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Landkreis Neu-Ulm: So lief der Start der Corona-Impfungen in Hausarzt-Praxen im Kreis Neu-Ulm

Landkreis Neu-Ulm

So lief der Start der Corona-Impfungen in Hausarzt-Praxen im Kreis Neu-Ulm

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    Endlich! Hausarzt Dr. Stefan Thamasett verabreicht die erste Corona-Impfung in seiner Praxis im Neu-Ulmer Stadtteil Offenhausen. Die ersten Patienten sind Johann und Monika Müller.
    Endlich! Hausarzt Dr. Stefan Thamasett verabreicht die erste Corona-Impfung in seiner Praxis im Neu-Ulmer Stadtteil Offenhausen. Die ersten Patienten sind Johann und Monika Müller. Foto: Alexander Kaya

    Sie hätten gerne schon viel, viel früher damit begonnen - jetzt können sie endlich starten: In ausgewählten Hausarztpraxen im Landkreis Neu-Ulm haben erste Impfungen gegen das Coronavirus stattgefunden. Niedergelassene Ärzte opfern dafür zum Teil ihren Osterurlaub und berichten von "wahnsinnigem Stress", kurzfristigen Absagen und fehlender Planungssicherheit. Die Patienten aber sind froh drum.

    So zum Beispiel auch Monika und Johann Müller. Das Ehepaar aus Offenhausen hat in der Praxis von Dr. Stefan Thamasett in der Augsburger Straße die erste Corona-Impfung erhalten. "Bei einem Arzt, den wir kennen. Das ist mir viel lieber. Anstehen in einem Impfzentrum, das ist nicht meine Sache", sagt Monika Müller. Und nach einer kurzen Aufklärung war es dann mit einem Piks auch schnell schon erledigt. "Kurz und schmerzlos", so die 75-Jährige. "Da haben wir schon Schlimmeres mitgemacht", fügt ihr Mann hinzu und lacht. Dass sie das Vakzin von AstraZeneca trotz der aktuellen Unwägbarkeiten erhalten haben, mache ihnen nichts aus. "Das macht uns nur noch verrückt."

    Monika Müller aus Offenhausen bekommt in der Praxis von Dr. Stefan Thamasett ihre erste Corona-Impfung verabreicht. Ihr Mann Johann schaut zu.
    Monika Müller aus Offenhausen bekommt in der Praxis von Dr. Stefan Thamasett ihre erste Corona-Impfung verabreicht. Ihr Mann Johann schaut zu. Foto: Alexander Kaya

    Dr. Thamasett zur Corona-Impfung: "Müssen jede Chance nutzen"

    20 Dosen hat Dr. Thamasett für seine Praxis am Dienstagabend erhalten - für 20 Patienten, die zuvor gemäß der vorgegebenen Priorisierung ausgewählt wurden. Gut ein Viertel habe abgesagt - auch wegen der aktuellen Berichterstattung rund um den Impfstoff. Nichtsdestotrotz: "Wir freuen uns endlich eingebunden zu werden", sagt der Allgemeinmediziner, der auch schon im Impfzentrum in Weißenhorn Immunisierungen gegen das Virus vorgenommen hat. "Impfen ist ganz wichtig, um Corona Herr zu werden." Daher habe er auch seinen für kommende Woche geplanten Osterurlaub unterbrochen. "Wir müssen jede Impfchancen nutzen", sagt er.

    Auch Dr. Johannes Höß verzichtet auf seine für kommende Woche vorgesehenen freien Tage, um nun endlich impfen zu können. War bayernweit zwar der offizielle Start eigentlich am Mittwoch mit insgesamt 1635 Praxen, verimpfte er mit seinem Team im Neu-Ulmer Donau-Center schon am Dienstag die ersten 20 Dosen. "Vielleicht hat Herr Söder bemerkt, dass wir die beste Praxis in ganz Bayern sind", scherzt der Hausarzt. Vielleicht habe es aber auch daran gelegen, dass seine Praxis bisher bei vielen Pilotaktionen immer die Hand gehoben hat und er so "ein kleines Bonbon" dafür bekam.

    Impfungen bei Hausärzten: Debatte um AstraZeneca ist "bescheuert"

    Zwar wurden alle Spritzen verabreicht, doch auch bei ihm hätten zuvor Patienten "aus Angst" abgesagt - darunter eine schwerkranke 33-Jährige und auch eine 83-Jährige. Jeder Todesfall sei ohne Frage schlimm und traurig. Wie zum Beispiel auch der Fall einer 48-jährigen Ulmerin, die nach einer Impfung mit AstraZeneca verstarb (wir berichteten). Die Debatte um AstraZeneca hält er dennoch für "bescheuert". An jedem Tag, wo man nicht AstraZeneca verimpfe, würden viel mehr Menschen an den Folgen von Corona sterben. "Aber ich überrede niemand", sagt er. Es werde bei den Abfragen der Impfwilligen auch nicht lange diskutiert. Die Menschen hätten lange genug Zeit gehabt, sich darüber Gedanken zu machen. "Wenn jemand nicht ja sagt, dann bekommt er erst einmal nichts und muss warten." Was sich auf jeden Fall noch ändern müsse bei den Corona-Impfungen in der Praxis, ist der "bescheuerte" Papierkram. Der Bürokratie-Aufwand sei quasi zehnmal so hoch wie bei sonstigen Impfungen. Alles Zeit, die beim Impfen fehle, erklärt Höß.

    In der Praxis von Dr. Rudolf Brachmann in Buch starten die Corona-Impfungen für die ersten 20 Patienten erst am Donnerstag. Die Dosen dafür trafen am Mittwoch ein. "Wir hätte gerne schon vor einem Jahr angefangen. Aber da hat die Politik wohl noch nicht gewusst, dass wir das können", sagt Brachmann mit einem sarkastischen Unterton. Denn der Impf-Ablauf sei für die Hausärzte ja nichts Neues. Die Liste mit den entsprechend priorisierten Personen seien unlängst vorbereitet worden. Da Menschen in Pflegeheimen und auch die Menschen Ü80 schon weitestgehend geimpft seien, würden auch bald schon jüngere und andere Berufsgruppen drankommen, die aber auch viel Kontakt zu anderen Menschen haben, wie zum Beispiel Busfahrer. "Das größte Problem aber ist der Impfstoff. Wir warten auf den großen Tieflader", sagt Brachmann.

    Menschen sind froh um Impfungen bei Hausärzten im Kreis Neu-Ulm

    Wann und ob der aber jemals kommt, ist unklar. Nach Ostern soll es jedoch weitergehen mit den Impfungen in den Praxen - dank neuer Vakzin-Lieferungen von den Apotheken und vom Großhandel. Wie viel tatsächlich und von welchem Hersteller etwas zu erwarten ist, das wusste im Landkreis Neu-Ulm noch niemand so ganz genau. Gerechnet wird mit 50 Dosen vom Hersteller Biontech/Pfizer für jede Praxis und für die komplette Woche. Darauf verlassen will sich noch niemand. Der Anfang aber ist gemacht. Und die Patienten sind froh drum.

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