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Landkreis Neu-Ulm: Neue Stiko-Empfehlung zur Corona-Kreuzimpfung sorgt für Ärger und offene Fragen

Landkreis Neu-Ulm

Neue Stiko-Empfehlung zur Corona-Kreuzimpfung sorgt für Ärger und offene Fragen

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    Seit der neuen Stiko-Empfehlung drehen die Hausärzte im Kreis Neu-Ulm "am Rad".
    Seit der neuen Stiko-Empfehlung drehen die Hausärzte im Kreis Neu-Ulm "am Rad". Foto: Alexander Kaya (Symbolfoto)

    Wer seine erste Impfung mit AstraZeneca hinter sich hat, soll beim zweiten Mal Biontech oder Moderna bekommen. So lautet die neueste Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko). Doch was heißt das nun für Impfungen im Kreis Neu-Ulm? Wie gehen Hausärzte damit um? Und was wird aus den Terminen in den Impfzentren in Neu-Ulm, Weißenhorn und Illertissen?

    "Die Hausärzte drehen am Rad. Die werden schier wahnsinnig", sagt Dr. Klaus Thamasett. Der Hausarzt ist eine Art "Kummerkasten" seines Berufsstandes im Landkreis Neu-Ulm. Doch nicht nur unter den Kollegen würden sich seit vergangenen Donnerstag die Klagen häufen. Auch in seiner Praxis im Neu-Ulmer Stadtteil Offenhausen glühen die Drähte wieder. Dabei hätten sich die Telefonanrufe wegen einer Corona-Impfung zwischenzeitlich einigermaßen beruhigt.

    Neue Stiko-Empfehlung: Impfstoff könnte jetzt im Müll landen

    Doch jetzt müsse wieder alles neu abgefragt werden. 33 Zweitimpfungen für AstraZeneca stünden am kommenden Freitag in der Praxis von Dr. Thamasett an. Sie alle seien nun wieder angeschrieben worden mit der Bitte, sich zu melden. "Wir versuchen natürlich, das anzupassen", sagt Dr. Thamasett. Denn auch wenn die neue Vorgabe seitens der Stiko wieder mit "heißer Nadel kommuniziert" wurde, hält er sie für eine "gute Idee" und "gut begründet" - gerade mit Blick auf die Delta-Variante. Eine unliebsame Folge könnte aber auch sein, dass nun schon eingeplante Präparate im Müll landen. "Das befürchte ich schon, dass der eine oder andere Impfstoff zumindest vakant ist", so Dr. Thamasett. Denn die Warteliste der Kurzentschlossenen sei inzwischen extrem kurz geworden.

    Für den Pfuhler Hausarzt Dr. Christian Kröner ist die neue Empfehlung "aus logistischen Gründen" nicht umsetzbar, sagt er. Bis August würden in seiner Praxis im Neu-Ulmer Stadtteil um die 5000 Zweitimpfungen mit AstraZeneca anstehen. Allein 900 Dosen würden davon schon jetzt in seinem Kühlschrank stehen. Und die müsste er dann wegwerfen. Außerdem bekäme der selbst ernannte "Impfluencer" in der Kürze der Zeit keinen Ersatz-Impfstoff organisiert. Noch dazu sehe die neue Empfehlung ja vor, dass der zweite Piks nach vier und nicht erst nach mindestens neun Wochen schon stattfinden soll. Für viele wäre das ohnehin nicht mehr umsetzbar, so der Pfuhler Hausarzt.

    Pfuhler Hausarzt Kröner: Auch zwei Mal AstraZeneca schützt "hervorragend"

    Abgesehen davon seien laut Kröner auch zwei Spritzen mit AstraZeneca vollkommen ausreichend, um "hervorragend" geschützt zu sein - auch gegen die Delta-Variante, die im Herbst dafür sorgen werde, dass die Infektionszahlen wieder nach oben gehen. Die Argumentation der Stiko verstehe er zwar aus wissenschaftlicher Sicht. Die drei Prozentpunkte mehr Schutz würden den Organisationsaufwand aus seiner Sicht aber nicht ausreichend rechtfertigen.

    Vielmehr würde die Stiko-Empfehlung dafür sorgen, dass Impfstoff verfällt. "Der nächste Skandal", sagt Kröner. Denn es gebe genug Länder, "die massiv Bedarf hätten, und wir hauen es in den Müll". Sein Vorschlag: Über den Großhandel wieder einsammeln und zentral dorthin verteilen, wo er gebraucht wird. Global gesehen könnten so vielleicht um die 100.000 Menschenleben gerettet werden. Jedoch dauere es wieder viel zu lange, ehe die Politik wach werde.

    Auswirkungen auf die Impfzentren im Kreis Neu-Ulm noch unklar

    Welche Folgen die neue Stiko-Empfehlung für die Impfungen in den Impfzentren hat, war auf Nachfrage beim Neu-Ulmer Landratsamt noch nicht zu erfahren. Die zuständige Projektgruppe habe am Montag getagt. Doch erst am Dienstag werde man in Form einer Pressemitteilung informieren.

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