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Landkreis Neu-Ulm: Wie die angebliche „Mohrin“ ins Wappen des Landkreis Neu-Ulm kam

Landkreis Neu-Ulm

Wie die angebliche „Mohrin“ ins Wappen des Landkreis Neu-Ulm kam

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    So lautet die offizielle Beschreibung des Wappens des Landkreises: „Über rotem Schildfuß, darin ein waagrechtes golden beschlagenes, silbernes Hifthorn, fünfmal schräg-links geteilt von Rot und Silber, überdeckt mit einer aus der Teilungslinie wachsenden schwarz gekleideten und golden gekrönten Mohrin, die eine goldene Bischofsmütze in den Händen hält“.
    So lautet die offizielle Beschreibung des Wappens des Landkreises: „Über rotem Schildfuß, darin ein waagrechtes golden beschlagenes, silbernes Hifthorn, fünfmal schräg-links geteilt von Rot und Silber, überdeckt mit einer aus der Teilungslinie wachsenden schwarz gekleideten und golden gekrönten Mohrin, die eine goldene Bischofsmütze in den Händen hält“. Foto: Dagmar Hub

    Die Herausgabe des Jahrbuches „Geschichte im Landkreis Neu-Ulm“ ist eine gute Tradition. Bereits der 26. Jahresband erscheint heuer, wieder rechtzeitig zu Weihnachten. Aber eines ist doch anders als sonst: Wegen der Corona-Pandemie können Landrat Thorsten Freudenberger sowie die Redaktionsmitglieder und Autorinnen/Autoren den druckfrischen, aktuellen Band zum ersten Mal nicht persönlich im Landratsamt vorstellen. Im Buch geht es auch um die aktuelle Rassismus-Debatte.

    Die Palette der Beiträge ist wieder ausgesprochen vielfältig. Sie reicht von archäologischen Befunden über kirchen- und klostergeschichtliche Abhandlungen bis zu zeitgeschichtlichen Abrissen aus dem 20. Jahrhundert. Heraussticht ein besonderes Jubiläum: Heuer vor 500 Jahren übernahmen die Vöhlin die Herrschaft über Illertissen. Hans Ranker zeichnet die Illertisser Linie des Memminger Patriziergeschlechts nach. Ein anderes Herrschergeschlecht, das den heutigen Landkreis Neu-Ulm historisch geprägt hat, sind die Grafen von Kirchberg. Aus ihrem Hauswappen ist die sogenannte „Mohrin“ im Landkreiswappen entlehnt.

    Zur aktuellen Rassismus-Debatte um schwarze Krippenfiguren (vor allem im Ulmer Münster) und althergebrachte Namensgebungen (zum Beispiel „Hotel Drei Mohren“, „Mohrengasse“) steuert Peter Wischenbarth eine „kritische Betrachtung“ der Wappen-„Mohrin“ bei. Dabei kommt er zu dem Schluss, dass das Wappen des Landkreises auf keinen Fall geändert werden sollte. Die spektakuläre Benennung „Mohrin“ seit der Renaissancezeit sei als völlig falsch zu bewerten und sei bis heute sozusagen als „Folgefehler“ übernommen worden.

    Wie das Kriegerdenkmal auf dem Neu-Ulmer Schwal entstanden ist

    Kontroversen gibt es immer wieder auch um Gefallenen-Denkmale. Ralph Manhalter erläutert, wie es im Entstehungsprozess des Kriegerdenkmals Edwin Scharffs auf dem Neu-Ulmer Schwal war. In seinem zweiten Aufsatz im neuen Jahrbuch widmet sich Manhalter dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte und zeigt auf, dass die Verbrechen der Nationalsozialisten auch nicht vor dem heutigen Landkreis Neu-Ulm halt machten. Er beschreibt den Weg der deportierten Altenstadter Juden aus der Marktgemeinde in die Vernichtung.

    Bevor es so weit kam, hatten sich Hitler und seine Schergen der unumschränkten Macht bemächtigt. Am Fall Vöhringen deckt Monika Kolb auf, wie die Nazis die kommunale Selbstverwaltung in den Jahren 1933 bis 1935 ausschalteten. Im Kontrast dazu schildert sie, dass nach dem Krieg vom „roten Vöhringen“ die Rede war.

    Elchingen und Roggenburg waren „schwarze“ Hochburgen

    Elchingen und Roggenburg waren und sind dagegen „schwarze“ Hochburgen. Das liegt auch daran, dass beide heutigen Gemeinden lange Zeit katholische Reichsabteien waren. Anton Aubele beleuchtet das nachbarliche Verhältnis der beiden Klosterstaaten im 18. Jahrhundert. Interessante Geschichten aus der reichen Geschichte des Klosters Elchingen erzählen auch Pfarrer Thomas Pfundner („Marksteine und Territorialgrenzen der Reichsabtei Elchingen“) und Klara Aubele, die „Kräuter und andere gewinnbrin-gende Gewächse rund um Elchingen zur Klosterzeit“ auftischt. Wissenswertes über die katholischen Kirchen in Vöhringen erhellt Jeanette Wischenbarth.

    Archäologische Dokumentationen runden das Jahrbuch ab. Der langjährige Kreisarchäologe Richard Ambs, der in diesem Jahr sein Amt an seinen fachlichen Ziehsohn, Stefan Reuter, abgab, beschreibt einen Fund eines Sondengängers auf einem Acker bei Kellmünz. Dabei handele es sich um eine silberne Miniaturfibel aus dem 5. bis 7. Jahrhundert n. Chr. Durch andere archäologische Artefakte, die Fabian Hopfenzitz im Umfeld des Vöhringer Kindergartens Rappelkiste zutage förderte, werde, so schreibt er in seinem Aufsatz, „die Siedlungsstruktur von ‚Ur’-Vöhringen nun immer verständlicher“.

    Der Jahresband 2020 des Jahrbuchs „Geschichte im Landkreis Neu-Ulm“ ist erhältlich an der Kasse im Landratsamt Neu-Ulm und im Buchhandel. Außerdem kann die Publikation, die elf Aufsätze auf 125 Seiten enthält, per E-Mail bestellt werden: post-stelle@lra.neu-ulm.de. Der Stückpreis beträgt seit vielen Jahren unverändert zehn Euro. Die Auflage beträgt 1200 Exemplare. (az)

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