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Landkreis Neu-Ulm: Was macht eigentlich der Landrat den ganzen Tag?

Landkreis Neu-Ulm

Was macht eigentlich der Landrat den ganzen Tag?

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    Es gibt sie immer noch, die Aufkleber aus den Zeiten der Nuxit-Debatte, welche die Liebe zu diesem politischen Gebilde dokumentieren.  Nächstes Jahr feiert der Landkreis 50. Geburtstag, die Festvorbereitungen laufen bereits.
    Es gibt sie immer noch, die Aufkleber aus den Zeiten der Nuxit-Debatte, welche die Liebe zu diesem politischen Gebilde dokumentieren. Nächstes Jahr feiert der Landkreis 50. Geburtstag, die Festvorbereitungen laufen bereits. Foto: Alexander Kaya (Symbolfoto)

    Am Anfang war der Streit, der Protest, der Zorn: Viele wehrten sich dagegen, dass im Zuge der Gebietsreform das geschaffen wurde, was heute der Landkreis Neu-Ulm ist. Auf Anordnung des damaligen Innenministers Bruno Merk wurden 1972 die kreisfreie Stadt Neu-Ulm, der noch deutlich kleinere Landkreis Neu-Ulm und der Großteil des Landkreises Illertissen verschmolzen, um ein neues, größeres Ganzes auf die Welt zu bringen. Die Wehen waren heftig, doch nun ist der Spross von Merks Gnaden sozusagen im besten Alter angekommen. Nächstes Jahr wird der Landkreis 50 Jahre alt - und das soll entsprechend gefeiert werden. Im Landratsamt laufen die Vorbereitungen bereits mit ordentlicher Drehzahl. Dabei soll es auch um die Frage gehen: Was macht eigentlich der Landrat den ganzen Tag?

    Der Landkreis Neu-Ulm soll beim Jubiläumsfest "erlebbar" werden

    Die Frage ist natürlich zugespitzt, denn Thorsten Freudenberger (CSU) neigt einerseits nicht zum Müßiggang, andererseits hat er tatsächlich viel zu tun. Allerdings - das hat er unlängst in einem Ausschuss halb scherzhaft erwähnt - werde er durchaus mal gefragt, was er denn so genau mache. Das kommt nicht von ungefähr, denn tatsächlich ist vielen nicht klar, was alles zu den Aufgaben eines Landkreises gehört.

    Deshalb soll das Jubiläum im kommenden Jahr genutzt werden, um nicht nur in die vergangenen 50 Jahre zu schauen und über die Chancen und Herausforderungen der Zukunft zu reden, sondern den Menschen zwischen Iller, Osterbach und Donau mal nahezubringen, was dieses Gebilde für Aufgaben hat und wie die bewältigt werden - und das alles möglichst anschaulich erklärt.

    Der Kreis solle "erlebbar" werden, sagt etwa Anette Kölle, Leiterin des Landratsbüros und Koordinatorin des Festausschusses. Die meisten Menschen "erleben" das Landratsamt vor allem als Sitz der Zulassungsstelle oder als die Behörde, welche Baugenehmigungen erteilt. Aber sie tut doch ungleich mehr: da sind auch noch die verschiedenen Sozialleistungen, der Betrieb der Krankenhäuser, die weiterführenden Schulen, die Abfallbeseitigung oder der Öffentliche Personennahverkehr, um nur das Wichtigste zu nennen.

    Landrat Thorsten Freudenberger.
    Landrat Thorsten Freudenberger. Foto: Archivfoto: Alexander Kaya

    Das Landkreisjubiläum wird zum regelrechten Festjahr

    All das soll den Menschen im Rahmen eines regelrechten Festjahres nahegebracht werden, das von der Mitte 2022 bis Mitte 2023 reicht. Ganz bewusst habe man sich dagegen entschieden, das Jubiläum mit einem der früher handelsüblichen Honoratioren-Festakte zu begehen, erklärt Landrat Freudenberger gegenüber unserer Redaktion: "Es soll ein Fest für die Bürgerinnen und Bürger werden." Die bekommen, wie es nach dem derzeitigen Stand der Planung aussieht, eine ganze Reihe sehr unterschiedlicher Veranstaltungen geboten.

    Die reicht von einer "historischen Kreistagssitzung" in Vöhringen, wo einst tatsächlich das erste Mal die Volksvertreterinnen und Vertreter dieses neuen Gebildes tagten, über ein Freiluftfest in Weißenhorn, wo auch der Auftritt einer überregional bekannten Band geplant ist, über Veranstaltungen zu Kultur, Ehrenamt, Umwelt und Wirtschaft bis hin zu einem Landkreis-Tag, an dem viele Türen offen stehen: im Landratsamt, in Schulen, Kreiskliniken und in der

    Der Landkreis Neu-Ulm ist eine Erfolgsgeschichte

    50 Jahre nach der nicht gerade freiwilligen Verschmelzung spricht Landrat Freudenberger von einer "Erfolgsgeschichte" des Landkreises, der habe sich gar zu einer "Wohlfühlregion" entwickelt: "Hier leben die Menschen gut und gerne." Hier gebe es einen hohen Freizeitwert und große wirtschaftliche Kraft. "Wir sind stark aufgestellt." Aus einem eher landwirtschaftlich geprägten Gebiet habe sich der Kreis zu einer Wirtschaftsregion mit großen Firmen, einem starken Mittelstand, geringer Arbeitslosigkeit und hoher Kaufkraft entwickelt. Zwischen 2014 und 2020 sei der Kreis um 4500 bis 5000 Menschen gewachsen. Allerdings gebe es auch Grenzen der Entwicklung. Künftig sollen nach den Worten des Landrats verstärkt Klima- und Umweltschutz im Fokus stehen.

    Auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt findet er sehr hoch. Das habe sich gerade in Zeiten der Pandemie in einer "tollen Zusammenarbeit" zwischen Landratsamt und Kommunen bewiesen. Er glaubt, die Nord/Süd-Gegensätze, die sich in den Debatten um die geschlossene Illertisser Babystation und den Nuxit kurzzeitig erneut aufgetan haben, seien wieder überwunden. Freudenberger: "Wir schreiben die Erfolgsgeschichte jetzt fort." Für das Kreisjubiläum wünscht er sich, dass es "so gut wie möglich gefeiert werden kann." Das hat allerdings nichts mit möglicherweise mangelndem Feierwillen zu tun, sondern mit der Pandemie. Der Wille zum Feiern ist unbedingt da, wie der Landrat versichert. Festausschuss und Kreistag hätten einen guten Mix aus Ideen zusammengestellt, es gebe einen breiten Konsens. "Ich freue mich auf das Jubiläum."

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