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Landkreis Neu-Ulm: Gibt es Hoffnung für die Biergarten-Saison?

Landkreis Neu-Ulm

Gibt es Hoffnung für die Biergarten-Saison?

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    Christa und Werner Zoller hoffen, dass sie ihren Schlössle-Biergarten im Neu-Ulmer Stadtteil Offenhausen bald wieder öffnen dürfen – coronagerecht. Das heißt: Selbstabholung der Speisen und Getränke, Personal mit Mundschutz hinter einer Plexiglasscheibe und Bestuhlung mit Mindestabstand.
    Christa und Werner Zoller hoffen, dass sie ihren Schlössle-Biergarten im Neu-Ulmer Stadtteil Offenhausen bald wieder öffnen dürfen – coronagerecht. Das heißt: Selbstabholung der Speisen und Getränke, Personal mit Mundschutz hinter einer Plexiglasscheibe und Bestuhlung mit Mindestabstand. Foto: Alexander Kaya

    „Bierbraten to go“, Brätknödelsuppe zum Mitnehmen und ein Wurstsalat-Paket für das Biergarten-Gefühl zu Hause. Die Gastronomen aus der Region sind kreativ in der Krise. Speisen beim Lieblingsgastwirt abholen, anstatt sie im Biergarten zu essen? Vergangenen Sommer wäre das vermutlich unvorstellbar gewesen. Doch jetzt greifen die Gastronomen wegen der Corona-Krise auf mehrere solcher Notlösungen zurück. Die Angst um die Existenz ist bei allen spürbar.

    Christa Zoller ist die Chefin des Brauerei-Gasthauses Schlössle in Offenhausen. Sie schildert die Entwicklung seit dem Beginn der Corona-Krise: „Anfangs nahmen wir es gelassen und dachten, dass wir ein paar Wochen schon überbrücken können.“ Inzwischen sind die ersten Lockerungen für die Gastronomie erst für nach Pfingsten angekündigt. Für das Schlössle heißt das, dass ein katastrophales Jahr in Aussicht stehe. „Das können wir nur überstehen, wenn wir uns sehr hoch verschulden“, sagt Zoller. Ihr Brauerei-Gasthaus stehe im Vergleich noch relativ gut da, der Wirtin sei es wichtig, nicht zu jammern. „Mein Anliegen ist, dass man je nach Fall unterscheiden muss, um die negativen Folgen der Krise für alle möglichst klein zu halten.“ Die Schäden, die durch die Beschränkungen entstehen, müssten ebenso gesehen werden, wie die Schäden, die das Virus verursache.

    Zoller ist der Ansicht, man könne Biergärten beispielsweise corona-gerecht öffnen. Ähnliche Forderungen hat die bayerische FDP gestellt. Wie das gehen soll? Zoller schlägt vor: „Nur die Hälfte der Tische wird aufgebaut, Gäste holen mit Abstandswahrung und hinter Plexiglasschutz ihre Getränke ab und die Speisen werden an Abholtische gebracht.“ Für das Schlössle sei die Biergarten-Saison besonders wichtig. „Gewinn machen wir nur in den vier Sommermonaten. Jeder Öffnungstag wäre schon positiv“, sagt die Chefin. Zwar werde der seit einigen Wochen angebotene Außer-Haus-Service gut angenommen. Den bisherigen Ertrag könne er aber nicht decken, da dieser vor allem durch Getränkebestellungen zustande komme.

    Wie gehen die Gastronomen mit den Corona-Regelungen um?

    Johann Britsch ist Geschäftsführer des Hotel-Restaurants Hirsch in Finningen und gleichzeitig Bezirksvorsitzender des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). Er erlebt zurzeit eine schlechte Stimmung in der Branche. „Jeder hat eine gewisse Unzufriedenheit. Die Gaststätten sind geschlossen, der Kontakt zu den Gästen fehlt, man macht keinen Umsatz und es gibt Existenzängste.“ Doch die größte Gefahr für die Branche sei aktuell eine andere. „Das Hervorpreschen von Einzelnen bringt gar nichts.“ Er kritisiert Gastronomen, die meinen, die beste Lösung für die Krise in der Branche zu haben. Das sei genau so wenig anpassungsfähig wie ein allgemeines Konzept für alle Gaststätten. „Jeder Betrieb ist anders“, sagt Britsch.

    Vor einigen Tagen habe er mit Innenminister Joachim Hermann, einigen Virologen und Vertretern des Gaststättenverbandes gesprochen, um ein Konzept für die Branche zu erarbeiten. „Es wird kein System geben, das man über jeden Betrieb stülpen kann“, erklärt Britsch am Telefon. Der Wirt verweist auf die unterschiedlichen Konstellationen von Lokalen: „Die kleine kuschelige Kneipe lässt sich nicht mit dem großen Biergarten vergleichen.“

    Die Gastronomielandschaft wird sich seiner Ansicht nach verändern. „Die Eigenheit unserer tollen, bayerischen Gastronomie war ihre Vielfältigkeit. Diese wird ein Stück weit eingebremst. Gewisse Vorschriften können einfach nicht gleichermaßen von allen erfüllt werden“, erklärt Britsch. Wenn man auf Virologen höre, sei die Gastronomie gar nicht durchführbar. „Die Experten verweisen hier auf die Situation in Österreich, wo das Virus in großen Lokalitäten verbreitet wurde.“ Die „neue Gastronomie“ nach den Lockerungen wird laut Britsch „die große Fläche mit geringer Bestuhlung“ sein. Er verstehe jede Notlage, doch man müsse die Situation rational und Schritt für Schritt angehen.

    Einen Pächter in Vöhrigen trifft die Krise besonders hart

    Ein Wirt, den die Krise besonders hart trifft, ist Markus Holl, Pächter des Griaswirt in Vöhringen. Erst Anfang März ließ er die Küche modernisieren, dafür musste das Lokal bereits zwei Wochen schließen. Und dann kam die Krise. „Hätten wir das gewusst. Uns trifft es jetzt richtig hart“, sagt Holl hörbar angeschlagen. Obwohl es aktuell keinen richtigen Betrieb gebe, arbeite er jeden Tag bis zu zwölf Stunden. Alleine, denn Personal sei gerade keines da. Neben der aktuellen Belastungsprobe stört ihn die Unsicherheit in der Zukunft. „Wir schauen in die Glaskugel und warten auf eine Aussage, dass man sich vorbereiten kann.“ Holl hofft auf angepasste Lockerungen, denn nur eine Begrenzung der Gästeanzahl sei uninteressant für seinen Betrieb. Schlössle-Chefin Zoller sieht das ähnlich: „Jeder Betrieb, der coronagerecht öffnen darf, mindert die Folgen für die Wirtschaft.“ Lockerungen nur nach Gästeanzahl oder Größe des Lokals sind auch ihrer Meinung nach nicht sinnvoll. „30 Gäste wären in einer kleinen Kneipe bereits eine Vollöffnung, bei uns im Biergarten nicht viel.“ Um die bisherigen Verluste auszugleichen, bräuchte man genau das Gegenteil, meint Markus Holl. „Wenn ich aber lese, dass die Fallzahlen der Corona-Erkrankungen wieder leicht steigen, glaube ich, dass wir als Letztes dran sind“, fürchtet der Vöhringer Wirt. Speisen zum Mitnehmen? „Das gleicht allerhöchstens die laufenden Kosten aus. Aber eigentlich machen wir das nur, um präsent zu bleiben.“

    Vor einigen Tagen bekam Holl den Bescheid für die Soforthilfe. Doch er macht sich Sorgen um das, was nach der Krise kommt. „Das Ganze zieht einen riesigen Rattenschwanz mit sich, weil es alle Lebensbereiche betrifft“, sagt Holl. Er denkt auch an seine Zulieferer, die keine Aufträge mehr bekommen. „Wenn wir am Ende des Jahres eine schwarze Null schreiben, müssen wir zufrieden sein. Wenn wir Glück haben, überleben wir, wenn wir Pech haben, ist es vorbei“, sagt der Vöhringer Wirt.

    Er wünscht sich, dass die Leute wieder kommen. „Wer die Angebote der Gastronomen jetzt annimmt, sorgt dafür, dass die Vielfalt bleibt“, appelliert Holl. Doch auch er vermutet, dass einige Lokale nach der Krise nicht mehr da sein werden.

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