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Landkreis Neu-Ulm: Hier dürfen Kunden mit der Plastikdose zum Metzger

Landkreis Neu-Ulm

Hier dürfen Kunden mit der Plastikdose zum Metzger

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    So soll der Plastikmüll weniger werden: Bei der Metzgerei Schmid im Rewe-Markt in der Glacis-Galerie gibt es ab Januar gegen eine Pfandgebühr spezielle Frischeboxen für den Fleisch- und Wursteinkauf. Geschäftsführerin Cornelia Schmid (links) will den Verpackungsabfall dadurch um bis zu 60 Prozent reduzieren.
    So soll der Plastikmüll weniger werden: Bei der Metzgerei Schmid im Rewe-Markt in der Glacis-Galerie gibt es ab Januar gegen eine Pfandgebühr spezielle Frischeboxen für den Fleisch- und Wursteinkauf. Geschäftsführerin Cornelia Schmid (links) will den Verpackungsabfall dadurch um bis zu 60 Prozent reduzieren. Foto: Alexander Kaya

    Plastiksparen liegt voll im Trend – auch beim Wursteinkauf. Viele Menschen bringen ihre eigenen Tupperdosen mit in die Metzgerei und wollen sie mit frischen Fleischwaren befüllen lassen. So soll unnötiger Verpackungsmüll vermieden werden. In der Theorie eine feine Sache – aber ganz so einfach geht das nicht, weiß Metzgerin Cornelia Schmid: „Wir dürfen die selbst mitgebrachten Dosen nicht über die Theke nehmen.“ Grund ist das Lebensmittelgesetz. Schmid führt deshalb im Januar eigene Frischeboxen ein. Andere Fleischer im Landkreis setzen hingegen auf einfache Tricks.

    Für Cornelia Schmid ist klar: „Vernünftige Konzepte gibt es bislang keine. Deshalb muss eine eigene Lösung her.“ Denn immer mehr Kunden seien in den vergangenen Monaten mit eigenen Behältern an ihrer Theke gestanden. Aber was tun, wenn die Box nicht angenommen werden kann? Schmids Idee: Ab Januar gibt es an den zwei Standorten der Metzgerei, in Pfuhl und im Rewe-Markt in der Glacis-Galerie, ein Pfandsystem für Frischeboxen.

    Metzgerei verleiht eigene Boxen an Kunden

    Die transparenten Kunststoffgefäße mit blauem Deckel schafft die Metzgerin selbst an. Die Kunden können die Boxen dann gegen eine Gebühr von zehn, 15 und 20 Euro mitnehmen – entsprechend der drei Größen 1,4, zwei und 4,5 Liter. Vorerst hat Schmid 50 Stück von jeder Größe bestellt. „Wir können aber jederzeit nachordern, falls die Nachfrage größer ist.“ Die Dosen seien schadstofffrei, geschmacks- und geruchsneutral sowie spülmaschinen-, tiefkühl- und mikrowellenfest. Und recycelbar – spätestens nach drei Jahren im Einsatz werden sie beim Hersteller aufbereitet. Durch das neue Pfandsystem will Schmid bis zu 60 Prozent an Plastikverpackungen einsparen.

    Und so funktioniert das System: „Wir legen die Einkäufe direkt hinter der Theke in die Frischedose und vakuumieren sie auf Wunsch für eine verbesserte Haltbarkeit“, berichtet Schmid. Wer möchte, könne auch eine Pumpe mit nach Hause nehmen, um die Box nach dem Öffnen erneut zu vakuumieren. Bio-Frischhaltepapier trennt verschiedene Produkte voneinander. „Beim nächsten Einkauf bringt der Kunde die gereinigte Dose einfach wieder mit und legt sie in ein Regal im Verkaufsraum“, sagt Schmid. Dann gibt es entweder eine saubere Box oder das Pfand zurück. Nach jeder Verwendung werden die Behälter vom Personal intensiv gereinigt und desinfiziert – das ist so gesetzlich vorgeschrieben.

    Das bestätigt auch die für die Lebensmittelüberwachung zuständige Behörde am Landratsamt Neu-Ulm. Die Vorgabe ist nach Angaben der Behörde klar: Es darf zu keiner Kontamination kommen. Probleme mit der Hygiene seien in der Region bisher noch nicht aufgetreten.

    Manche Metzger wenden einen Trick an

    Eigene Wurstboxen gibt es bei Metzger Hermann Maucher aus Illertissen zwar nicht, aber auch viele seiner Kunden bringen eigene Tupperdosen mit. Um die nicht abweisen zu müssen, bedient sich Maucher eines kleinen Tricks: „Bei uns bekommen die Kunden die Waren in kunststofffreies Papier gewickelt über die Theke gereicht und können sie dann selbst in ihre Boxen füllen.“ Über ein eigenes Pfandsystem habe er auch schon nachgedacht: „Aber wir wünschen uns eine politische Generallösung.“ Aktuell sei der rechtliche Rahmen zwar konkret genug, verursache aber zu viel Verpackung, sagt Maucher: „Passieren muss auf jeden Fall etwas. Uns wäre es auch lieber, wenn wir weniger

    Das sieht auch Gunther Kühle, Obermeister der Fleischerinnung Neu-Ulm/Günzburg, so. Neben dem Umweltschutz zählten auch die Kosten für die Verpackung, sagt der Weißenhorner Platzmetzger. Trotzdem ist Kühle der Meinung, dass Pfandsysteme für Plastikboxen keine Alternative sind: „Wir haben auch schon daran gedacht, aber sind wieder davon abgekommen.“ In den Plastikboxen könnten kleine Haarrisse entstehen, die nicht sichtbar, aber für die Hygiene unvorteilhaft sind, lautet Kühles Begründung: „Ich persönlich würde ein solches Pfandsystem nur mit Glasboxen anbieten.“ Aus Gewichtsgründen sei das aber nicht praktikabel.

    Viele bringen ihre eigene Plastikdose mit

    Auch die Kunden in Weißenhorn bringen ihre eigenen Plastikdosen häufig in Kühles Geschäft. „Das begrüßen wir sehr, das ist für uns die beste Variante“, sagt der Platzmetzger. Er wählt eine andere Variante, um das Verbot zu umgehen: „Meine Kunden können ihre Boxen an eine bestimmte Stelle auf der Theke stellen. Dort befüllen wir die Dosen dann mit den Waren.“

    Kühle achtet eigenen Aussagen nach ohnehin auf möglichst wenig Verpackung: „Wir verwenden vollständig abbaubares Einschlagpapier mit einer hauchdünnen, abziehbaren Plastikfolie.“ Das mache im Endeffekt weniger als ein Gramm Kunststoff und rund zwei Gramm Papier pro Folie. Es gelte: so viel Verpackung wie nötig und so wenig wie möglich. Völlig auf Plastik verzichten kann und will Kühle noch nicht: „Wir sollten den

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