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Landkreis Neu-Ulm: Er ist Landrat mit Leib und Seele

Landkreis Neu-Ulm

Er ist Landrat mit Leib und Seele

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    Zur Iller hat Landrat Thorsten Freudenberger schon von Kindesbeinen an ein besonderes Verhältnis: Damals als Ort zum Baden, heute eher als Naturraum zum Joggen – und um eine Auszeit in der Natur zu genießen. Er sieht den Fluss als Symbol für die Verbindung zwischen Baden-Württemberg und Bayern in der Region.
    Zur Iller hat Landrat Thorsten Freudenberger schon von Kindesbeinen an ein besonderes Verhältnis: Damals als Ort zum Baden, heute eher als Naturraum zum Joggen – und um eine Auszeit in der Natur zu genießen. Er sieht den Fluss als Symbol für die Verbindung zwischen Baden-Württemberg und Bayern in der Region. Foto: Alexander Kaya

    Das Einfache ist ganz schön schwierig, eigentlich zu schwierig für Thorsten Freudenberger ( CSU ). Griffige Parolen? Mag er nicht so sehr. Wer sein Wirken längere Zeit verfolgt, merkt, dass er nicht gerne mal einen knackigen Satz raushaut, damit halt mal ein knackiger Satz rausgehauen ist.

    Die finanziellen Nöte der Kreiskliniken und der Nuxit waren Herausforderungen

    „Schwierige Dinge darf man nicht unsachgemäß vereinfachen, um dafür kurzfristigen Applaus zu bekommen“, sagt er, „auch schwierige Dinge muss man erklären, mit Mut und Optimismus.“ Er hatte in seinen sechs Jahren als Landrat eine ganze Menge schwierige Dinge nicht nur zu erklären, sondern auch zu meistern. Als 2015 ungeahnt viele Flüchtlinge verteilt und untergebracht werden mussten, war das eine veritable Herkules-Aufgabe, denn nicht jeder wollte die fremden Menschen in seiner Nähe haben. Dann musste die finanzielle Schwindsucht der Kreiskliniken kuriert werden – ein langwieriger, längst nicht abgeschlossener Heilungsprozess. Und schließlich grätschte noch die Stadt Neu-Ulm dazwischen mit ihrem Wunsch, den Landkreis zu verlassen. Da blieb eine Menge Entscheidungen liegen, bis Innenminister Joachim Herrmann ein Machtwort sprach und den Nuxit absagte. All diese Herausforderungen kommentiert Freudenberger heute mit dem knappen Satz: „Man wächst mit seinen Aufgaben.“ Es seien „intensive Jahre“ gewesen.

    In all diesen Debatten musste Freudenberger viel erklären und sich auch mal vorhalten lassen, es daure alles zu lange und er hätte offensiver für die Einheit des Kreises kämpfen sollen. Das aber will er nicht auf sich sitzen lassen und sagt, dass er sehr viel geredet habe, aber eben mit den Entscheidungsträgern in München .

    Freudenberger versichert: Schadenfreude habe er nicht verspürt

    Das Lautstarke und Aggressive liegt ihm nicht. Die Nachricht, dass die Staatsregierung Neu-Ulm nicht in die Kreisfreiheit entlassen will, habe ihn klar gefreut, „aber ohne Schaum vor dem Mund“. Schadenfreude habe er nicht verspürt und stets gesagt, auch nach so einer Entscheidung müsse man wieder zusammenarbeiten. Deshalb habe er sich nie provozieren lassen und gehandelt, ohne zu übertreiben und ohne zu verletzen: „Sonst stünden wir vor einem Scherbenhaufen.“ Jetzt könnten die anstehenden Themen abgearbeitet werden, wie der Neubau des Lessing-Gymnasiums.

    Das ist Thorsten Freudenberger

    Persönlich Thorsten Freudenberger ist 46 Jahre alt, verheiratet und hat einen Sohn. Er lebt in Unterfahlheim, hat seine Wurzeln aber in Bellenberg und Vöhringen, wo er seine Kindheit und Jugend verbrachte. Seine Hobbys: Radeln, Reisen und Lesen.

    Beruflich Nach seinem Abitur am Illertal-Gymnasium studierte er Germanistik, Geschichte und Politik in Augsburg. Von 2002 bis 2014 war er Lehrer am Bertha-von-Suttner-Gymnasium Pfuhl.

    Politisch Freudenberger war Orts-, Kreis- und Bezirksvorsitzender der Jungen Union, seit 2009 steht er der CSU im Kreis vor. Er war Stadtrat in Vöhringen und Kreisrat. 2014 wurde er mit 58,5 Prozent der Stimmen Landrat. (hip)

    Natürlich gab es nicht nur schwierige Dinge zu meistern, sondern auch Schönes. Dazu gehört für Freudenberger der Start des Fernwärmenetzes in Weißenhorn , weil das dem Klimaschutz dient, oder die Nachricht, dass in den Ausbau der Illertalbahn 330 Millionen fließen, und auch „der Abschluss der Neubaumaßnahmen am Nikolaus-Kopernikus-Gymnasium war ein schöner Termin“.

    Die vielleicht gewichtigste Entscheidung, die in seiner Amtszeit gefällt wurde, ist die neue Klinikstruktur, die mit breiter Mehrheit vom Kreistag getragen wird. Dieses Konzept sichere die Zukunft der drei Häuser. Dass die Illertalklinik zu einem modernen Gesundheitszentrum umgebaut und dort die Pflege stärker in den Fokus genommen werde, sieht er als zukunftsweisend an in einer älter werdenden Gesellschaft. Allerdings müsse das eben immer wieder erklärt werden. „Man muss die Vorteile aufzeigen, dann gibt es auch Zustimmung“, glaubt Freudenberger . Erklären, das ist eben sein Ding, deshalb liebt der ehemalige Lehrer wohl auch den Wahlkampf so: „Ich bin ein

    Freudenberger: "München steht nicht zur Debatte"

    Früher wurde ihm nachgesagt, er interessiere sich auch für die höheren Weihen eines Ministeramtes, doch das streitet Freudenberger vehement ab. „Ich bin mit Leib und Seele Landrat“, betont er. „ München steht nicht zur Debatte.“ Er bezeichnet sich als einen bodenständigen, weltoffenen Lokalpatrioten und findet, man dürfe durchaus Lebensfreude haben in der Politik. Die will er nicht denjenigen überlassen, welche die Gesellschaft mit Angst und Verunsicherung destabilisieren wollen: „Wir müssen Lösungen aufzeigen und sie mutig angehen.“

    Rückhalt in schwierigen Zeiten geben ihm da seine Frau und sein kleiner Sohn, denn er sei ein Familienmensch. Dass die beiden stets in der Nähe sind, sieht er als ganz großes Plus an: „Ich kann oft bei meiner Familie sein. Meine Aufgabe lässt mir die Zeit dazu.“ Außerdem profitiere er sehr von seinem sozialen Umfeld mit Freunden und Bekannten. Das habe unter seinem Amt nicht gelitten.

    Unter dem Strich sei „alles anders gekommen, als ich vor sechs Jahren gedacht hatte. Aber man muss halt mutig was machen“. Und es dann gründlich erklären.

    Die Kandidaten für die Wahl des Landrats stellen sich unseren Fragen bei der Podiumsdiskussion in Weißenhorn . Mehr dazu lesen Sie hier: Wahlpodium jetzt in Weißenhorn

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