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Landkreis Neu-Ulm: Immer mehr Unfälle im Landkreis – auch wegen Smartphones

Landkreis Neu-Ulm

Immer mehr Unfälle im Landkreis – auch wegen Smartphones

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    Das Smartphone am Ohr, die andere Hand am Lenkrad: Viele Autofahrer kümmern sich nicht darum, dass das Telefonieren am Steuer verboten ist. Die Polizei sieht steigende Unfallzahlen darin begründet.
    Das Smartphone am Ohr, die andere Hand am Lenkrad: Viele Autofahrer kümmern sich nicht darum, dass das Telefonieren am Steuer verboten ist. Die Polizei sieht steigende Unfallzahlen darin begründet.

    Was viele Autofahrer und Radler vielleicht schon im Gefühl hatten, bestätigt die Polizei nun: Die Unfallzahlen steigen an. Im Zuständigkeitsbereich des

    Unfallgründe sind Fehler beim Abbiegen, beim Rückwärtsfahren, beim Missachten der Vorfahrt – alles durch Unaufmerksamkeit. Gut die Hälfte aller Unfälle passierten, weil die Fahrer abgelenkt waren. Bei diesem Wort wandern die Gedanken sofort zu Autofahrern, die während der Fahrt aufs Smartphone schauen oder telefonieren. Darauf legt auch die Polizei ihr Augenmerk. Auf den Autobahnen zeichnen Polizisten teilweise Szenen auf, die kaum zu glauben sind: Auf einem Video hält ein Fahrer sein Handy mit der rechten Hand ans Ohr, in der linken steckt eine Zigarette, an der er immer wieder zieht – in diesen Sekunden fährt er freihändig. Und dementsprechend schlingernd ist das Fahrzeug unterwegs. Die Strafe, wenn er mit Handy am Ohr erwischt wird: 100 Euro und ein Punkt. Doch das reiche als Abschreckung offenbar noch nicht aus, sagt Michael Keck, leitender Polizeidirektor und zuständig für das Sachgebiet Verkehr. Mehr als 2700 Fälle haben Polizisten registriert – die Dunkelziffer sei entsprechend hoch.

    Die Fahrer sind auf der Straße abgelenkter

    Doch es ist nicht alleine das Smartphone am Steuer, auf das die Polizei in Zukunft mehr achten will. Insgesamt falle auf, dass die Fahrer abgelenkter seien. „Es ist genauso gefährlich, am Radio rumzudrehen oder sich nach dem Coffee-to-go-Becher zu strecken, der auf dem Beifahrersitz liegt“, veranschaulicht Keck. „Das ist nur eine Sekunde – aber wie schnell kann ein Unfall passieren, wenn ich dabei mit Tempo 100 unterwegs bin?“

    Entsprechend zügiger sind Autofahrer für gewöhnlich auf den Autobahnen unterwegs. Deswegen sei die nicht angepasste Geschwindigkeit auf den Schnellstraßen die häufigste Unfallursache. Hierzu zählt die Polizei nicht nur Raser, sondern auch eine nicht ans Wetter angepasste Fahrweise. Bei Günzburg hat es beispielsweise erst vor wenigen Wochen eine Massenkarambolage mit elf involvierten Autos auf der A8 gegeben. Die Autofahrer seien, trotz Schneefalls, zu schnell unterwegs gewesen, so Keck. Ein simpler Grund für die steigenden Zahlen sei auch, dass immer mehr Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs seien. Es gebe in Bayern mehr zugelassene Fahrzeuge, mehr Güterverkehr und mehr Tourismus.

    Hilft da ein Tempolimit auf Autobahnen? Dazu macht die Polizei auf Nachfrage keine klaren Aussagen. Das sei eine politische Angelegenheit, sagt Guido Limmer, Vizepräsident des Präsidiums. Generell habe man wegen der schnellen Fahrer auf der linken Spur keine grundlegenden Probleme, diese liegen in anderen Bereichen. Doch wenn man bedenke, dass durch höhere Geschwindigkeit die verbleibende Reaktionszeit kleiner werde, könne man als Polizist eigentlich nicht gegen ein Limit sein, fasst Limmer es zusammen. „Manchmal regelt der Verkehr das Tempolimit auch von selber, zum Beispiel wenn es mal wieder Stau am Hittistetter Dreieck gibt“, sagt Keck. Generelle Aussagen seien jedoch nicht möglich, man müsse einzeln prüfen, für welche Bereiche ein Tempolimit infrage komme. Eine andere Möglichkeit, den Verkehr am Laufen zu halten, sei das Überholverbot für Lastwagen bei Altenstadt.

    Es gibt weniger Verletzte bei Unfällen

    Trotz der steigenden Unfallzahlen ist auch Positives zu berichten: Es gab 2019 weniger Tote und weniger Verletzte als in den vergangenen Jahren. Im Landkreis Neu-Ulm haben sich 985 Menschen verletzt, davon rund 85 Prozent nur leicht (Vorjahr: 1137 Verletzte). Ein wenig Sorge bereiten der Polizei die Radfahrer – nach den Autofahrern sind sie die meist betroffene Gruppe bei den Unfällen: Es gab 285 verletzte und zwei tote Radfahrer. Diese Zahl ist bedenklich, da die Polizei insgesamt im Landkreis drei Todesopfer verzeichnete. Gerade die Unfallzahlen mit E-Bike-Fahrern steigen. Es sei jedoch schwierig, die oft älteren Menschen mit E-Bike zu erreichen und zu sensibilisieren, sagt Limmer. Für die jungen Radler gebe es die Verkehrsschule, die sich als sinnvoll erwiesen habe. Oftmals sind die E-Bike-Fahrer nicht schuld an den Unfällen, sind jedoch die schwächeren Verkehrsteilnehmer. Man überlege, die Fahrradhändler mit ins Boot zu nehmen, die wiederum ihre Kunden informieren.

    Im laufenden Jahr 2020 wird die Polizei verstärkt Alkohol- und Drogenkontrollen bei Autofahrern durchführen. Dazu soll es sowohl Routine- als auch Schwerpunktkontrollen geben. Denn auch die Zahl der Unfälle mit betrunkenen oder zugedröhnten Fahrern blieb gleich hoch – und auch hier gebe es eine enorme Dunkelziffer.

    Einen Kommentar zu diesem Thema finden Sie hier: Jeder sollte auf der Straße mehr Rücksicht nehmen

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