Silvester und der Start ins neue Jahr: ein Grund zum Feiern und ein Tag, an dem die meisten Leute dies auch tun. An diesem letzten Tag eines Jahres haben auch Polizei und Rettungskräfte einiges zu tun – denn wo mit Raketen gefeiert wird, passieren oft Unfälle. Doch dieses Jahr ist wegen der Corona-Pandemie alles anders: Kein Feuerwerk auf öffentlichen Plätzen, zusammen feiern dürfen nur insgesamt fünf Personen über 14 Jahre aus zwei Haushalten und ab 21 Uhr darf niemand mehr ohne triftigen Grund Wohnung oder Haus verlassen. Das heißt auch, es darf nicht gemeinsam auf der Straße mit einem Glas Sekt angestoßen und nicht geböllert werden. Ein Umstand, der Notaufnahmen in Krankenhäusern entlastet. Für die Polizei ändert sich aber nicht viel – sie hat dieses Jahr weniger andere Aufgaben und kann deswegen mehr kontrollieren.
Die allgemeinen Kontaktbeschränkungen gelten – im Gegensatz zu den Lockerungen an Weihnachten – auch an Neujahr und Silvester. Es dürfen sich also maximal fünf Personen treffen aus maximal zwei Haushalten – und zwar egal, ob draußen oder drinnen. Auch die nächtliche Ausgangssperre bleibt. Das heißt, eingeladene Freunde müssen entweder um 21 Uhr wieder zu Hause sein oder übernachten. Doch zum Böllern darf sowieso niemand um Mitternacht auf die Straße: „Das Abbrennen von Pyrotechnik stellt keinen Grund dar, die Wohnung oder das eigene Grundstück zu verlassen“, teilt die Polizei mit.
Dominic Geißler, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West, kündigte an, dass die Streifen an Silvester verstärkt Orte kontrollieren, die in den vergangenen Jahren beliebte Treffpunkte an Silvester waren. Denn auch Ansammlungen auf öffentlichen Plätzen sind nicht erlaubt. Verstöße können teuer werden: Wer auf öffentlichen Plätzen feiert oder dort böllert, muss mit 500 Euro Geldbuße rechnen. 250 Euro werden für die fällig, die sich mit mehr Personen treffen, als zulässig sind.
Polizei: Rechnen immer mit mehr Aufwand
„Silvester ist für uns immer ein spezieller Tag, an dem wir mit erhöhtem Aufwand rechnen“, sagt Geißler. Es sind genauso viele Polizisten im Dienst wie immer an Silvester. Normalerweise haben die Beamten viel mit Körperverletzungen oder betrunkenen Randalierern zu tun. „Auch das Thema Feuerwerk hat in den vergangenen Jahren zu vielen Einsätzen geführt, ich hoffe, dass das dieses Jahr wegfällt, weil die Politik reagiert hat.“ Es sei schwer, eine Prognose abzugeben, aber diese Fälle werden vermutlich an Silvester 2020 weniger – dafür gebe es mehr Kapazitäten, um die Regeln nach dem Infektionsschutzgesetz zu kontrollieren.
„Wir überwachen die geltenden Regeln im Rahmen der Streife“, sagt Geißler. Er betont: „Wir werden nicht an jeder Haustür klingeln und nachzählen, wie viele Leute am Tisch sitzen.“ Aber: „Wenn einer Streife etwas auffällt oder ein entsprechender Hinweis aus der Bevölkerung kommt, gehen wir dem natürlich nach.“ Zudem richte man das Augenmerk auf beliebte öffentliche Plätze.
Die Mehrzahl der Bürger beachte die Regeln bislang vorbildlich, so Geißler. Die Polizei bittet darum, sich weiterhin an die Beschränkungen zu halten, damit es gelingt, die Notaufnahmen der Krankenhäuser und die Einsatzkräfte von Feuerwehren und Rettungsdiensten vor zusätzlicher Belastung zu schützen.
Beim Roten Kreuz ist man in den drei Rettungswachen in Neu-Ulm, Weißenhorn und Illertissen für alle Fälle gewappnet. Es gebe gesetzliche Vorgaben, wie viele Fahrzeuge und Einsatzkräfte im Dienst sein müssen, diese seien dieses Silvester genauso wie in den vergangenen Jahren, sagt Kreisgeschäftsführer Stefan Kast. „Wie es 2020 ablaufen wird, ist völlig unbekannt.“ Normalerweise haben die Retter vom Roten-Kreuz-Kreisverband Neu-Ulm viel mit Brandverletzungen und Alkoholvergiftungen zu tun. Dieses Jahr falle vermutlich ein Teil weg. „Wie auch immer es dieses Jahr sein wird – wir sind Silvester gewohnt und vorbereitet“, bilanziert Kast.
Notaufnahmen im Landkreis Neu-Ulm sind vorbereitet
In den Notaufnahmen der Kliniken der Kreisspitalstiftung werden Ausgangssperre und Böllerverbot positiv aufgenommen. „Die Zahl der zu behandelnden Patienten wird mit hoher Wahrscheinlichkeit sinken“, teilt Pressesprecherin Edeltraud Braunwarth mit. „Grundsätzlich begrüßen wir das Verbot, an Silvester zu böllern. Das Ausmaß des Böllerns hat in den letzten Jahren so zugenommen, dass es – gerade auch im öffentlichen Raum – leider oft gefährlich geworden ist.“ Dazu seien die alkoholisierten Personen gekommen, die unvernünftig mit dem Zünden der Böller umgegangen seien. Zudem biete das Gebot einen Schutz vor Ansteckung im Rahmen der Pandemie.
Doch es gibt Unterschiede in den Kliniken: Die Donauklinik sei in der Regel an Silvester durch Opfer mehr frequentiert, hier seien in den vergangenen Jahren zahlreiche Patienten mit teilweise schweren Böllerverletzungen eingeliefert worden. Die Stiftungsklinik sei weniger betroffen gewesen. „Inwieweit Alkoholgenuss und die damit verbundenen Folgen im häuslichen Umfeld die Notaufnahmen in diesem Jahr beschäftigt, wird sich zeigen“, sagt Braunwarth. Eine besondere Personal- und Ressourcenplanung werde man jedoch nicht vorhalten.
In Ulm gelten an Silvester und Neujahr dieselben Regeln wie im Kreis Neu-Ulm. Die Polizei wird die Verbote im Stadtgebiet Ulm mit verstärkten Kräften überwachen, insbesondere im Bereich des Münsterplatzes. Das Polizeipräsidium Ulm verzeichnete eigenen Angaben zufolge in den vergangenen Jahren viele Einsätze zum Jahreswechsel. Betrunkene, aber auch ein verantwortungsloser Umgang mit Feuerwerkskörpern, hielten die Polizisten dabei auf Trab. Das fällt nun weg, doch auch dieses Jahr werden viele Beamte im Einsatz sein. Ziel sei es, flächendeckend schnell und angemessen auf Verstöße zu reagieren, so die Polizei weiter. Öffentliche Plätze wie Fußgängerzonen, Parks, Parkplätze und sonstige beliebte Treffpunkte werden besonders überwacht. Für die Polizei steht dabei die Verhältnismäßigkeit im Vordergrund: Bei Verstößen gegen die Corona-Regeln schreite man entschlossen ein. Die Beamten suchten zunächst das Gespräch und versuchten, die Menschen zu überzeugen. Wenn diese keine Einsicht zeigten, gebe es weitere Maßnahmen.
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