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Landkreis Neu-Ulm/Ulm: Verkehrsverbund Ding erhöht Preise doch - kommt das 365-Euro-Ticket?

Landkreis Neu-Ulm/Ulm

Verkehrsverbund Ding erhöht Preise doch - kommt das 365-Euro-Ticket?

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    Ab 1. April müssen Fahrgäste für viele Ding-Tickets mehr Geld bezahlen.
    Ab 1. April müssen Fahrgäste für viele Ding-Tickets mehr Geld bezahlen. Foto: Alexander Kaya

    Noch im Sommer hatte der Nahverkehrsverbund Ding angekündigt, vorerst auf Preiserhöhungen zu verzichten. Nun werden die Tickets doch teurer, allerdings erst zum 1. April statt wie zuletzt am 1. Januar. Geschäftsführer Thomas Mügge argumentiert: „Die Einnahmenverluste sind in diesem Jahr enorm und die Kosteneinsparungen gleich null.“ Und er warnt: Die gleichen Leistungen wie bisher werde man zu diesen Preisen nur anbieten können, wenn Bund und Länder ein weiteres Mal Hilfsmaßnahmen für die Verkehrsunternehmen ergreifen.

    Im Sommer hatte Ding-Aufsichtsratschef Heiner Scheffold, zugleich Landrat des Alb-Donau-Kreises, betont: Angesichts der durch die Corona-Pandemie verursachten Veränderungen im Nahverkehr wäre es unpassend, die Preise zum Jahreswechsel zu erhöhen. Zudem wolle man die zwischenzeitliche Absenkung der Mehrwertsteuer an die Fahrgäste weitergeben. Eine Tariferhöhung zu einem späteren Zeitpunkt schloss der Verkehrsverbund aber schon zu diesem Zeitpunkt nicht aus. Jetzt verweist Scheffold auf die Kosten eines leistungsfähigen, modernen und umweltfreundlichen Nahverkehrs. Um diese zu stemmen, müsse man die Tarife anpassen.

    Die neuen Tarife im Verkehrsverbund Ding

    Zeitkarten Stadtgebiet Ulm / Neu-Ulm: Die Monatskarte für das Stadtgebiet wird um 1,50 Euro (dann 63 Euro). Die Abo-Jahreskarte wird um 1,30 Euro auf monatlich 53,70 Euro und die Schülermonatskarte um 1,10 Euro auf 47,20 Euro angehoben.

    Einzeltickets Stadtgebiet Ulm / Neu-Ulm: Der Preis der Tageskarte Gruppe um fünf Cent auf 8,20 Euro. Der Preis für Einzelfahrscheine bleibt unverändert (Erwachsene Bar 2,40 Euro, Erwachsene als Handyticket 2,20 Euro, Kinder 1,40 Euro).

    Zeitkarten Gesamtnetz: Der Preis der Tageskarte Gruppe für fünf Personen wird um 30 Cent auf 19 Euro verkauft. Der Monatsbetrag für das Ticket 65 plus zusätzliche um 1,10 Euro auf 47,20 Euro, in der gleichen Höhe werden auch die Monatsbeiträge für das Azubiticket bestimmte (56,60 Euro). Das Semesterticket kostet ab dem gleichen Wintersemester vier Euro mehr (dann 133 Euro).

    Einzeltickets Gesamtnetz: Bei allen anderen Fahrten wird der Preis in Rechte von der Anzahl der Tarifwaben-Funktionen. So kostet ein Einzelfahrschein von Senden nach Ulm gehörenig zehn Cent mehr. Monatskarten werden um 1,50 bis 3,10 Euro teuer, Schülermonatskarten um 1,10 bis 2,40 Euro. (az)

    Die Preise steigen zum 1. April nach Ding-Angaben um durchschnittlich 1,8 Prozent. Beim Verbund spricht man von einer moderaten Erhöhung. Ein Aspekt war nach Ding-Angaben, dass die Nahverkehrsunternehmen ab Januar durch die neue CO2-Steuer zusätzlich belastet werden. Grundsätzlich sind die drei wichtigsten Preistreiber bei Bus, Bahn und Straßenbahn nach Auskunft des Verbunds Personalkosten, Kapitalkosten (Abschreibungen) und Treibstoffkosten – in dieser Reihenfolge.

    Mitte November, als die Beratungen über die Tarifänderung liefen, hatte der Ulmer Stadtrat Michael Joukov-Schwelling beantragt, dass die Stadt Preiserhöhungen nicht mehr zustimmen solle. Der Vorstoß des Grünen-Politikers blieb erfolglos. „Der OB teilt unsere Einschätzung nicht“, sagt Joukov-Schwelling, der wie Ulms Rathauschef Gunter Czisch im Ding-Aufsichtsrat sitzt. Er selbst habe im Sinne des Antrags abgestimmt, die Entscheidung sei anders ausgefallen. Im Gespräch mit unserer Redaktion nennt Joukov-Schwelling, der bei den baden-württembergischen Landtagswahlen im März für seine Partei antritt, Beispiele für Ausnahmen, bei denen Preiserhöhungen denkbar seien: eine Inflation von zehn Prozent, eine Verdopplung des Takts oder zusätzliche Nacht-Angebote.

    Viele Fahrten mit Bus und Bahn im Ding-Verbund werden ab 1. April 2021 teurer

    Das Angebot im Ding-Verbund habe sich zwar merklich verbessert, der Preisanstieg sei aber unverhältnismäßig hoch. Joukov-Schwelling verweist darauf, dass die Preise für Tickets um ein Vielfaches stärker angestiegen seien als die Unterhaltskosten für Autos. Zahlen des Statistischen Bundesamts bestätigen das: Demnach sind die Preise im öffentlichen Nahverkehr von 2000 bis 2019 um 81,5 Prozent gestiegen, die Preise für den Kauf und die Unterhaltung von Kraftfahrzeugen dagegen nur um 36,5 Prozent. Der Verbraucherpreisindex insgesamt stieg um 31,8 Prozent. „Es gebe einen Aufschrei, wenn wir die Parkticket-Preise jedes Jahr erhöhen würden“, sagt Joukov-Schwelling.

    Die Ticketerlöse machen nach Angaben des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen durchschnittlich die Hälfte der Einnahmen von Verkehrsunternehmen aus. Den Rest steuert die öffentliche Hand bei. Am Ding sind der Kreis Neu-Ulm, die Stadt Ulm sowie die Landkreise Alb-Donau, Biberach und Heidenheim beteiligt. Würden die Gesellschafter eine Preisanpassung ablehnen, müssten sie mehr Geld beisteuern. „Die Ausgleichspflicht für diese Mindererträge besteht dann dauerhaft“, erklärt Ding-Sprecher Markus Zimmermann. Welche finanziellen Auswirkungen es für die Kreise und die Stadt gehabt hätte, wenn eine Tariferhöhung ausgefallen wäre, lasse sich nicht pauschal beantworten.

    Grüne aus Ulm wollen 365-Euro-Ticket einführen

    Aus Sicht des Verbunds sind niedrige Preise nicht ausschlaggebend. Grundsätzlich sei man sich in der Branche darüber einig, dass der Ausbau von Leistungen und Servicequalität beziehungsweise die Vorteile des Verbundtarifs eine deutlich stärkere Anreizwirkung hätten als pauschale Preismaßnahmen, so Zimmermann.

    Ähnlich hatte Ding bereits bei einem früheren Vorstoß der Grünen argumentiert, ein 365-Euro-Ticket einzuführen. Gemeint ist eine Jahreskarte, die pro Tag nur einen Euro kostet. Ding hatte auf eine Studie des Kasseler Forschers Carsten Sommer verwiesen. Der Professor für Verkehrsplanung und Verkehrssysteme hatte am Beispiel der Stadt Wien gezeigt, dass dieses Angebot nicht entscheidend dafür war, neue Fahrgäste zu gewinnen. Die Grünen halten dennoch an ihren Plänen fest, die sie als wichtigen Schritt auf dem Weg zur Verkehrswende sehen.

    Joukov-Schwelling verspricht, sich für das 365-Euro-Ticket starkzumachen. Und wenn die Grünen in Stuttgart in der Regierungsverantwortung blieben, werde dieses Angebot in den kommenden drei Jahren eingeführt. „Nicht weil die Stadt das will, sondern weil das Land das umsetzt“, sagt er.

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