich. Ein Blick in den Nachbarlandkreis Günzburg zeigt, dass dort weniger Verkehrsunfälle passieren: 2020 hat die Polizei 3514 Unfälle registriert (2019: 4065), es gab zwei Tote und 606 Verletzte.
Die Radfahrer bereiten der Polizei hinsichtlich der gestiegenen Unfallzahlen jedoch Sorgen. Vermutlich sind viele Menschen in Corona-Zeiten einfach vom Auto aufs Rad umgestiegen, doch dies kann die Polizei zumindest fürs Frühjahr nicht mit Zahlen belegen. "Der Fahrradboom hat eigentlich erst zur Mitte des Jahres eingesetzt", sagt leitender Polizeidirektor Michael Keck. Seitdem seien aber definitiv deutlich mehr Menschen auf dem Rad unterwegs, egal ob auf neu gekauften E-Bikes oder alten Fahrrädern aus dem Keller.
Und das nicht immer gefahrlos: 2020 passierten im gesamten Gebiet des Präsidiums 1774 Unfälle mit Radlern, dabei haben sich mehr Menschen schwer verletzt als in den vergangenen Jahren. Besonders fallen hier die E-Bike-Fahrer auf, die sich sehr viel öfter schwer verletzten. Im Landkreis Neu-Ulm passierten 369 Radunfälle, bei denen sich 308 Menschen verletzten und einer starb. Die Gründe für die Unfälle sieht die Polizei zum einen in der hohen Geschwindigkeit, was selbstredend vor allem auf E-Bike-Fahrer zutrifft. Insgesamt aber passierten Radunfälle auch oft durch Fahrfehler auf unebenem Gelände. Und: Alle Altersgruppen sind gleichermaßen betroffen. Zu einem Fünftel sind bis zu 20-jährige Radler an Unfällen beteiligt, die beiden Gruppen bis 54 Jahre und die Älteren mit jeweils rund 40 Prozent.
Mehr Unfälle mit Radfahrern im Landkreis Neu-Ulm
Die Polizei will dieses Jahr noch mehr auf die Radfahrer achten. Bereits im vergangenen Jahr habe man viel kontrolliert und auch die Fahrradhändler mit eingebunden. Mit jedem Fahrradkauf erhielten die Kunden Infomaterial rund um die Sicherheit. Das sei nach wie vor nötig, denn zumindest wenn E-Bikes in Unfälle involviert seien, tragen deren Fahrer laut Polizei in drei Vierteln der Fälle die Schuld. "Wir wollen deswegen die Radler schützen, aber auch andere vor den Radlern schützen", sagt Keck. Oft missachten Radler demnach das Rechtsfahrgebot, halten zu wenig Abstand und seien zu schnell unterwegs.
Guido Limmer, der sich selbst als passionierter Radfahrer bezeichnet, mahnt zudem, geeignete Schutzausrüstung wie einen Helm und auffällige Kleidung zu tragen. Auch so könnten Unfälle vermieden werden. Die Polizei erinnert an einen Todesfall in Türkheim (Landkreis Unterallgäu), als ein 58-jähriger E-Bike-Fahrer mit 20 Kilometern pro Stunde gegen ein stehendes Auto gekracht sei. Der Mann habe keinen Helm getragen, sei mit dem Kopf gegen das Auto gestoßen und gestorben.
Eine mögliche Lösung hinsichtlich der vielen Unfälle sei sicherlich eine Investition in die Rad-Infrastruktur, sagt Limmer. Er hebt als Beispiel die bauliche Trennung von Straßen, Rad- und Fußwegen hervor, wie sie in Nordeuropa oft schon vorherrscht. Bis es so weit ist, hat es sich die Polizei zur Aufgabe gemacht, verstärkt die Radler zu kontrollieren - sowohl in der Innenstadt als auch rund um beliebte Ausflugsziele.
Illegale Autorennen haben die Polizei in Neu-Ulm beschäftigt
Im Auge behält die Polizei auch weiterhin die Tuning-Szene: Autofahrer, die ihr Fahrzeug aufmotzen, teilweise illegale Rennen fahren oder durch lautes Herumfahren stören. Auf großen Parkplätzen in größeren Städten wie Neu-Ulm treffen sich laut Polizei teilweise bis zu 150 Fahrer mit ihren getunten Autos und lassen die Motoren aufheulen oder fahren hin und her. Darüber beschweren sich auch immer mehr Bürger. Er könne verstehen, dass Autos durch ihr Aussehen und ihre Dynamik faszinieren können, sagt Limmer. "Aber das sind teilweise Verhaltensweisen, die nicht mehr geduldet werden können."
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