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Landkreis Neu-Ulm: Jetzt ist klar: Gegen freigestellten Priester gab es früher Missbrauchsvorwürfe

Landkreis Neu-Ulm

Jetzt ist klar: Gegen freigestellten Priester gab es früher Missbrauchsvorwürfe

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    Ein Priester aus dem Dekanat Neu-Ulm ist wegen eines Ermittlungsverfahrens entpflichtet worden.
    Ein Priester aus dem Dekanat Neu-Ulm ist wegen eines Ermittlungsverfahrens entpflichtet worden. Foto: Alexander Kaya (Symbolfoto)

    In anderen Jahren werden am Faschingswochenende Narrenmessen gehalten, doch launige Worte stehen angesichts der Corona-Pandemie und ihrer Auswirkungen nicht allen im Sinn. In einer Landkreisgemeinde ist die Stimmung aus einem anderen Grund besonders aufgewühlt, Mitglieder der katholischen Pfarrgemeinde im Norden des Landkreises sind schockiert: Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt hat Ermittlungen gegen ihren Priester eingeleitet. Im 10-Uhr-Gottesdienst am Sonntag hat ein anderer Geistlicher nun eine Erklärung zum Verfahren verlesen.

    Der Geistliche verlas, gegen seinen Kollegen laufe ein Ermittlungsverfahren. Der Kollege dürfe daher keine seelsorgerischen Aufgaben mehr wahrnehmen, dies habe ab der Entpflichtung durch das Bistum Augsburg mit sofortiger Wirkung gegolten. Weswegen ermittelt werde, sagte der Geistliche nicht. Die Schuldfeststellung obliege den staatlichen Institutionen. Emotionen ließ sich der Geistliche nicht anmerken, während er diese Erklärung vortrug. Zum Abschluss bat er um Verständnis dafür, dass sich die Zahl der Gottesdienste angesichts der Entpflichtung seines Kollegen verringern werde.

    Ermittlungen gegen Priester aus dem Dekanat Neu-Ulm

    Der Gottesdienst war im Rahmen der Corona-Bedingungen normal besucht, rund 50 Gläubige waren gekommen. Wie sie die Erklärung aufnahmen, war für Beobachter nicht zu erkennen.

    Nach Informationen unserer Redaktion hatte die Nachricht in der Gemeinde bereits davor die Runde gemacht. Weder das Bistum Augsburg noch die ermittelnde Staatsanwaltschaft Ingolstadt hatten angegeben, um welchen Priester es sich handele. Das Bistum hatte nur gemeldet, ein Priester aus dem Dekanat Neu-Ulm sei wegen der laufenden Ermittlungen gegen ihn entpflichtet worden. Zum Dekanat Neu-Ulm gehören alle Pfarreien und Pfarreiengemeinschaften im Landkreis Neu-Ulm.

    Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt hatte auf Anfrage unserer Redaktion mitgeteilt, es werde gegen einen Priester aus dem Bistum Augsburg ermittelt und der mögliche Tatort liege in ihrem Zuständigkeitsbereich – also in der Stadt Ingolstadt oder in einem der Landkreise Eichstätt, Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen an der Ilm.

    Der Geistliche, der im Gottesdienst am Sonntag die Erklärung zu den Ermittlungen verlas, nannte dagegen den Namen seines Kollegen, der nun im Fokus der Behörden liegt. Damit bestätigte er die Informationen unserer Redaktion. Klar ist nun, dass es sich beim verdächtigen Priester um den Mann handelt, der vor knapp fünf Jahren beschuldigt worden war, Kinder sexuell missbraucht zu haben.

    Im März 2016 hatte das Bistum Augsburg ein anonymes Schreiben mit entsprechenden Vorwürfen erhalten. Der Priester wurde auch damals entpflichtet, die Staatsanwaltschaft Ingolstadt hatte ermittelt. Ein halbes Jahr später hatte die Behörde bekannt gegeben, die Vorwürfe hätten sich als haltlos erwiesen. Ob heute aus dem gleichen Grund ermittelt wird wie damals, ist nicht bekannt.

    Gegen Priester wurde vor fünf Jahren wegen Missbrauchsvorwürfen ermittelt

    Der verdächtige Priester und jener Geistliche, der im Gottesdienst am Sonntag die Erklärung verlas, arbeiteten zuletzt in einer Gemeinde im Landkreis Neu-Ulm zusammen. Die beiden Theologen gelten als äußerst unterschiedliche Charaktere. Der verdächtige Priester war nach Berichten von Gläubigen derjenige, mit dem viele lieber zusammengearbeitet hatten – man habe sich auf ihn verlassen können.

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