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Landkreis Neu-Ulm: Kreiskliniken: Bitterer Blick in die Vergangenheit

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Kreiskliniken: Bitterer Blick in die Vergangenheit

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    Die Pflege soll in der Illertalklinik künftig eine stärkere Rolle spielen. Finanziell sind die Krankenhäuser mittlerweile auf einem guten Weg.
    Die Pflege soll in der Illertalklinik künftig eine stärkere Rolle spielen. Finanziell sind die Krankenhäuser mittlerweile auf einem guten Weg. Foto: Symbolbild: Alexander Kaya

    Eigentlich waren es ganz gute Nachrichten, die Stiftungsdirektor Marc Engelhard den Mitgliedern des Kreisausschusses für Gesundheit und Krankenhauswesen zu berichten hatte: Die Kliniken sind gut durch die Coronakrise gekommen und das zu erwartende Defizit fällt dieses Jahr voraussichtlich deutlich geringer aus, als berechnet. Trotzdem ging es nicht ohne Vergangenheitsbewältigung ab und einen Abstecher zurück in die Zeit, in der die Kreiskrankenhäuser alles andere als gut bewirtschaftet wurden und die Gefahr bestand, dass alles den Bach runter geht.

    Die Zahlen der Kreiskliniken mussten korrigiert werden

    Verantwortlich für diesen Blick zurück mit unterdrücktem Zorn war der Bericht den Bayerischen Kommunalen Prüfungsverbandes. Der hatte die Jahresrechnung der Kreisspitalstiftung für das Jahr 2017 unter die Lupe genommen. Dabei mussten etliche Zahlen korrigiert werden, wie der Prüfer durchblicken ließ. Unter dem Strich hatte der Landkreis ein Minus von 14,21 Millionen tragen. Lange wussten die Mitglieder des zuständigen Krankenhausausschusses nicht Bescheid über die desolate Situation der drei Kliniken, das Controlling hatte nicht funktioniert.

    Bei den Kreiskliniken passierten indiskutable Dinge

    „Wir wurden einfach nicht über die Lage informiert“, sagte denn auch Ulrich Schäufele (SPD). Mittlerweile wurden die Mängel im Management abgestellt, bestätigte der Gutachter. Doch damals seien Stellen nicht besetzt gewesen und es wurden notwendige Tätigkeiten einfach nicht erledigt. Da sei über die Jahre vieles zusammengekommen. Landrat Thorsten Freudenberger (CSU) erklärte, wenn die Zahlen nicht stimmen, könne die Politik schlecht kontrollieren: „Da sind einfach Dinge passiert, die indiskutabel waren.“

    Thomas Mayer (CSU), pensionierter Direktor des Neu-Ulmer Amtsgerichts und neu im Kreistag, meinte, wenn da strafrechtlich Relevantes vorgefallen sei, verlange das nach einer juristischen Aufarbeitung. Aber auf die hat der Landkreis verzichtet. Zwar wurde tatsächlich juristisch überprüft, ob die Verantwortlichen für die Steuerung der Kliniken, vor allem der damalige Stiftungsdirektor, sich im Sinne des Gesetzes schuldig gemacht hatten. Doch der Kreis verzichtete darauf, die Angelegenheit zu verfolgen, denn nach erster Prüfung habe sich gezeigt, dass die Erfolgsaussichten eher gering seien, erläuterte Freudenberger. Den Nachweis für eventuelle Verfehlungen zu führen sei nicht so einfach, deshalb habe man auf eine Verfolgung verzichtet. So nannte der Landrat den nunmehr geprüften und mit korrekten Zahlen versehenen Jahresabschluss eine bittere Diagnose der Vergangenheit.“

    Das Defizit der Kreiskliniken wird sinken

    Die Zukunft sieht deutlich besser aus, etwa bei den Finanzen. Heuer soll das Defizit um 1,4 Million geringer ausfallen als die angesetzten 11,6 Millionen Euro. Allerdings ist diese Prognose noch mit einigen Unsicherheiten behaftet: Klinikträger bekommen eine Ausgleichszahlung, wenn sie Betten für Coronapatienten freihalten. Allerdings ist die genaue Höhe dieser auch nicht gerade kostendeckenden Zuwendung noch unklar.

    Auf einem sehr guten Weg ist die Illertalklinik nach den Worten von Stiftungsdirektor Engelhard bei der Umgestaltung in ein modernes Gesundheitszentrum. Die Kreisspitalstiftung will das medizinische Versorgungszentrum ausbauen und weitere Fachärzte in Illertissen ansiedeln.

    Ein wichtiges Standbein soll die Pflege werden. So wird laut Engelhard eine vollstationäre Pflege etabliert, die 63 Patientinnen und Patienten in Einzel- und Doppelzimmern Platz bieten wird. Hinzu kommen noch sechs Kurzzeitpflegeplätze. Sie können pflegende Angehörige entlasten, damit diese auch einmal die Möglichkeit haben, durchzuschnaufen. Möglicherweise könnten es noch mehr Plätze werden. Die Geriatrische Rehabilitation, die während der Hochphase der Coronakrise geschlossen war, wird mittlerweile wieder hochgefahren.

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