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Landkreis Neu-Ulm: Ist es im Landkreis zu trocken?

Landkreis Neu-Ulm

Ist es im Landkreis zu trocken?

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    Wegen der Trockenheit wird bei der Ernte ordentlich Staub aufgewirbelt. Auch in der Region ist die Dürre ein Problem. 
    Wegen der Trockenheit wird bei der Ernte ordentlich Staub aufgewirbelt. Auch in der Region ist die Dürre ein Problem.  Foto: Archivfoto Alexander Kaya

    Verbrannte Grashalme, Risse im trockenen Boden und der Weizen lässt müde den Kopf zu Boden sinken. In vielen Teilen Deutschlands sind solche Anblicke derzeit alltäglich. Denn die Trockenheit greift um sich. Auch im Landkreis Neu-Ulm regnet es nach Meinung von Experten zu wenig. Daran ändert auch das Wetter der vergangenen Tage wenig. Das beklagen Landwirte und Gärtner.

    „Es geht gerade noch so“, sagt Andreas Wöhrle, Kreisobmann des Bauernverbandes. Zwar regne es auch in der Region zu wenig, es sei aber nicht so gravierend wie in anderen Teilen Deutschlands. „Was das angeht, sind wir ein gesegnetes Gebiet.“ Seit knapp 30 Jahren führt er seinen Betrieb in Pfaffenhofen. Er sagt: „Die Wetterextreme haben zugenommen.“ Denn das Problem sei nicht nur die Dürre, sondern auch die plötzlichen, starken Regengüsse. Die kann Wöhrle auch mit Zahlen belegen, denn er beobachtet die Niederschläge schon seit Jahren: „Anfang der 2000er-Jahre hat es bei einem Gewitter im Schnitt 30 Liter pro Quadratmeter geregnet, neulich habe ich allein in einer halben Stunde knapp 51 Liter gemessen.“

    Ob und wie sehr Landwirte von Trockenheit und darauffolgenden starken Regengüssen betroffen sind, hängt auch vom Boden ab. Andrea Sobczyk vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Krumbach erklärt: „Auf durchlässigem Boden versickert das Wasser deutlich zu schnell.“ Dadurch fehle den Pflanzen die Flüssigkeit. „Im Landkreis ist von Kies- bis Lehmböden alles vertreten. Dadurch sind bereits auf kurze Entfernung große Unterschiede in der Abreife der Früchte zu sehen.“ Auch Sobczyk ist der Meinung: „Es regnet zu wenig.“ Nur 2015 sei die Lage ähnlich schlimm gewesen wie in diesem Jahr. Mit der Trockenheit kommen aber auch andere Probleme auf die Landwirte zu. So spricht Sobczyk von Erntemaschinen, die bei anhaltender Trockenheit überhitzen und während der Feldarbeit beispielsweise umherliegendes Stroh in Brand setzen können.

    Gegen die Dürre können die Landwirte nichts tun. „Die Felder zu bewässern wäre viel zu teuer und aufwendig“, sagt der BBV-Kreisobmann, der selbst unter anderem Weizen, Gerste und Mais anbaut. Höchstens bei Kartoffeln sieht Wöhrle die Chance, dass sich das Gießen lohnen könnte. Und bei Gemüse. Als Beispiel nennt er die Gärtner in Gundelfingen im Landkreis Dillingen. „Die beregnen ihre Felder schon seit einigen Jahren, um ihren Umsatz zu retten.“

    Das Problem kennt auch Dieter Gaißmayer, Chef der Staudengärtnerei in Illertissen. Er lässt seine Pflanzen jeden Tag bewässern. „An heißen Tagen sind drei bis vier Mitarbeiter nur damit beschäftigt.“ Wie viel Wasser dabei verbraucht wird, könne er nicht genau sagen. Aber es sei „enorm viel“. Dabei trifft Gaißmayer aber auf weitere Probleme: Der Grundwasserpegel, sagt er, sei mittlerweile sehr niedrig. Deshalb wende er wassersparende Methoden wie die Tröpfchenbewässerung an. Zudem soll ein Regenwasserspeicher bald Abhilfe schaffen. Auch er beklagt die langen Dürrephasen und die plötzlichen, starken Regengüsse.

    Für den Gärtner ist die Trockenheit der vergangenen Jahre ein Zeichen für die Klimaveränderungen. „Der Klimawandel kommt nicht, er ist schon da. Das sehen wir bei uns deutlich“, betont Gaißmayer. Er ist der Meinung: „An ein solches Wetter müssen wir uns gewöhnen.“ Deshalb habe er in seiner Staudengärtnerei auch begonnen, das Pflanzensortiment den neuen Bedingungen anzupassen. So gehören mittlerweile Steppenpflanzen wie verschiedene Nelken- und Grasgewächse zum Repertoire. Aber auch er findet: „Im Norden ist die Lage noch schlimmer als bei uns.“

    Für BBV-Kreisobmann Andreas Wöhrle ist klar: „Die Region ist mit guten Böden gesegnet.“ Deswegen ist dem Landwirt eines besonders wichtig: „Der Flächenverbrauch nimmt immer mehr zu. Ich würde mir wünschen, dass sich das ändert.“ Die guten Böden in der Region sollten wieder mehr geschätzt werden. Denn sie seien nicht selbstverständlich.

    Es besteht auch Waldbrandgefahr

    Mit der vorherrschenden Trockenheit besteht akut auch Waldbrandgefahr. Die Regierung von Schwaben hat deshalb im Einvernehmen mit dem Landwirtschaftsamt in Pfaffenhofen an der Ilm am Donnerstag Luftbeobachtung als Maßnahme der vorbeugenden Waldbrandbekämpfung angeordnet.

    Speziell ausgebildete Luftbeobachter und Piloten fliegen nach Angaben der Regierung auch über bewaldete Flächen im Kreis Neu-Ulm. Sie halten in den Nachmittagsstunden zu den höchsten Gefährdungszeiten nach Brandherden Ausschau. Die Kosten dafür trägt der Freistaat Bayern. Die Bevölkerung wird dringend gebeten, in Waldgebieten keinesfalls mit offenem Feuer zu hantieren oder zu rauchen.

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