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Landkreis Neu-Ulm: Kadeltshofer und Remmeltshofer: Sie necken sich, aber halten zusammen

Landkreis Neu-Ulm

Kadeltshofer und Remmeltshofer: Sie necken sich, aber halten zusammen

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    Ein Blick auf Kadeltshofen im Abendlicht. Rechts im Bild ist die Kirche St. Michael in Remmeltshofen zu sehen, links im Hintergrund das Ulmer Münster. Obwohl sich Kadeltshofen und Remmeltshofen örtlich klar trennen lassen, bilden sie offiziell einen gemeinsamen Ortsteil von Pfaffenhofen. Remmeltshofen hat keine eigene Gemarkung.  	<b>Fotos: Alexander Kaya</b>
    Ein Blick auf Kadeltshofen im Abendlicht. Rechts im Bild ist die Kirche St. Michael in Remmeltshofen zu sehen, links im Hintergrund das Ulmer Münster. Obwohl sich Kadeltshofen und Remmeltshofen örtlich klar trennen lassen, bilden sie offiziell einen gemeinsamen Ortsteil von Pfaffenhofen. Remmeltshofen hat keine eigene Gemarkung. <b>Fotos: Alexander Kaya</b>

    Zwei Namen, zwei verschiedene Ortsschilder, zwei räumlich abgegrenzte Dörfer – trotzdem bilden Kadeltshofen und Remmeltshofen eine Einheit. Wer in der Liste der Pfaffenhofer Ortsteile nach

    „Es ist ein Dorf, aber wir nehmen uns gegenseitig immer wieder hoch“, sagt Walter Gold, 53, und lacht. Der Kadeltshofer ist seit seiner Kindheit mit dem Remmeltshofer Karl Heinz Rueß befreundet. Rueß ist mit seinem Heimatort noch immer sehr verbunden, auch wenn er inzwischen im Kammeltal wohnt. Der 52-Jährige ist Vorsitzender des Schützenvereins Kadeltshofen.

    Vor den beiden auf dem Tisch liegt eine dicke Ortschronik, geschrieben von Josef Matzke. Der frühere Pfarrer und Heimatforscher war Großonkel von Walter Gold. Er liefert in seinem Buch eine mögliche Erklärung, warum die Kirche St. Michael eigentlich in Remmeltshofen steht, obwohl die Einnahmen, von denen die Kirche lebte, aus Kadeltshofen kamen. Zudem befand sich der Pfarrhof in Kadeltshofen. Der Sage nach waren es Engel, die eines Nachts das Baumaterial für die neue Kirche von Kadeltshofen nach Remmeltshofen schafften. Wahrscheinlicher ist aber folgende Annahme: Im 15. Jahrhundert war es wohl deutlich einfacher, die kleine Kapelle, die zuvor schon neben der Roth in Remmeltshofen gestanden hatte, zu erweitern statt auf dem Kadeltshofer Kirchenberg einen Neubau zu realisieren.

    35 freiwillige Helfer bei der Kirchenrenovierung

    Die Kirche in ihrem heutigen Erscheinungsbild ist dank ihrer Lage ein beliebtes Fotomotiv. Von außen ist sie eher schmucklos, im Inneren mit den Deckengemälden, den Stuckaturen und den Figuren umso prächtiger. Die Dorfbewohner nennen sie „Kleine Wies“ in Anspielung an die berühmte Wieskirche in Oberbayern. 2007/2008 wurde das Gotteshaus zuletzt aufwendig saniert, für vergleichsweise günstige 90000 Euro. Einige Bürger packten nämlich mit an: 35 freiwillige Helfer leisteten 1600 unentgeltliche Arbeitsstunden. „Die Kadeltshofer und Remmeltshofer machen gerne viel in Eigenregie“, sagt Gold.

    Das trifft auch auf den inoffiziellen Dorfplatz zu, den die Dorfjugend in Remmeltshofen geschaffen hat, weil Kadeltshofen ja auch einen hat. Neben der Asphaltfläche, auf der früher der Milchwagen wendete, steht eine kleine Holzbank, im Dezember wird dort ein Christbaum aufgestellt. Generell hat der gesamte Ortsteil ein reges Vereinsleben. Neben Schützenverein und katholischer Landjugend gibt es einen Feuerwehrverein, die Faschingsfreunde, einen Krieger- und Soldatenverein sowie den Musikverein.

    Einen eher zweifelhaften Ruf erwarb sich im 19. Jahrhundert ein Gasthaus, auf das nur noch der Weg „Zur Axt“ in Remmeltshofen hindeutet. In dem Lokal sei um Haus und Hof gespielt worden, heißt es. Gäste aus dem benachbarten Steinheim sollen so an einige Waldstücke gekommen sein. Heute gibt es nur noch eine Dorfwirtschaft in Kadeltshofen, deren Name Auswärtige etwas verwirrt. Auf dem Gebäude steht „Hirsch“, die Einheimischen verwenden aber den Namen der Betreiberfamilie: Gasthaus Fischer.

    Über Nacht pflanzen junge Leute eine neue Linde

    Nahe der Gaststätte, an der Einmündung der Kadeltshofener Ortsstraße in die Franz-Fischer-Straße, stand einmal eine mächtige Linde, die seit jeher für Remmeltshofer und Kadeltshofer der Treffpunkt schlechthin für Verabredungen war. Aus Gründen der Verkehrssicherheit musste der riesige Baum jedoch weichen. Die engagierte Dorfjugend sorgte kurzerhand für Ersatz: In einer Nacht- und Nebel-Aktion, so erzählen es Gold und Rueß, pflanzten die jungen Leute 2016 auf der Verkehrsinsel eine neue Linde. Das Metallschild kennzeichnet einen Treffpunkt zu Ehren der Bürger.

    Nach einem kurzen Abstecher zum alten Schulhaus, in dem heute der Kindergarten und die Räume der örtlichen Vereine untergebracht sind, steigen die beiden Freunde ins Auto, um Kadeltshofen in Richtung Norden zu verlassen. Auf dem Gelände des stillgelegten Klärwerks hat sich der Schützenverein – natürlich auch in Eigenregie – einen neuen Übungsplatz zum Bogenschießen eingerichtet. Den hinteren Teil des Areals, der durch Bauzäune abgetrennt ist, nutzt die Feuerwehr für ihre Übungen.

    Unter Anleitung von Andreas Raddatz zielen mehrere Vereinsmitglieder an diesem Mittwochabend mit Pfeil und Bogen auf Scheiben und dreidimensionale Tierfiguren. Das Bogenschießen habe dem SV in den vergangenen drei Jahren einen enormen Zulauf beschert, erzählt Vereinschef Rueß. 25 bis 30 neue Mitglieder seien dadurch beigetreten. Sie kommen nicht nur aus Kadeltshofen und Remmeltshofen.

    Weitere spannende Geschichten aus unserer Dorfserie lesen Sie in folgenden Artikeln: über den Nersinger Ortsteil Leibi(Leibi im Porträt: Ein heimlicher Nachtclub und ein schlimmer Brand) , über den Sendener Stadtteil Aufheim (Serie: In Aufheim ziehen alle Vereine an einem Strang) und über den Weißenhorner Stadtteil Wallenhausen (Wallenhausen im Porträt: Feiern in der Messerdisco, schießen im Jagdkino).

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